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Zielstrebig durch den Flugkorridor: Vier Luxemburger Piloten bei der „Air Navigation Race“ in Portugal

Zielstrebig durch den Flugkorridor: Vier Luxemburger Piloten bei der „Air Navigation Race“ in Portugal

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An der diesjährigen „Air Navigation Race“-Weltmeisterschaft im portugiesischen Santa Cruz waren unter den 44 Teams aus 17 verschiedenen Ländern auch vier Piloten aus Luxemburg dabei. Was die junge Crew dort erlebte, erfuhr Robert Spirinelli.

Sascha Zeidler, Dennis Mettler, Laurent Schneider, Luis Pais

Zuversichtlich waren die vier „Young Pilots“ Laurent Schneider, Luis Pais, Sascha Zeidler und Dennis Mettler vom Findel aus gestartet, um Kurs Richtung Portugal zu nehmen, wo in Santa Cruz in der Nahe von Lissabon die diesjährige „Air Navigation Race“-Weltmeisterschaft stattfand.

Die Erwartungen waren hoch, zumal bei der vorigen WM die Luxemburger Crew hervorragende Platzierungen erzielt hatte. Nicht ganz so optimal lief es allerdings für das neu aufgestellte Team um Laurent Schneider, denn am Ende reichte es lediglich für Rang 38 und 39 unter den 44 Teams. Dennoch kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen, denn die Sportflieger haben weitere Ambitionen und streben neue Ziele an.

Um was geht es bei einer ANR-Weltmeisterschaft tatsächlich?

Laurent Schneider

Laurent Schneider: Alle Teilnehmer müssen einen vom Veranstalter vorgegebenen virtuellen Korridor so genau wie möglich durchfliegen. Die Flugstrecke wird anhand einer Computersoftware auf einer Karte dargestellt. Dieser Kurs muss dann möglichst präzise und zeitgenau abgeflogen werden. Während dieser Zeit muss das Flugzeug innerhalb des Korridors bleiben, was bedeutet, dass Berühren oder gar Überschreiten der virtuellen Wände zu Strafpunkten führt. Die Flugstrecke von ungefähr 20 Minuten ist recht kurz gehalten, damit es auch für die Zuschauer interessanter ist. Jeweils vormittags und nachmittags war eine solche Strecke zu bewältigen.

Ist man als „Young Pilot“ an ein Alterslimit gebunden?

Luis Pais

Luis Pais: Das habe ich mich auch gefragt, als ich dem Club der Young Pilots Luxemburg asbl beitrat, da ich zu dem Zeitpunkt 30 Jahre alt war. Allgemein wird man allerdings bis zum Erreichen von 300 Flugstunden als YP eingestuft, also nicht das Alter, sondern eher die Erfahrung ist ausschlaggebend. Insgesamt zählen wir 120 Mitglieder, von denen 30 bis 50 auch regelmäßig aktiv sind.

Wie lange im Voraus konnten Sie sich auf diese Weltmeisterschaft vorbereiten?

Sascha Zeidler

Sascha Zeidler: Gut acht Monate konnten wir uns vorbereiten. Teilweise haben wir diese Zeit genutzt, um diese so genannten Korridore mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln originalgetreu nachzubilden und so zu berechnen, wie es dann bei solchen Wettbewerben verlangt wird. Dazu gehört u.a. die Topografie studieren, Wendepunkte berechnen, Flugpläne erstellen und dann den Parcours möglichst genau abfliegen. Das haben wir regelmäßig trainiert und versucht, das Beste daraus zu machen.

Wie wurde die Auswahl der teilnehmenden Piloten getroffen?

Laurent Schneider: Nun, eine Auswahl zu treffen und wer schließlich dabei ist, ist in unserem Fall deshalb sehr schwierig, weil viele von uns den Weg des Berufspiloten einschlagen und zur Schulung müssen. Wir sind dann schon froh, wenn motivierte Leute zusammenfinden und Zeit zum Mitmachen aufbringen, denn bei einer WM sind wir immerhin eine Woche lang unterwegs, ohne den großen Zeitaufwand fürs Training und natürlich den finanziellen Aspekt zu betrachten.

Mit welcher Maschine haben Sie an der Weltmeisterschaft teilgenommen?

Sascha Zeidler: Wir sind mit einer Klubmaschine des Aéro-Sport, einer Cessna 172, geflogen, einem Flugzeug, das sich hervorragend für solche Aufgaben eignet. Rund 50 Prozent der Teilnehmer waren mit Ultraleichtflugzeugen, also ULMs, dabei.

Die rund 2.000 km lange Reise nach Santa Cruz war bestimmt auch schon eine Herausforderung, und spannend, oder?

