Headlines

WinterstoffWie man sich warm anzieht, ohne die Umwelt zu belasten

Winterstoff / Wie man sich warm anzieht, ohne die Umwelt zu belasten
Es ist möglich, sich schön warm einzukleiden und dennoch die Umwelt zu schonen Julian Stratenschulte/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Im Januar findet in Luxemburg traditionell der Schlussverkauf statt, bei dem Winterkleidung besonders günstig angeboten wird. „Mode, die sich gut anfühlt, ist ökologisch und fair produziert“, so Esther Wildanger von der Fondation Greenpeace Luxembourg. Wer im spezialisierten Handel vor Ort nachhaltige Kleidung einkauft, unterstützt gleichzeitig die einheimischen Geschäfte, so die Umweltschützerin. Womit wir beim Thema wären: Immer mehr Verbraucher achten auf nachhaltige Mode, die die Umwelt schont. Auch während des Saisonschlussverkaufs halten sie Ausschau nach wärmenden Alternativen.

Die meisten von uns verbinden Wärme mit Wolle, sprich mit Merino-, Alpaka-, Kaschmir- oder Baumwolle. „Neben Hanf und Baumwolle sind Leinen und Brennnesseln weitere pflanzliche Fasern, die ebenfalls ökologisch sind”, erklärt Isabelle Schummers, Umweltberaterin beim Oekozenter Pafendall, auf Nachfrage. Im Gegensatz zur Baumwolle, der am weitesten verbreiteten Naturfaser auf dem Markt, sind Leinen und Brennnesseln deutlich nachhaltiger im Anbau, weil für ihre Herstellung weniger Wasser und Pestiziden verwendet werden. Verbraucher sollten hier auf biologisch angebaute Fasern aus „regionaler Herstellung oder zumindest aus Europa“ achten, rät die Umweltberaterin.

Wer lieber Baumwolle trägt, sollte beim Kauf auf Bioware zurückgreifen, die auch fair hergestellt worden ist. Denn der Anbau konventioneller Baumwolle benötigt vergleichsweise viel mehr Wasser und die Behandlung der Pflanzen mit Pestiziden sorgt für eine starke Belastung der Böden und des Grundwassers, heißt es vom Oekozenter Pafendall.

Zertifikate liefern Anhaltspunkte

Inzwischen gibt es viele Siegel, die dem Verbraucher einen Überblick verschaffen sollen. „Doch da den Durchblick zu behalten, ist nicht einfach. Denn einige Siegel wie das Fairtrade-Label konzentrieren sich auf soziale Standards bei der Herstellung wie faire Bezahlung und die Sicherheit der Mitarbeiter“, erklärt Isabelle Schummers. Andere Zertifikate wiederum legen ihren Schwerpunkt auf den Anbau der Rohstoffe.

Zwei Siegel werden dank ihrer umfassenden Bewertungsmethoden allgemein als „ziemlich vollständig“ eingestuft, darunter auch das „IVN Best“, das Naturfasern aus biologischer Herstellung auszeichnet. Gleichzeitig nimmt das Label die Verarbeitung, die Färbung sowie soziale Kriterien bei der Kleiderherstellung unter die Lupe.

Bekannter ist jedoch der „Global Organic Textile Standard” (GOTS). Laut Isabelle Schummers gehen seine Prüfkriterien noch weiter: Um eine GOTS-Zertifizierung zu erhalten, müssen Herstellungs- und Verarbeitungskriterien wie Faserproduktion und Färbung ökologischen Standards entsprechen. Karel Lambert vom Akabobuttek bezeichnet das Siegel sogar als „die höchste Versicherung, die man in diesem Bereich haben kann“.

Wolle ohne Tierleid

„Fairtrade und die Fair Wear Foundation (FWF) vergeben Zertifikate, die umfassende Sozialstandard-Initiativen beinhalten, indem sie u.a. die Arbeitsbedingungen kontrollieren, unter denen Kleidung hergestellt wird”, schreibt Esther Wildanger von der Fondation Greenpeace Luxembourg auf Nachfrage. In einem 2018 veröffentlichten Ratgeber hat die Stiftung die bekanntesten ökologischen Marken unter die Lupe genommen und bewertet. Untersucht wurden u.a. die Chemikalien-Belastung, die Kreislauffähigkeit sowie die Rohstoffe für die Kleidungsherstellung, heißt es.

