Die Kreise sich schließen: Vom aktuellen zum ehemaligen Gefängnis und wieder zurück. Das war in den vergangenen Wochen und Monaten der Rhythmus eines der bekanntesten Häftlinge des Landes, Guy Peiffer. Tag für Tag bestieg er am Morgen in Schrassig den Bus, fuhr damit in die Hauptstadt, durchquerte die „Cité judiciaire“, um mit dem Lift in den Grund zu gelangen.
Bald frei?
Guy Peiffer (64), der 1989 zu lebenslanger Haft wegen Doppelmordes und zu 15 zusätzlichen Jahren wegen Drogenhandels verurteilt worden war („Geesseknäppchen Connection“), könnte nach 24 Jahren hinter Gittern schon bald frei sein. Wie am Freitag zu erfahren war, ist die Stadt Luxemburg bereit, ihm eine Sozialwohnung zur Verfügung zu stellen. „Die Aussicht auf eine Freilassung ist noch nie so nahe gewesen“, meinte Peiffer denn auch gestern am Rande der Pressekonferenz.
Auf der Suche nach einem Galeristen
Dort, in dem einstigen Kloster, späteren Gefängnis und aktuellen Kulturzentrum Abtei Neumünster befand sich seit September „sein“ Atelier mit dem großen Keramikofen. Hier arbeitete er täglich bis 17 Uhr, und dann ging es wieder zurück nach Schrassig. In dem Atelier sind im Laufe der letzten Monate zahlreiche Figuren entstanden, von der Wandfliese bis hin zum übergroßen knallbunten Clown. Mal poly- und mal monochrom, mal glasiert und mal nicht. Naive Kunst ist seine Domäne, den Umgang mit Lehm beherrscht er zweifellos. Viele Jahre lang hat Peiffer ihn sich, als reiner Autodidakt, hinter den Gefängnismauern beigebracht. Und träumt davon, in Zukunft, wenn er erst einmal frei ist, einen Galeristen zu finden, was es ihm ermöglichen könnte, von seiner Kunst zu leben.
Vorerst einsam aber ist das, was der Künstler im letzten Halbjahr im CCRN schuf, demnächst in den Klostergewölben zu sehen. Zu seiner nach 2006 bereits zweiten Ausstellung im CCRN hat Guy Peiffer gleich drei Freunde mit eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren.
So werden bis zum 20. April nicht nur seine Skulpturen, sondern auch die der Bildhauer Michel Schiltz und Emandiev Svetoslav sowie die des Keramikers Martin Spanier zu sehen sein.
Auf das Leben danach vorbereiten
Die Pressekonferenz nutzten die Verantwortlichen des CCRN am Freitag aber nicht nur, um Guy Peiffer, sein Schicksal und seine künstlerische Arbeit zu präsentieren, sondern auch, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, Gefangene richtig auf ihr künftiges Leben in Freiheit vorzubereiten.
Im Fall Peiffer hat dies, dank des Einsatzes von Claude Frisoni, ehemaliger Leiter des CCRN, Guy de Muyser, ehemaliger Präsident des Kulturzentrums, dem einstigen Generalvikar Mathias Schiltz, Christiane Bisenius vom Luxemburger Gerichtshof und Serge Kollwelter als Streiter in Sachen Menschenrechten, so wie es den Anschein hat, bestens funktioniert.
Aber den meisten Häftlingen in Schrassig steht kein solch gewichtiges Quintett zur Verfügung, und allzu häufig wird die Vorbereitung auf das Leben danach vernachlässigt. Dabei, und das wurde gestern anlässlich der Ausführungen der Genannten deutlich gemacht, ist diese Vorbereitung von größter Wichtigkeit, wenn es darum geht, den Gefängnisinsassen nach ihrer Freilassung die Möglichkeit zu geben, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Hier bleibt noch vieles zu tun!
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