Couch-Potato bedeutet wörtlich übersetzt Sofakartoffel und bezeichnet laut Duden eine Person, die sich nicht sportlich betätigt, sondern vorwiegend (fernsehend) auf der Couch sitzt oder liegt. Aber woher kommt die Sofakartoffel? Kartoffeln sind doch eigentlich gesunde Knollen. In den 70er Jahren kam eine Gruppe von Kaliforniern auf die Idee, einen Verein für faule Leute zu gründen. In dieser Zeit entstanden viele Sport- und Fitnessgruppen und Vereine. Dem Gesundheitswahn wollten die Organisatoren der praktizierten Faulheit etwas entgegensetzen und nannten ihre Gegenbewegung Couch-Potato. Einer der Gründer, der Cartoonist Robert D. Armstrong, ließ diesen Begriff sogar markenrechtlich schützen und begann, die Sofakartoffel zu vermarkten. Bunt bedruckte Sweatshirts und T-Shirts kamen in den Handel. 1993 wurde die Bezeichnung in das Oxford English Dictionary aufgenommen. Britische Bauern waren nicht sehr begeistert und protestierten gegen die Aufnahme des Wortes in das 650.000 Begriffe umfassende Wörterbuch. Die Kartoffel, so ihre Begründung, sei vitaminreich und gesund, der Begriff Couch-Potato stehe für einen Faulenzer, der nicht anders tut, als auf dem Sofa rumzulungern, fernzusehen und ungesunde Snacks zu verspeisen. Die Kartoffel, so die Bauern, würde damit auf ein negatives Image festgelegt werden.
Die Couch zum Faulenzen, aber auch zum Erholen
Doch weder der Verzehr der Kartoffel ist ungesund noch das süße Nichtstun auf dem Sofa. Denn wer regelmäßig eine Auszeit nimmt und sich nicht von Fernsehen, Tablet, Smartphone und so weiter ablenken lässt, tut sich selbst etwas richtig Gutes. Es ist der Moment zum Regenerieren von Körper und Geist nach einem Tag, an dem man immer nur auf Hochtouren lief, oder nach einer stressigen Woche, die kein Ende nehmen wollte. Eine Pause von der ständigen Reizüberflutung, die uns umgibt. Der Körper wird es uns danken, die Muskulatur kann entspannen, der Blutdruck reguliert sich, der Herzschlag wird ruhiger und die Atmung tiefer. So können sich unsere Gedanken entfalten und die Seele kann neue Kraft schöpfen.
Also auf geht’s: Raus aus der Arbeitskleidung, rein in den gemütlichen Hausanzug und die Kuschelsocken. Vorher mag der eine oder andere vielleicht noch eine Dusche oder ein heißes Bad nehmen, dann ist der Stress der vergangenen Stunden wie weggespült und jetzt ab aufs Sofa! Weiche Kissen oder eine flauschige Decke machen das Sofa noch gemütlicher. Eine warme Beleuchtung oder Kerzen, vielleicht auch mit Duft, bringen Atmosphäre ins Zimmer. Aber nicht nur Licht und Düfte lassen uns entspannen, auch gute Musik hat eine große Wirkung auf uns und unseren Körper. Je nachdem, was wir auswählen, kann sie uns munter machen oder uns beruhigen. Für eine Zeit auf der Couch wäre die ruhige Variante jetzt wohl die richtige Wahl. Klassik, Country, Blues oder Meditationsmusik – jeder hat da seine Vorlieben. Auch das Kramen in altbekannten Songs kann eine besondere Auszeit bedeuten, denn durch altbekannte Lieder können wir in Erinnerungen tauchen und uns in eine andere Zeit zaubern.
Lauscht man nicht gerade altbekannten Songs, wäre jetzt mal wieder der Moment für ein gutes Buch, ein Kreuzworträtsel oder eine Zeitschrift zum Entspannen. Dazu noch ein köstliches Getränk und etwas zum Knabbern, und man kann sich rundum verwöhnt fühlen. Wie wäre es mit einer selbstgemachten heißen Schokolade und leckeren Keksen? Ein warmes Getränk lässt uns übrigens wegen seiner Temperatur schlückchenweise genießen, es lässt sich nicht wie ein Erfrischungsgetränk in einem Zug herunterstürzen. Für Liebhaber der herzhaften Speisen oder zu fortgeschrittener Stunde könnte ein Glas Wein der passende Begleiter sein. Dazu gibt es vielleicht selbstgemachte Kartoffelchips mit Rosmarin aus dem Ofen. Das schmeckt nicht nur gut, sondern Rosmarin ist auch eine Heilpflanze, die beruhigend wirkt und gegen Erschöpfung hilft. Gesund und lecker sind auch Gemüsesticks mit verschiedenen selbst gezauberten Dips. Selbst gemachte Chips, Gemüsesticks und Dips machen zwar ein wenig mehr Arbeit, dafür kann man sich schon beim Vorbereiten der Speisen auf die kommende Auszeit freuen.
Natürlich kann das „Sofa“ auch ein bequemer Sessel, das Bett oder ein anderer ruhiger Ort sein. Wichtig ist nur, dass er für uns ein Rückzugsort ist. Rückzugsort heißt, ein Platz, an dem man Zeit für sich allein hat! Gerade in Zeiten der Pandemie mit Home-Office und Home-Schooling vergisst man leicht, wie wichtig es ist, eine Auszeit für sich ganz allein zu haben. Da muss es gar nicht das Familiensofa sein. Ein kleiner Sessel im Arbeitszimmer oder ein flauschiger Teppich, jeweils dekoriert mit ein paar Kissen und einer Decke, können uns die nötige Ruhe ermöglichen. Dazu ein paar Kerzen, um gemütliches Licht zu zaubern, vielleicht ein Kopfhörer mit iPod und ein gutes Buch, und schon ist die Kartoffel vom Sofa auf einen anderen erholsamen Ort umgezogen.
Heute heißt es chillen
Was für die eine Generation die „Couch-Potato“ mit negativem Beigeschmack ist, ist für die jüngere Generation „chillen“. Chillen kommt von „chill out“, was sich mit „abkühlen“ übersetzen lässt. Bedeutet aber eben auch „sich entspannen“ oder „rumhängen“. Beim Wort „chillen“ denken wir nicht an den Faulenzer, der negative Beigeschmack fällt hier weg. Chillen ist die selbstverständliche und wohlverdiente Pause. Vielleicht können dies die Jüngeren viel besser als die Älteren, doch Entspannung ist für alle Generationen wichtig!
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