Die schrecklichen Dramen, die sich in der Ukraine abspielen, sehen wir jeden Tag. An den Bildern von Explosionen, Zerstörungen und Toten kommt niemand vorbei. Die Dramen in Russland sind andere, sie passieren im Verborgenen – und wirken wie die Vorboten einer zappendusteren Zukunft für die Menschen in dem Land.
Während in der Ukraine die Bomben krachen, verstummen in Russland die Kritiker des Krieges. Familien zerbrechen und aus Freunden werden Feinde. Russinnen und Russen, die gegen den Krieg sind, gehen gerade innerlich zugrunde. Wer mit ihnen spricht, hört vor allem Verzweiflung. Der Mut, sich gegen Präsident Wladimir Putin zu stellen, wurde innerhalb von drei Wochen regelrecht zermalmt. Die Propagandamaschine des Kreml scheint übermächtig, bei Widerspruch drohen existenzvernichtende Haftstrafen – wer die Wahrheit sagt, muss mit 15 Jahren Gefängnis rechnen. Der Staat nimmt alle seine Bürger ins Visier. Was bleibt, ist Resignation.
Putin hat Russland mitsamt seinen Bürgerinnen und Bürgern von der Welt abgekoppelt. In seiner bislang düstersten Rede seit Kriegsbeginn hat der russische Präsident am Mittwoch alle Andersdenkenden als „Abschaum und Verräter“ bezeichnet, die „echte Patrioten einfach ausspucken wie eine zufällig verirrte Mücke“. Wenn Russen jetzt ins Exil gingen, sei das eine „natürliche Säuberung“, die das Land „nur stärken“ könne. Putin scheint, wenn er spricht, von Groll zerfressen. Sein Auftreten ist nicht das eines siegreichen Feldherren oder großen Anführers. In seinen Augen sieht man einen miesen Verlierer, der über Leichen geht, um die Schmach zu lindern. Bislang türmen sich diese Leichen in der Ukraine. Aber auch in Russland geht die Angst um.
Zehntausende Russinnen und Russen haben ihre Heimat bereits verlassen. Doch das Land zählt fast 150 Millionen Einwohner. Viele Hunderttausende Kriegsgegner sind noch dort. Alles deutet darauf hin, dass das Zeitfenster, in dem ein Entkommen möglich ist, sich rasant schließt. Auch das zeigen Gespräche mit jenen, die noch in Russland sind, ohne Putins Lügen verfallen zu sein. Viele wissen weder ein noch aus. Wie Svetlana, eine Musikerin und Lehrerin Anfang 30, zeichnen sie ein düsteres, deprimierendes Bild. Am Telefon sagt sie, dass sie sich für ihren fünfjährigen Sohn zusammenreißen müsse, ihm eine stabile Mutter sein will.
Svetlana sagt aber auch, was das alles mit ihr macht. Die nächsten Zeilen dieses Editorials gehören ihr: „Ich fühle mich wie in einer Falle. Ich bin gegen den Krieg. Das macht mich zum Feind meines Staates. Auch der Westen sieht mich als Feind und bestraft mich, indem er mein Geld blockiert und mich so daran hindert, dieses Land zu verlassen. Und natürlich bin ich, das ist ja klar, als Russin ein Feind der ukrainischen Nation, die gerade so über allen Maßen leiden muss. Auf meinen Schultern lastet enormer Druck – es ist so traurig, der Feind von allen zu sein.“
Als Symbol des Krieges und des Hasses ist der Buchstabe „Z“ in Russland allgegenwärtig geworden. Angetrieben von einer staatlichen Kampagne, prangt er auf Plakaten quer durchs Land. Das „Z“, mit dem zu Beginn der russischen Invasion Panzer markiert wurden, klebt jetzt auf Autos und ziert T-Shirts. In den Schulen malen Kinder den Buchstaben in den Farben der russischen Fahne. Als seien jetzt alle im Krieg, als seien jetzt alle Soldaten. Was den Nazis das Hakenkreuz war, ist den Putinisten dieses „Z“ geworden. Putin lässt über Russland den Vorhang der Diktatur herunter. Der Buchstabe, der darauf steht, ist ein Z wie zappenduster.
Mehr als fünfzig Jahre lang wurden "Erkenntnisse" posaunt, wie man den zweiten Weltkrieg hätte vermeiden können. Doch nun geschieht exakt das gleiche: ein machtlüsterner Politiker foppt die ganze Welt. Macht Stadion-Auftritt, setzt auf Symbolik (Z), und ist so brutal wie niemand zuvor. Und erneut erstarrt die Welt wie das Kaninchen vor der Schlange. Halbherzige Sanktionen werden verhängt. Gutmenschen liefern "Hilfgüter", Flüchtlinge werden mehr oder weniger versorgt, doch niemand wagt es konkret ein zu greifen, und den Menschen vor Ort zu helfen.
....und in Nord Korea müssen die Menschen fünfmal am Tag das Loblied auf Kim singen. Was veranlasste 40-45 viele Luxemburger den Nazis freundlich zu begegnen?(Gielemännercher)
Die Angst vor Repression.Wenn's um die eigene Haut geht ist der Mut schnell verflogen.