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EditorialWenn Rollstuhlfahrer auf der Straße landen

Editorial / Wenn Rollstuhlfahrer auf der Straße landen
 Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Bis 2029 soll Luxemburg barrierefrei werden. Das ist das Ziel eines Gesetzesprojekts, an dem das Familienministerium derzeit arbeitet. Dabei geht es vorrangig darum, möglichst alle Gebäude in Zukunft behindertengerecht zu machen. Außerdem sollen Neubauten die Prinzipien des „Designs für alle“ erfüllen müssen und ältere Häuser nachgerüstet werden. Das reicht allerdings längst nicht aus.

Es gibt auch im Jahr 2020 immer noch Bahnhöfe, die nicht auf Menschen mit einer Gehbehinderung vorbereitet sind. Es fehlen Rampen, um auf den Bahnsteig zu gelangen oder um in ältere Zugwaggons einzusteigen. Menschen mit Behinderung müssen ausdrücklich bei der CFL anfragen, damit die notwendigen Vorkehrungen getroffen werden. Ähnlich sieht es bei Busfahrten aus. Reisebusse, wie sie vor allem auf den RGTR-Strecken genutzt werden, sind nicht immer auf Rollstühle ausgerichtet. So kann es vorkommen, dass Menschen mit Behinderung die Mitnahme verweigert wird, wie es etwa einer Leserin der Saarbrücker Zeitung vor einigen Wochen auf der Strecke zwischen Saarbrücken und Luxemburg passiert ist. Und auch sehbehinderte Menschen haben es schwer auf RGTR-Strecken: Haltestellen werden nicht immer laut angesagt und Fahrpläne in Braille-Schrift sind in den Bussen nicht verfügbar.

Auch Sprachbarrieren

Viele Menschen mit Behinderung sind auf den Adapto-Service angewiesen, eine Art Rufbus, der ältere Menschen und Personen mit Behinderung vor der Haustür abholt und direkt zu ihrem Ziel bringt. Der soll ab dem 1. März 2020 wie der gesamte Nahverkehr gratis werden. Allerdings müssen die neuen Adapto-Pässe auf adapto.lu oder guichet.lu beantragt werden. Während bei guichet.lu die Anleitung zum Beantragen eines Adapto-Ausweises auf Deutsch und in leichter Sprache verfügbar ist, ist die adapto.lu-Webseite nur auf Französisch verfügbar. Gerade dort sollen die Betroffenen in Zukunft den eigentlichen Service buchen können. Wird nicht schnell nachgebessert, werden etwa Menschen mit einer geistigen Behinderung, für die der Service auch gedacht ist, von dem Hilfsprogramm ausgeschlossen.

Einmal am gewünschten Bahnhof oder der Haltestelle angekommen, gehen für behinderte Menschen die Probleme im öffentlichen Raum weiter. Großbaustellen wie etwa die für die Tram im Bahnhofsviertel stellen schon für nicht behinderte Menschen eine Herausforderung dar, für Menschen mit einer Behinderung können sie zu einer echten Gefahr werden. Ein Busfahrer musste vor einigen Wochen in der avenue de la Liberté scharf abbremsen: Ein junger Mann in einem elektrischen Rollstuhl kam ihm auf der einspurigen Strecke entgegen, weil auf dem Fußweg neben der Baustelle nicht genug Platz war. Tiefe Schlaglöcher, zu hohe Bordsteinkanten ohne Rampen und zu eng stehende Absperrungen sind für Menschen mit einer Gehbehinderung nicht nur nervig, sondern richtig gefährlich. Blinde und schlecht sehende Menschen haben es nicht einfacher: Vorübergehende Fußgängerwege sind beispielsweise nicht immer mit einer Ampel für sehbehinderte Menschen ausgestattet. Lücken können in Absperrungen als Wege missverstanden werden.

„Design für alle” muss für das ganze Leben gelten. Denn Menschen mit Behinderung ist nicht geholfen, wenn nur Gebäude barrierefrei werden. Auch den Weg von A nach B müssen sie problemlos bewältigen können – und genau dort muss Luxemburg noch enorm nachbessern.

Aender T.
6. Februar 2020 - 11.01

Gute Bestandsaufnahme. Chapeau der Person, die sich ihre Recht auf freie Bewegung genommen hat, wo weder der Staat, noch die Stadt konsequent nachgedacht haben/nachdenken wollten.
Fehlt noch ein Punkt: ALL DIE ANDEREN BÜRGER, und ganz besonders jene, die denken, für ein paar Minuten den Bürgersteig zuzuparken wäre doch OK. Mit diesen paar Minuten, die oft auch länger dauern, kann der Rollstuhlfahrer nichts anfangen, der Weg zum Hindernis war schon lang genug! Umkehren, oder mal schnell auf die andere Straßenseite ausweichen ist einfach unmöglich. Der gewählte Weg war schon meistens die "begehbarste" Lösung.
Das gilt übrigens auch für Menschen mit Sehbehinderung, oder andere, die auf Rollator oder Krücken angewiesen sind.
Ich würd mir sehr viel höhere Strafen wünschen, für das "Kavaliersdelikt" Falschparken. Viel viel höher, mehrere hundert Euro, für "obstruction de la voie publique", "négligence frauduleuse", "séquestration" und was die Gesetze so alles hergeben.
Abschleppen ohne Rücksicht auf Beschädigung, so schnell es eben geht, da gibt es vorbildliche Länder in Europa, wo nicht lange gefackelt wird.
Ich denke, die Notfalldienste wären ebenfalls einverstanden, jede Minute, um den Panzerfahrer ausfindig zu machen, kostet wahrscheinlich Leben.
Menschen, die eigentlich ganz gut mit der Infrastruktur zurechtkommen, außer wenn sie zu Fuß mit Einkaufswagen- oder Körben gezwungen sind, sich auf die Fahrbahn zu bewegen, auf die Zielgerade für all die anderen Straßenraketen, um an rollenden Wohnzimmern vorbeizukommen, würde nebenbei auch das Leben erleichtert.