Der kuschelige Pulli aus der Wolle der Kaschmirziege, der Schal aus Merinowolle – flauschige Wolle, die für Winterkleidung oft benutzt wird, ist besonders wärmend. Die Gewinnung der Wolle geschieht allerdings zum Teil unter besonders qualvollen Schurbedingungen, mahnen Tierschützer von Peta an. Karel Lambert vom Akabobuttek, dem ersten Geschäft in Luxemburg für fair produzierte und nachhaltige Kleidung, kennt die Problematik: „Beim ‘Mulesing’, einer Methode zur Pilzbekämpfung, wird Merinoschafen ein Stück Haut im Bereich des Schwanzes ohne Betäubung abgeschnitten. Viele Tiere verbluten dabei.“

Die gute Nachricht: Es gibt inzwischen Farmen, die auf diese schmerzhafte Prozedur verzichten. Für eine artgerechte Haltung nehmen Produzenten weniger Ertrag in Kauf, erklärt Lambert im Telefoninterview. Bekannte Marken wie Armed Angels und Engel garantieren zudem, dass die Wolle für ihre Kleidungsstücke ausschließlich aus zertifizierten Farmen in Chile, Neuseeland oder Australien kommt. Was die wärmenden Eigenschaften von Naturmaterialien angeht, so werden meistens pflanzliche Fasern mit Wolle gemischt. Gängige Kombinationen sind beispielsweise Leinen und Baumwolle, Leinen und Hanf. Für Decken wird auch Kamelhaar genutzt, erklärt Karel Lambert.

Nachfrage nach nachhaltigen Textilien

Aus seiner Praxis kann Karel Lambert beobachten, dass immer mehr Menschen sich für die Herkunft und Zusammensetzung ihrer Kleidung interessieren. „Wir bieten hauptsächlich vegane Artikel an. Manche Kunden, die vegan leben, verzichten völlig auf Wollfaser. Andere Veganer greifen auch auf Wolle zurück, wenn sie von artgerechter Haltung stammt.“

Nicht nur bei Wolle wächst das Bewusstsein der Verbraucher. Auch bei Kleidung aus recyceltem Polyester schauen sie genauer hin. Denn manche Firmen schreiben auf ihre Produkte, dass sie recyceltes Polyester nutzen, obwohl dem nicht so ist. „Schwarze Schafe gibt es überall“, so Lambert. Solche Firmen nutzen für ihre Jacken und Co. Polyester aus Wasserflaschen, die sofort nach ihrer Herstellung zerschreddert und für die Herstellung von Kleidern weiterverwendet werden. „Das ist kein recyceltes Polyester“, betont Lambert. Um dieser Art des „Greenwashing“ entgegenzuwirken, gibt es Labels, die bescheinigen, dass für die Herstellung der Kleidung ausschließlich Plastik aus tatsächlich gebrauchten Produkten – sogenanntes „Post Consumer Recycled Polyester“ – genutzt wurde. „Nachhaltige Kleidung ist auch immer Secondhand-Kleidung“, unterstreicht Isabelle Schummers vom Oekozenter Pafendall. Damit lässt sich das Leben von bereits produzierten Anziehsachen verlängern. „Neue Kleidung herzustellen ist weniger ökologisch, als die alte weiterzutragen”, erinnert die Umweltberaterin.

Man muss nicht alles neu kaufen, heißt es auch von Greenpeace. Jedes neue Kleidungsstück brauche für seine Herstellung sehr viele Ressourcen wie beispielsweise Wasser, so Esther Wildanger. „Die umweltschonendste Methode ist, seinen Konsum zu reduzieren“, schreibt die Expertin. Ihre Tipps: kreativ sein und selbst Kleidung stricken oder nähen. Eine andere Möglichkeit sei, Kleidungsstücke zu reparieren, wenn sie kaputt sind, oder auch Secondhand- und Flohmarkt-Käufe bzw. das Tauschen von Kleidern. Ob für Winterkleidung oder für Anziehsachen für jeden Tag, Wildanger rät: „Sollte doch etwas Neues gekauft werden, sollte dies nicht aus einer Impulshaltung heraus passieren. Der Kauf sollte gut überlegt sein und die Neuanschaffung bestenfalls von einem nachhaltigen und fairen Label stammen.”

