Jedes Jahr wird ein bisschen mehr in die wichtigsten Tage des Jahres investiert. Laut aktueller Analysen des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International werden Urlauber in diesem Jahr 3,3 Prozent mehr für Reisen ausgeben als im Vorjahr, 2024 rechnet man mit einer weltweiten Summe von drei Milliarden US-Dollar.
Und das, obwohl gerade ein neuer Trend in die Tourismusbranche Einzug hält: der „Greta-Effekt“. Reisen ja, aber klimafreundlich soll der Urlaub schon sein. Neben einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wollen die Reisenden der künftigen Jahre besondere Erlebnisse mitnehmen: Der Urlaub soll einzigartig werden, authentisch sein, und besonders lokale Erlebnisse sind gefragt. Alles verbunden mit dem Gefühl, „klimafreundlich“ gehandelt zu haben. Hier scheint die Zukunft der Anbieter zu liegen, die private Räumlichkeiten an Gäste vermitteln.
Doch neben dem Umweltaspekt, den Greta vermittelt, gibt es weitere Tendenzen bei künftigen Reisenden: Ein weiterer wichtiger Trend, so die Herausgeberin der Studie, Caroline Bremner, ist der Aspekt „Zeit“. Der künftige Reisende möchte keine Zeit verlieren, denn diese ist wertvoll. Hier haben die klassischen Hotels ihren großen Vorteil. Gut geführte Hotelunterkünfte sind rund um die Uhr besetzt, erfüllen ihren Gästen jederzeit (fast jeden) Wunsch, bieten Restaurant, Wellnessbereich und mehr. Aber eins nach dem anderen.
Der Klassiker: Das Hotel
Das Hotelzimmer ist wohl nicht so geräumig wie eine ganze Wohnung, aber hier empfangen mich ein flauschiger Bademantel und Einmal-Frottee-Hausschuhe, mit denen ich bequem in den Wellnessbereich meines Hotels gelange. Vorher gab es ein Frühstück ans Bett, mit allem, was das Herz begehrt: Kaffee, Croissant, Marmelade, Crumbled Eggs mit Bacon und Toast. Während ich die Wellnessoase genieße, werden die Frühstücksreste abgeräumt und das Personal kümmert sich um ein frisch gemachtes Zimmer. So oder so ähnlich könnte ein perfekter Urlaub aussehen. Dann ein Ausflug, danach der Besuch des Restaurants, ein Absacker an der Hotelbar. Für viele die ideale Urlaubsform mit Zeit zum Erholen, Entspannen oder auch Entdecken – Zeit, die sonst so knapp ist.
Es ist eine Form, Urlaub zu genießen, wie wir sie schon vor den Zeiten des Internets kannten. Vielleicht nicht immer so luxuriös, auch einfachere Gasthäuser bedienen dieses Konzept: Tisch selbst decken und abräumen, kochen, aufräumen und Betten machen fallen einfach mal weg.
Urlaub wie in einem neuen Zuhause: Airbnb und Co.
Ganz andere Wünsche bedienen hingegen Airbnb oder HolidayLettings. Statt eines kleinen Hotelzimmers finde ich hier mehr oder minder geräumige Wohnungen oder ein ganzes Haus. Möchte man eine Pause von der Außenwelt, besteht der Rückzugsraum nicht nur aus einem Bett mit Stuhl und Tischchen in der Ecke, auf dem man maximal seinen Laptop abstellen kann. Die Unterkünfte bei Airbnb und Co. gleichen eher einem vorübergehenden Zuhause. Dort kann man nach Lust und Laune seine Zeit verbringen. Einen ersten Kaffee auf dem Sofa, ein ausgedehntes Frühstück, gemütliches kochen, ein Glas Wein am Abend. Und dabei ist der „Greta-Effekt“ nicht zu unterschätzen, denn diese Art zu reisen verleiht dem Touristen das Gefühl, sich ökologisch freundlich zu verhalten: Bestenfalls ist der Besitzer selbst gerade nicht vor Ort und nutzt eventuell eine andere Airbnb-Unterkunft, der leer stehende Wohnraum wird also sinnvoll genutzt. Lebensmittel von meinem Hotelessen landen nicht im Müll, sondern wandern zurück in den Kühlschrank. Auch die Umweltfrage im Bad stellt sich erst gar nicht: Handtuchwechsel, ja oder nein. Die feuchten Handtücher kommen einfach täglich auf die Leine und müssen im Hotelzimmer nicht die seltsamsten Plätze zum Trocknen finden, um einen umweltfreundlichen Eindruck zu hinterlassen. Ein Gefühl von Zuhause in neuer Umgebung. Hinterlässt Ihnen der Vermieter dann noch ein paar Hinweise für die Erkundung der Umgebung, also „echte“ Geheimtipps, ist das authentische Urlaubsfeeling mit Öko-Aspekt perfekt.
Da gab es noch: Dienstreisen
Ein Segment, bei dem Hotels bisher eindeutig vorne lagen, sind die Angebote für Dienstreisende. Doch auch hier drängen Airbnb und Co. stetig nach vorn. Fragen an Vermieter, ob ihre Unterkünfte auch für Geschäftsreisende genutzt werden könnten, gehören zum Routinefragenkatalog für bestehende und angehende Anbieter. Hier sehen die Plattformen ihr Potenzial bei den jungen Kunden, so das Marktforschungsunternehmen Euromonitor International. Die Generation Y oder Millennials, geboren zwischen 1981 und 1999, ist heute 20 bis 37 Jahre alt. Menschen, die in der Vergangenheit gern über Plattformen wie Airbnb gereist sind. Sie haben jetzt die Ausbildung abgeschlossen oder die Uni verlassen und stehen im Berufsleben. Als junge Geschäftsreisende sind sie aktuelle lukrative Zielgruppe von Plattformen wie Airbnb. Damit zöge der „Alternativtourismus“ auch in die Geschäftswelt ein.
Eine italienische Mischform: Albergo Diffuso
In einigen teilweise verlassenen Dörfern in Italien gibt es ein interessantes touristisches Projekt. Es heißt „Albergo Diffuso“. Leer stehende Gebäude oder Wohnhäuser wurden wieder hergerichtet, um sie an Touristen zu vermieten. Doch verwaltet werden diese nicht über eine Plattform wie Airbnb. Der italienische Tourismusberater und Gründer des Konzepts, Giancarlo Dall’Ara, hatte eine andere Idee: Um anspruchsvollen Gästen das Flair eines historischen Bergdorfes und gleichzeitig den Service eines Hotels zu bieten, schlug er vor, nicht allein Wohnungen anzubieten, sondern zusätzlich die Annehmlichkeiten. „Albergo Diffuso“ nannte er das Konzept, die über den Ort verteilte Herberge. Bei einem „Albergo Diffuso“ werden die Urlauber ins Dorfleben integriert. Die Gassen des Dorfs sind der Hotelflur, der die einzelnen Unterkünfte verbindet, zum Frühstück trifft man sich in der lokalen Bar, Abendessen gibt es in der Pizzeria um die Ecke. Zimmerservice, Reinigung, aber auch Hilfe bei Fragen bietet die Rezeption. Ein Modell zum Träumen aus „Bella Italia“, das die Reisewünsche der Zukunft berücksichtigt: Umweltfreundlichkeit, das besondere Erlebnis inklusive dem Wunsch, die knapper werdende Zeit optimal zu nutzen.
Keng Vakanzen mei...dat ass net emweltfrendlech...