Luis Pais: Ja, schon, und da ich eine Ausbildung zum Berufspiloten anstrebe, brauche ich nun mal auch Flugstunden. Dies war also für mich ein guter Zeitpunkt, um mit einem erfahrenen Piloten wie Laurent dorthin zu fliegen. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, nicht immer nur hier in der Gegend rumfliegen zu müssen, sondern auch mal weiter zu kommen. Es war großartig, mit einer solch kleinen Maschine durch Europa zu fliegen. Mit Pausen- und Tankstopps waren wir rund 11 Stunden unterwegs.

Nach guten Resultaten bei der vorigen Weltmeisterschaft sollte es diesmal nicht so gut klappen. Woran lag’s?

Laurent Schneider: Es war extrem schwierig, schon allein da wir ein völlig neues Team sind. Ich war der Einzige, der vor ein paar Jahren damit angefangen hat. Die vorige Crew hatte ein recht hohes Niveau, da wir bereits viel zusammen geflogen sind und trainiert hatten. Einige Kollegen absolvieren jetzt ihre Ausbildung zum Berufspiloten. Zu Beginn der Vorbereitungen und der praktischen Trainings mussten wir also ein neues Team aufstellen. Das erleichtert die Aufgabe nicht, denn man braucht schon etwas Zeit, bis eine Mannschaft sich eingespielt hat. Für ein neues Team ist es dann besonders schwierig, weil das Niveau einer solchen WM extrem hoch ist.

Luis Pais: In der Tat waren hier Leute mit viel Erfahrung und Flugstunden dabei, darunter sogar Militärpiloten. Wir waren bei dieser WM wortwörtlich die sehr jungen Piloten.

Was sollte Ihrer Meinung nach verbessert werden?

Laurent Schneider: Das Team muss sich jetzt finden, damit dieselben Leute bei kommenden Veranstaltungen erneut zusammen fliegen können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Zukunft bessere Ergebnisse erzielen werden. Es ist nur eine Frage der Erfahrung und des gemeinsamen Trainings.

Sascha Zeidler: Das eigentliche Problem besteht darin, dass wir beim Training die Vorgaben der Veranstalter nicht zu 100 Prozent umsetzen können. Dazu gibt eine spezielle Software, die Korridore auf einer Karte genau darstellt, anhand derer man dann trainieren kann. Diese Software haben wir derzeit nicht, prüfen aber die Anschaffungsmöglichkeiten, um so auch hier in Luxemburg bessere Trainingseinheiten zu haben. Dies ist ein wichtiger Punkt, den wir verbessern müssen, und dann eben üben, üben und üben.

Und was ist das Positive, das man von dieser WM zurückbehalten sollte?

Laurent Schneider: Da gibt es einiges Positives. Man lernt z.B. viele Menschen aus anderen Nationen kennen, Freundschaften werden geknüpft und man erntet neue Erfahrungen, entdeckt neue Regionen und steht somit immer wieder vor neuen Herausforderungen.

Luis Pais: All diese Nationen, die gesamte Kommunikation und die verschiedenen Kulturen unter den Piloten tragen trotz des Wettbewerbs eher zur Freundschaft als zur Rivalität bei.

Kann man davon ausgehen, dass auch im kommenden Jahr eine Mannschaft aus
Luxemburg an der ANR-Weltmeisterschaft teilnehmen wird?

Laurent Schneider: Auf jeden Fall. Nächstes Jahr findet der ANR World Cup in Stellenbosch in Südafrika statt. Dort werden wir allerdings mit einem Linienflug hinfliegen und vor Ort eine Maschine mieten.

Als Routinier und langjähriges Vorstandsmitglied der Internationalen Sportflieger saßen Sie, Jean Birgen, bei dieser WM in der Jury. Wie waren Ihre Eindrücke?

Jean Birgen: Wie die Jungs bereits sagten, geht es im Grunde nur um Training, Erfahrung und Teamwork. Ich bin jedoch erstaunt, mit welcher Präzision die Polen, Tschechen, Südafrikaner und sogar die Spanier bei dieser WM durch diesen Zick-Zack-Parcours geflogen sind und die Zeitkontrollen, von denen sie nicht einmal den genauen Standort kannten, sekundengenau passiert haben. Dabei nutzt die Geschwindigkeit nichts, da alle Teilnehmer mit rund 75 Knoten unterwegs sind; wichtig ist es, im richtigen Moment am richtigen Punkt zu sein, das Ganze, ohne den vorgegebenen Korridor zu verlassen. Zudem wurde das Race über Großbildschirme live übertragen – wer das Ganze mitverfolgt, kann schon ins Schwärmen geraten. Hut ab vor all diesen jungen Piloten, die ganz sicherlich zur Attraktivität des Flugsports beitragen.