Es ist wahrscheinlich die letzte groß angelegte Verschönerungsaktion, die dieser Ort erleben wird. Immerhin sind die Gebäude dazu bestimmt, irgendwann in naher Zukunft abgerissen zu werden («all over», die Zweite), aber dann soll man bereits in den «Rotondes» eine neue Heimat gefunden haben. Nun eignen sich solche Orte aber hervorragend für eine ganz bestimmte Art von Kunst, die nicht zwangsläufig über das Atelier oder die Galerie den Weg zu ihrem Publikum findet, sondern schon immer draußen war.
Zurück zu den Wurzeln
Die Rede geht von dem, was gemeinhin als «Street Art» oder urbane Kunst bezeichnet wird. Zwölf Künstler haben aus dem Innenhof und den Außenwänden der «CarréRotondes» ihre Leinwand gemacht. Sie kommen aus Luxemburg, Paris, Brüssel und sie benutzen die unterschiedlichsten Techniken, aber gemeinsam sind ihnen ihre Wurzeln in der Graffiti-Kunst.
Von den mehr oder wenigen klassischen Graffiti bis hin zum subtilen Spiel mit Farben und Drucken, findet sich hier eine große Bandbreite von dem, was im Laufe der Jahre «Street Art» geworden ist und was auch den Weg in Museen und Galerien gefunden hat. Gewissermaßen war es der Weg aus dem Untergrund und dem Halblicht in die Scheinwerfer der Institutionen. Nur ab und zu kehrt man eben dorthin zurück, wo man eigentlich herkommt. Nach draußen, in die Innen- und Hinterhöfe, wo blasse Wände nur darauf warten, verschönert und belebt zu werden.
Fertigstellung
Das Besondere an der Vernissage vom Donnerstagabend war, dass hier auch ein Hauch von Finissage mitschwang. Am frühen Morgen hatten sich die Künstler an ihr bisweilen gigantisches Werk gemacht. Und wer eine meterhohe Außenwand als Leinwand benutzt, braucht eben Zeit, bis das Werk das
hergibt, was es hergeben soll.
Der Gigantismus hat seinen Preis. Und so sah man bei der offiziellen Eröffnung nicht eben wenige, die noch nicht ganz fertig geworden waren und letzte Korrekturen und Details anbrachten. Doch auch das war so geplant, die Besucher sollten miterleben können, wie Kunst entsteht. Während die einen sich also schon unters Volk mischen konnten, waren andere noch beschäftigt, «work in progress». Und während Vernissagen manchmal vor allem davon abhängig sind, ob der Sekt schön kalt ist und die Schnittchen frisch, freute man sich am Donnerstag darüber, dass das Wetter mitspielte. Die Künstler, weil sie ihre Werke vollenden konnten, das Publikum, weil es einen gefühlten Frühlingsabend erleben konnte, der sich vor allem draußen abspielte. Ganz wie es sich für eine Vernissage um Straßenkunst gehört.
Erstlingswerk
Aber ein bisschen wird sich das Ganze dann doch in geschlossenen Räumen abspielen. Unter der Leitung von Stick werden Schüler des «Lycée Nic Biever» aus Düdelingen für die Dauer der Ausstellung (bis zum 5. April) eine ganze Reihe von Graffiti-Ateliers besuchen. Am Ende sollen die Nachwuchskünstler dann ihr erstes «Fresko» präsentieren.
Die Ausstellung ist vor allem im Rahmen der «Jeudiscover»-Abende in den «CarréRotondes» zu besichtigen (15., 22., 29. März und 5. April ab 18.00 Uhr), aber dass sie außerhalb dieser Zeit nicht eingepackt und weggeräumt wird, erlaubt dann doch eine gewisse Flexibilität.
Der Eintritt ist natürlich frei.
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