Im Gagastudio Hamburg hatten die vier Wendländer bereits ihre ersten beiden Alben aufgenommen, dort entstand sozusagen der typische Madsen-Sound. Über das Album, ihre Tour durch die USA und ihre Heimat Prießeck gab Schlagzeuger Sascha Madsen Auskunft.
Ihr habt just die Arbeiten an eurem fünften Album, „Wo es beginnt“, abgeschlossen. Hat sich bei euch über die Jahre eine gewisse Routine eingestellt oder seid ihr noch aufgeregt, wenn es ins Studio geht?
Sascha Madsen: „Es war extrem aufregend und alles andere als Routine. Dieses Mal haben wir alles selbst produziert. Es war ein immens wichtiger und gesunder Schritt für uns, noch mehr selbst in die Hand zu nehmen.“
Ihr habt erklärt, das Album sei aus dem Moment beziehungsweise dem Bauch heraus entstanden und ihr hättet nicht so viel nachgedacht. Woher kommt plötzlich diese Unbeschwertheit?
„Ich glaube, das hat was mit Sebastians Unfall zu tun (Sebastian Madsen, Sänger und Gitarrist).
Er war ja im März 2010, als beim Videodreh ein Stahlseil, an dem er hing, riss, aus fünf Metern Höhe ungeschützt auf den Betonboden gestürzt. Er hatte Glück im Unglück und zertrümmerte sich nur das Handgelenk und verletzte sich an den Rippen.
Kurz darauf erschien unser Album – zu dem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Danach geschah in Sachen Songwriting anderthalb Jahre nichts. Irgendwann, als er wieder ein paar Gitarrenakkorde greifen konnte, sprudelte es nur so aus ihm heraus.
Durch den Unfall und die Zwangsschreibblockade hatte sich ungemein viel in ihm angesammelt. Das war früher undenkbar. Beim Vorgängeralbum „Labyrinth“ war es ihm deutlich schwerer gefallen, Texte zu schreiben. Er musste sich ständig in Themen hineindenken und sich etwas aus den Fingern saugen.“
„Labyrinth“ war ein verhältnismäßig poppiges Album. Wieso?
„Das wollten wir so. Wir hatten von vornherein beschlossen, in Richtung Stadionrock zu gehen. Wir wollten das bis zum Schluss durchziehen. Letztlich war diese Entscheidung für die Entwicklung der Band sehr wichtig. Denn wir haben daraus viel gelernt.“
Ihr habt ein neues, selbst produziertes Album und zudem ein neues Label und Management. Warum dieser radikale Neustart?
„So radikal ist der gar nicht. Das passierte alles im Zeitraum von zwei Jahren. Mit dem Management, das wir erst zu „Labyrinth“ neu hatten, wurden wir menschlich nicht warm. Was das Plattenlabel betrifft, so war der alte Vertrag ausgelaufen. Also hörten wir uns mal um, wer noch Interesse an uns hat. So wurden wir dann fündig.“
Im letzten Jahr wart ihr auf Einladung des Goethe-Instituts in den USA auf Tour. Wie war es dort?
„Wir waren dank des Goethe-Instituts schon 2008 für zwei Konzerte in Südamerika. Dieses Mal waren es ganze sechs Wochen: von der Ost- bis hinüber zur Westküste, mit 13 Konzerten u.a. in San Francisco und New York. Zu verlieren hatten wir bei dieser Reise nichts. Denn an einigen Schulen, die wir besuchten, war der Madsen-Kosmos Bestandteil des Deutschunterrichts. Aber weder wir noch die Organisatoren hatten mit einer solchen Euphorie bei den US-Amerikanern gerechnet. In Long Beach spielten wir vor über 1.500 16- bis 22-Jährigen, die völlig durchdrehten. Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung und gab uns viel Kraft und Selbstbewusstsein.“
Ihr stammt aus Prießeck im Wendland. Wie wichtig ist euch eure Heimat?
„Ungemein wichtig. Zwar wohnen wir nicht mehr alle hier, aber unser Hauptstützpunkt ist nach wie vor hier. In einem Anbau an unserem Elternhaus sind unser Proberaum und ein kleines Studio. Hier treffen wir uns, fällen Entscheidungen und hängen miteinander rum – ohne abgelenkt oder gestört zu werden.“
Sehr ungewöhnlich ist, dass ihr die zweite Herrenmannschaft des Fußballvereins SV Küsten unterstützt, die Anfang Juni sogar Meister ihrer Klasse wurde. Wie kam euer Bandschriftzug auf deren Trikots?
„Großartig, nicht wahr? Nun, da spielen ein paar gute Freunde von uns mit. Uns verbindet sehr viel mit dem Verein. Auf deren Platz habe ich etwa meinen Junggesellenabschied gefeiert. Die Leute aus dem Verein kommen oft zu unseren Konzerten, und wir spielen ihnen öfters neue Stücke vor, um zu testen, wie sie ankommen. Man mag sich einfach. Also trat Sebastian aus Dankbarkeit offiziell in den Verein ein und wir finanzierten die Trikots.“
Als Männerbande hättet ihr eigentlich die Damenmannschaft unterstützen müssen, oder?
„Darüber hatten wir gar nicht nachgedacht, weil all unsere Kumpels in der Zweiten der Herren kicken. Aber das ist ein guter Ansatz. Wenn ich mich recht erinnere, haben die Damen zumindest schon mal in unseren Trikots trainiert.“
Zu Demaart
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