Wie bereits vor einem knappen halben Jahr in einem Leitartikel geschrieben, sollten Menschen es sich gut überlegen, wenn sie sich ein Haustier anschaffen. Der damalige Beitrag trug den Titel „Ein Tier ist kein Spielzeug“. Die Kurzfassung: Ein Haustier braucht mehr Aufmerksamkeit und Zeit, als sich das manche vorstellen – und kann auch ganz schön viel Geld kosten. Außerdem, so die Argumentation damals, ist man als Besitzer für sie verantwortlich. Für ihre physische und ihre mentale Gesundheit. Dazu gehört, daran zu denken: Was tut man, wenn Urlaub vor der Tür steht?
Leider sieht man an zahlreichen Beiträgen in den sozialen Medien, dass längst nicht jede Person dieses Verantwortungsbewusstsein verinnerlicht hat. Denn immer wieder werden ausgesetzte Katzen, Hunde, Kaninchen und andere Tiere von Tierschützern gefunden, weil die Besitzer doch lieber ab in den Urlaub wollten und die „süßen“ neuen Familienmitglieder plötzlich nur noch nerviger Ballast waren.
Mit etwas Glück sind die ausgesetzten Haustiere, wenn sie gefunden werden, in einem körperlich guten Zustand und können vom privaten Tierschutz oder den Tierheimen an neue Besitzer weitervermittelt werden. Doch leider verläuft nicht jede Rettungsaktion so ideal. Fast verhungerte oder verdurstete Tiere wieder aufzupäppeln, ist ein langer, schwieriger Prozess und für so manche kommt jede Hilfe zu spät. Aber Hauptsache, der Urlaub hat Spaß gemacht …
Doch nicht nur vor der Urlaubszeit werden Tiere ausgesetzt: Manchmal ist der Besitzer einfach überfordert, will sich aber nicht „blamieren“ oder „ein schlechtes Gewissen“ gemacht bekommen, wenn er sie in die Hände von Tierschützern gibt. Vielleicht ist man aber auch im Glauben, dem Tier etwas Gutes zu tun. Schließlich kann es ja vielleicht auch gut in der Wildnis überleben.
Wozu solche unüberlegten Aktionen führen können, können Sie in unserem Hintergrundbericht zu den ausgesetzten Schildkröten lesen. Ausgesetzte „Deckelsmouken“, insbesondere Rotwangen- und Gelbbauch-Schmuckschildkröten, sind in fast allen Luxemburger Gewässern zu finden – ohne dass sie hier heimisch sind. Ob sie sich fortpflanzen, wissen Experten derzeit noch nicht. Unwahrscheinlich ist es aber nicht. Ihre Präsenz aber führt zu etlichen Problemen für Natur und Mensch, wie eine Biologin dem Tageblatt erklärt. Vor allem, da sie keine natürlichen Fressfeinde haben und heimischen Tierarten die Lebensgrundlage entziehen. Ein weiteres Problem sind Krankheiten, die von ausgesetzten Tieren – vorwiegend Exoten – an die heimische Tierwelt übertragen werden können und hier ganze „Populationen auslöschen“ können.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Entscheidung, sich ein Tier anzuschaffen, sollte gut überlegt sein. Wie viel von Ihrem Budget können Sie für das Tier bereitstellen? Wie organisieren Sie sich bei einem Urlaub? Wie viel Zeit haben Sie tatsächlich für die tägliche Pflege? Wie lange lebt das gewünschte Haustier und können Sie mit einer möglichen Krankheit oder seinem Tod umgehen? Diese und weitere Fragen sollte jeder vor der Anschaffung ehrlich beantworten können, ehe es ernst wird.
Ist ein Tier unheilbar krank oder leidet es durch seine Altersschwäche, wird oft besonders durch alleinstehende Besitzer das Leiden des Tieres unnütz verlängert, weil sie sich nicht von ihm trennen wollen. Es ist aber nicht nur ein Akt der Liebe und der Dankbarkeit zu seinem treuen Tier, es von seinen Leiden zu erlösen, sondern auch eine Pflicht. Wer dazu nicht bereit ist, sollte sich kein Haustier zulegen.