Es ist kurz nach 20 Uhr, als Sandrine Bonnaire als Erste den Saal betritt: «Was dagegen, uns in die Bar zu begleiten? Wir hatten einen langen und anstrengenden Tag und möchten gerne eine rauchen!»
" class="infobox_img" />Die ganze Woche über wurde im und um das Escher Lokal „Chez Olga“ gedreht
Eine 4,5 Millionen Euro teure Produktion
4,5 Millionen Euro beträgt das Budget zum Film «J’en rage de son absence» nach einem Drehbuch von Jérôme Tonnerre. Regie führt Sandrine Bonnaire, die weibliche Hauptrolle wird von Alexandra Lamy, die männliche von Oscar-Preisträger William Hurt gespielt.
Rund 55% des Budgets dieser Koproduktion stammt von Iris (Belgien und Luxemburg), den Rest steuern französische Partner bei.
Gedreht wurde bislang vor allem in Luxemburg, hauptsächlich im Studio, aber auch in Esch, in der Kanalstraße und im Hof der Brillschule.
Am Freitag verlässt die Filmcrew das Land, um in Belgien, in Arlon und nahe Brüssel weitere Szenen zu drehen. Anschließend geht es nach Frankreich, wo ebenfalls noch einige Drehtage anstehen.
Gegen Ende April wird alles im Kasten sein. Dann folgt die Weiterverarbeitung und im späten Herbst dürfte der Film definitiv kinoreif sein.
Ob er aber dann schon in die Säle kommt, darüber sind sich die Verantwortlichen noch nicht sicher. Von Iris war zu erfahren, dass dies eine eher schlechte Zeit sei, um einen neuen Film zu lancieren. Schlecht, weil «zwischen den wichtigen Festivals». So wartet man vermutlich ab und wird «J’enrage de son absence» erst Anfang 2012 zeigen. Rund 30 Filme hat Iris bereits fertiggestellt. Zahlreiche davon wurden Erfolge, erhielten Preise. Wie zum Beispiel «Dernier étage, gauche, gauche», der vor kurzem bei der Berlinale den Preis der «Fédération internationale de la Presse cinématographique», des internationalen Verbands der Filmkritik, bekam.
Im Saal Diekirch des Hotel du Parc an der Echternacher Straße darf nämlich nicht geraucht werden. Aber sowohl Alexandra Lamy als auch Sandrine Bonnaire haben sich dem blauen Dunst verschrieben. Also geht’s rüber in die Bar. Recht so. Ist auch viel gemütlicher.
Der Ober bringt eine Flasche französischen Rotweins, ein St- Julien, die Regisseurin und ihre weibliche Hauptrolle stecken sich eine Zigarette an und nippen an ihren Gläsern. «Ich habe eine schöne Frau gesucht, graziös sollte sie sein, liebenswert, aber auch etwas streng und kantig: So wie Alex!», erklärt Sandrine Bonnaire ihre Wahl für die Rolle der Mado in dem Streifen, in dem ihr Ex-Lebensgefährte William Hurt die männliche Hauptrolle (Jacques) spielt.
Ein Blick reicht
Alex(andra) lächelt und erwidert sogleich das Kompliment: «Sie ist so nett, wir arbeiten sehr gerne zusammen. Und alles geht so leicht! Das ist der Vorteil, wenn eine Schauspielerin Regie führt. Sie weiß, sich in uns hineinzuversetzen. Meist reicht ein einziger Blick von ihr und wir wissen sofort, was wir falsch und was wir richtig gemacht haben. Ich nenne sie nur noch Sandrine Bonheur!»
Das mit der perfekten Zusammenarbeit stimme wirklich, bestätigt Sandrine, die sich sichtlich darüber freut, dass die Dreharbeiten so flott vorangehen und sich das ganze Team wunderbar versteht.
Schauspielerin als Regisseurin
Es ist erst der zweite Film, bei dem die erfolgreiche Schauspielerin, die bereits zweimal den César gewann, nicht vor, sondern hinter der Kamera steht. Ihr Regiedebüt hatte sie 2007 mit «Elle s’appelle Sabine», einem Dokumentarfilm über ihre autistische Schwester. «J’enrage de son absence» sei, so Sandrine Bonnaire, eine Art Hommage an ihre Eltern, nachdem der vorherige Film eine solche an ihre Schwester war.
Im Film geht es um ein junges Ehepaar, Jacques und Mado , das ihr Kind durch einen tragischen Unfall verliert. Der Schmerz, den beide empfinden, wird schließlich so unerträglich, dass sich die zwei trennen. Neun Jahre später begegnen sie sich wieder. Der Mann ist immer noch allein, die Frau jedoch in der Zwischenzeit eine neue Beziehung eingegangen: Sie hat zum zweiten Mal geheiratet und ein Kind, einen siebenjährigen Sohn (Paul). Mado und Jacques treffen sich mehrmals in einer Gaststätte (diese Szenen wurden im Laufe der Woche in Esch in der Kanalstraße gedreht). Zwischen Jacques und Paul entsteht eine liebevolle Beziehung, doch die neue Ehe von Mado droht daran auseinanderzubrechen …
William Hurt als Film-Vater
Und wie kam es dazu, dass gerade ihr Ex-Lebensgefährte William Hurt die Rolle des Jacques inkarniert?
«Eigentlich schwebte mir Jacques Dutronc, den ich sehr bewundere, für diesen Part vor», lächelt die Regisseurin. Allerdings sei der für die Rolle des Vaters eines Siebenjährigen zu alt gewesen. So sei denn die Wahl auf William Hurt gefallen.
Mit ihm zusammen hat Sandrine Bonnaire übrigens im wirklichen Leben eine gemeinsame Tochter. Und wie klappt die Zusammenarbeit am Set? «William ist wunderbar, wir verstehen uns sehr gut und er ist genau der Richtige für die Rolle!»
Alex(andra) Lamy wirft ein: «Sandrine ist einmalig: Ich habe so was noch nie gesehen. Sie steht den ganzen Tag hinter der Kamera und beobachtet uns.
Vertrauen ist wichtig
Und wenn man ihr ins Gesicht schaut, dann merkt man, dass sie sich selbst komplett in die Rolle hineinversetzt. Sie leidet förmlich mit, wenn es ums Leiden geht, sie lächelt, wenn die Rolle dies erfordert.»
Sandrine Bonnaire nickt bejahend und zündet sich eine weitere Zigarette an: «Stimmt, ich fühle bei allen mit. Mal bin ich Mado und mal Jacques. Und wenn ich Jacques bin, dann bin ich in Mado verliebt. Also in Alex …» Beide lachen. «Doch, das ist wirklich so», bekräftigt die Regisseurin, «und alles beruht auf gegenseitigem Vertrauen. Es gibt nichts Wichtigeres bei einem Film, als dass das Verhältnis zwischen dem Regisseur und den Schauspielern stimmt. Das ist ein ständiger Austausch. Und ohne Vertrauen wäre es schrecklich.»
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