LINKS

Ratgeber als PDF: „Textil-Siegel im Greenpeace-Check“ 

Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Biobaumwolle: www.oekozenter.lu

www.akabobus.lu

Lucien
23. Januar 2020 - 21.31

@ jeff

".Irgendwann kennt et zu Suiziden well verschidden Menschen esou konditionei’ert gin mat deser Gehirwäsch."

Dat steet jidderengem fräi fir sech ëmzebréngen wëll e sech kee wëllene Pullover ka kafen. Et sinn der nawell hei déi eng Wäsch dréngend néideg hunn.

trottinette josi
23. Januar 2020 - 18.06

Wéi sot de regrettéierte fréiere Minister an Olympiasieger Josy Barthel? " Wann ët engem ze kal ass, soll hien e lange Kaulzong undoen!" A Recht hat hien.

jeff
22. Januar 2020 - 8.59

Dat fängt awer elo richteg un penibel ze gin mat dem Oekokrom do.Irgendwann kennt et zu Suiziden well verschidden Menschen esou konditionei'ert gin mat deser Gehirwäsch.

Canna Bis
20. Januar 2020 - 16.07

Ech hu mer virun ville Joeren e Pullover mat 15 Labele kaaf. E war deemols net deier. Deen hun ech vun do un all Daag op der Panz. Am Wanter hun ech en och nuets am Bett un. Gewäscht get en grad ewéi ech nie well Dreck hällt warm soen d'Leit. T'ass och flott wann ech mam Ö.T. ennerwee sin, ech kréien ëmmer eng Sëtzplaatz well d'ass keen dee mer ze noo komme wëllt. Ech liewen quasi haut schon an der Zukunft, je esou richteg gréng!

de Ben
20. Januar 2020 - 12.57

@ Grober. Keine Sorge, kaufe meine Kleider seit jeher von der Stange, meinem Portemonnaie und meinem Geschmack entsprechend. Lasse mir nicht auch noch von den Grünen vorschreiben, was ich im Winter oder Sommer anziehen soll. Ob Bausch, mit seinen Markenanzügen, sich an die Richtlinien von Greanpeace hält?

Grober
20. Januar 2020 - 12.41

@de Ben

"Wollpulli, Wollsocken, Wollmütze, Wollhandschuhe und eventuell kratzende Wollunterwäsche! Vorzüglich bei unseren frostigen, schneereichen Wintern."

Erstens ist das nichts für unsere Veganer, zweitens ist die Wolle mit Insektenvernichtungsmitteln gesättigt, mit denen die Schafe eingeweicht werden damit sie nicht zu viel von Zecken und anderem Dreck geschwächt werden.
Da Wolle nur kalt gewaschen werden kann, kriegt man die nie wieder raus.
Nicht umsonst ist das das Wollfett (Lanolin) deshalb seit Jahren in der Kosmetik verboten worden.
Wenn sich dich das nächste Mal kratzen, dann wissen Sie was es ausgelöst hat.

de Ben
19. Januar 2020 - 18.21

Korrekt. natürlich eine ökologisch,umweltfreundliche Kleidung….

de Ben
19. Januar 2020 - 18.19

Nicht jede(r) kann sich eine ökologisch, umweltfreundliche ( was man auch immer darunter verstehen mag ) aus dem spezialisierten Handel leisten. Schon nicht schlecht, wenn man noch eine Omi hat, die handstricken kann: Wollpulli, Wollsocken, Wollmütze, Wollhandschuhe und eventuell kratzende Wollunterwäsche! Vorzüglich bei unseren frostigen, schneereichen Wintern.

ras-le-bol écolo
19. Januar 2020 - 15.47

mir kennen jo och all plakeg lafen, da verbrauche mir kee sou schrecklech schlechte verpechte... stoff, natiirlech och nach ongeduscht, an ongeshampoot... da verpiddele mir kee grondwaassser mat seef...

Theo
19. Januar 2020 - 15.08

@Müsli

Gummistiefel kommen ja aber von einem Baum, Zahnbürsten gibt's auch von einem Baum also sind schon fast gut.

Müsli
19. Januar 2020 - 13.48

Ich schlafe seit geraumer Zeit schon unruhiger.Werde nachts wach und frage mich ob ich meinen Tag Umwelt schonend verbracht habe. Plastikzahnbürste,Gummistiefel und ein Steak zum Abendessen.Aber ich werde mir morgen mehr Mühe geben.