Mit der Weinlese beginnt jedes Jahr im September vor allem für den Osten Luxemburgs eine sehr geschäftige Zeit. Zahlreiche Erntehelfer arbeiten in den Weinbergen, um die Reben zu ernten, damit daraus Wein entstehen kann. Es ist ein wichtiger Moment für die Winzer.
In der Traubenlese arbeiten traditionell auch zahlreiche Saisonarbeiter aus Osteuropa. Sie kommen vor allem aus Polen und Rumänien. Damit die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen während der Traubenlese auch in Zeiten der Corona-Pandemie geschützt ist, haben die Winzerbetriebe bereits jetzt erste Schritte eingeleitet.
„Im Sommer kommen bereits einige Arbeiter zu uns“, sagt Weinbauberater Serge Fischer vom „Institut viti-vinicole“. „Das ist meistens eine Person pro Betrieb. Für sie wurden die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen.“ Diese Personen arbeiten viel im Freien im Weinberg, ihnen wird vom Arbeitgeber ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Das Risiko ist überschaubar. Diese Arbeitnehmer seien über die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums informiert worden, hielten die empfohlenen „gestes barrières“ ein und tragen auf der gemeinsamen Fahrt zum Weinberg einen Mundnasenschutz, erklärt Fischer weiter.
Branche hat die Initiative ergriffen
„Während der Traubenlese kommen natürlich mehr Leute“, so der Weinbauexperte weiter. „Der Sektor hat die Initiative ergriffen und führt nun Gespräche mit dem Gesundheitsamt, um Richtlinien festzulegen, die auch ins Rumänische und Polnische übersetzt werden sollen.“ Die Gespräche laufen noch, bislang sind nicht alle Details geklärt. Das hat vor allem damit zu tun, dass nicht klar ist, wie die Lage in zweieinhalb Monaten aussehen wird. Für die Winzer verhandelt der Branchenverband „Fonds de solidarité viticole“. „Ich kann noch nicht genau sagen, was im September passieren wird, dafür ist es noch zu früh. Allerdings besteht eine Grundsatzvereinbarung, etwas auf die Beine zu stellen“, so Fischer.
Da niemand genau vorhersagen kann, wie sich die Epidemie entwickeln wird, soll einen Monat vor der Traubenlese über das genaue Vorgehen entschieden werden. Dabei werde sowohl das Infektionsrisiko in Luxemburg als auch in den Heimatländern der Saisonarbeiter beachtet. Die Winzerbetriebe sollen dann das notwendige Informationsmaterial erhalten.
Die Saisonarbeiter werden in Luxemburg oft von ihren Arbeitgebern beherbergt. Die Winzer haben Zimmer speziell für diesen Zweck. „Bei den Unterkünften handelt es sich mindestens um komfortable Schlafsäle. Einige gehen auch in Jugendherbergen, wo sie teilweise ein Einzelzimmer bewohnen“, sagt Fischer.
Zustände in deutschen Sammelunterkünften
Im Kontrast dazu steht die Situation in Deutschland. Dort hatte es zuletzt mehrere Corona-Ausbrüche in Betrieben der Fleischindustrie gegeben. Die Saisonarbeiter und Arbeitsmigranten aus Osteuropa, auf die in Deutschland dafür gerne zurückgegriffen wird, werden oft in engen Sammelunterkünften untergebracht. Es wird vermutet, dass sich das Virus so ungebremst unter den Mitarbeitern ausbreiten konnte. In einem Spiegel-Bericht heißt es dazu: „In deutschen Schlachtbetrieben sind inzwischen mehr als 600 Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. In den meisten Fällen hatten sich rumänische Werkvertragsarbeiter angesteckt, die oft in engen Gemeinschaftsunterkünften leben.“ Menschenrechtler beklagen die Umstände, unter denen die Arbeiter dort leben und arbeiten, seit langem. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, sagte gegenüber dem Spiegel, der seit 16. April geltende Arbeitsschutzstandard des Arbeitsministeriums werde nach ihrem Wissensstand in kaum einer Unterkunft eingehalten.
Exportschlager Wein
In Luxemburg wird auf fast 1.300 Hektar Landfläche Wein angebaut. Dabei handelt es sich vor allem um Rivaner (21,9%), Pinot gris (15,4%), Auxerrois (15%), Pinot blanc (12,8%) und Riesling (12,7%). Weniger bedeutend sind Elbling, Pinot noir und Gewürztraminer. Luxemburg gehört neben Deutschland zum Hauptanbaugebiet des Elblings, einer der ältesten Rebsorten Europas.
Wein ist ein echter Luxemburger Exportschlager. In der Saison 2018/19 wurden rund 52.739,80 Hektoliter Wein exportiert – vor allem nach Belgien. Die nationale Statistikbehörde Statec schätzt den Wert der (unterdurchschnittlichen) Ernte des letzten Jahres auf rund 10 Millionen Euro.
Falls Europa eine zweite Welle der Pandemie erlebe und etwa die Grenze zwischen Deutschland und Polen wieder geschlossen wird, wäre dies ein „Horrorszenario“, so Fischer.
Daat wärt een goudde Corona Grand Cru ginn.