Dann kommt es in Joël Dickers neuem Roman zu einem Wechsel in der Zeit, nicht am Ort, wobei wir uns von der neu eingeführten Figur namens Macaire Ebenezer gleich verabschieden wollen, um das zu beschreiben, was Kritiker an Dickers Buch „Das Geheimnis von Zimmer 622“ zum Teil heftig irritierte! Hierfür sei zuerst einmal der Begriff „Matroschka-Prinzip“ eingeführt. Unter einer Matroschka (auch Matrjoschka in neuerer Schreibweise) versteht man eine traditionelle russische, ineinander schachtelbare Puppe. In die Welt der Literatur übertragen umschreibt das Matroschka-Prinzip ein Verfahren, mit dem Romane in eine Art Verkapselung überführt werden können. Wobei die werten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gerne auch Zeitsprünge einarbeiten und ihr Hang zu vielerlei Erzählperspektiven bei der Leserschaft nicht selten Verwirrung und auch Verdruss hervorruft.
Joël Dicker zeigt sich in seinem Buch „Das Geheimnis von Zimmer 622“ von einer besonders engagierten Seite – will sagen: Er treibt Möglichkeiten des Prinzips so weit, dass Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Unterfangens entstehen. Man meint, Joël Dicker treibe Schabernack! Denn nichts ist so gemeint, wie eingangs beschrieben. Ständig verändern sich nicht nur die Sichtweisen, sondern die Anordnung der Dinge insgesamt. Zweifelsohne ist das Buch eine Herausforderung, nur eines scheint klar: dass Dicker unbedingt unterhalten will, manchmal vielleicht sogar zu sehr.
thk
Joël Dicker
Das Geheimnis von Zimmer 622
Piper Verlag, München 2021
624 S., 25,00 €
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