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Alles Ansichtssache

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Der Name der Ausstellung sorgt für Verwirrung und weckt die Neugier: "Invisible more visible more invisible" hat Marco Godinho sie genannt und will das Ganze als Palindrom verstanden wissen.

Ob man den Titel nun von vorn liest oder von hinten: Heraus kommt immer dasselbe. Im umgekehrten Schluss könnte man behaupten, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat: Alles ändert sich,je nachdem, aus welchem Blickpunkt man es betrachtet.

Statt 41 prangt auf der Eingangstür des Casinos Luxemburg in der rue Notre-Dame derzeit eine um 90 Grad gekippte 8, das Zeichen für Unendlichkeit.

Zeit und Raum

Es handelt sich dabei um eine Kopie der Hausnummer des 1978 geborenen Künstlers, der durch das Spiel mit der Zahl die geltenden Regeln betreffend Zeit und Raum außer Betrieb setzen möchte: Wer dieses Haus betritt, so viel ist sicher, den erwartet im Innern eine andere Sicht auf die Dinge.

Marco Godinho, der in Portugal geboren wurde und in Luxemburg aufgewachsen ist, arbeitet abwechselnd im Großherzogtum und in der französischen Hauptstadt. Und sein Werk spiegelt sein durch wiederholte Entwurzelungen geprägtes Leben wider, wobei die Themen des Orientierungsverlustes oder des Irrweges eine zentrale Rolle spielen. Betritt der Besucher das Casino, so findet er in der Eingangshalle eine große Installation, die aus einem metallenen Gerüst besteht, an welchem Tausende von Ausschnitten aus Enzyklopädien befestigt sind. Diese Arbeit, „History revisited“, besteht aus zwei Teilen, der Installation „Loose Associations“ sowie einer weiteren namens „Memory Hole“, die im Nebenraum zu sehen ist und aus den mit dem Cutter bearbeiteten Enzyklopädien besteht (siehe kleines Bild über dem blauen Infokasten). Godinho arrangiert so auf unkonventionelle Art ein neues Bild der Geschichte der Menschheit. Eine willkürliche Zusammenstellung von Ereignissen, Bildern, Artikeln, die zusammenhangslos, chaotisch angeordnet sind.

Zartes Gleichgewicht

Im Foyer findet man die Arbeit «Fortune Balance»: Von der Decke hängt ein aus Tausenden 1-Cent-Münzen bestehender Stalaktit, dem vom Fußboden aus ein Stalagmit aus Geldstücken entgegenragt (siehe Bild rechts oben). Dazwischen fehlt eine Faust voll Münzen. Ein prekäres Gleichgewicht aus den kleinsten Euromünzen, die Fragilität unseres Währungssystems illustrierend.

In «Invisible more visible more invisible» zeigt uns der Künstler noch eine ganze Reihe weiterer Arbeiten. Poetisch, konzeptuell und philosophisch sind die Werke Godinhos, mit denen er Gesellschafts- und Kulturpolitik infrage stellt.

Interessant ist auch die besondere Herangehensweise des Künstlers zur Ausstellung selbst. Sie entwickelt sich nämlich in drei verschiedenen Etappen. Vor dem Casino Luxemburg wurde sie im Kunstverein Aschaffenburg gezeigt, im Mai schließlich wird sie nach Metz umziehen, ins «Faux Mouvement – Centre d’art contemporain». Dabei verändert sich die Ausstellung jedes Mal. Bestehende Installationen werden auf die neuen Räumlichkeiten zugeschnitten, andere kommen hinzu. Neue Blickwinkel entstehen. Alles Ansichtssache eben!