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GesundheitWenn Hand und Arm versagen

Gesundheit / Wenn Hand und Arm versagen
Wenn die Hand und der Arm durch das viele Arbeiten am PC schmerzen, könnte es sich um den sogenannten „Mausarm“ handeln. Foto: Pixabay

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Viele Menschen, die im Büro oder langandauernd am Computer arbeiten, kennen dieses Phänomen: Schmerzen im Handgelenk, am Ellenbogen, der oder die Arme versagen ihre Dienste. Was im Volksmund salopp „Tennisarm“ oder „Golferarm“ genannt wird, ist nicht nur ein schmerzhaftes Erleben bei intensiven sportlichen Betätigungen, sondern weitet sich gerade in den Zeiten fortschreitender Corona-Pandemie zu einer schwerwiegenden Berufskrankheit aus. Für Ursachen und Symptome der „Mausarm“ (auch „Mausfinger“ oder „Maushand“) genannten Beschwerden interessierte sich unsere Korrespondentin Elke Bunge.

Seit nun mehr als einem Jahr hat die Pandemie unter dem Namen Covid-19 die Menschheit weltweit im Griff. Auch in allen Staaten Europas geht die Infektionskrankheit mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft und die Arbeitswelt einher. Wo immer es möglich erscheint, wird Arbeit in das sogenannte Home-Office, an den Arbeitsplatz im eigenen Zuhause, verlegt. Doch gerade hier sind die Bedingungen für langwährende Arbeitszeiten am Computer in vielen Fällen nicht optimal. Schlechte Bestuhlung (wir berichteten im Magazin) und unergonomische Arbeitsplätze führen häufig zu Verspannungen und in der Folge zu orthopädischen Beschwerden und Erkrankungen. Umfragen zufolge klagen etwa zwei Drittel der Menschen, die täglich mehr als drei Stunden am Computer arbeiten, über Gelenkschmerzen in Hand und Ellenbogen, Nackenverspannungen, Kribbeln in der Hand.

Mit Unterstützung des ehemaligen Professors für Sportorthopädie der DSHS Köln Dr. Wolfgang Menke wollen wir einigen Ursachen und Erscheinungsformen vor allem solcher orthopädischer Beschwerden, die Hände und Arme betreffen, auf den Grund gehen. In seiner Praxis als Orthopäde am Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) in Trier hat Wolfgang Menke vielzählige Traumata im Gelenk- und Bewegungsapparat seiner Patienten gesehen, behandelt und dokumentiert.

Allgemeinmediziner und Orthopäden beobachten in jüngster Vergangenheit – stark beeinflusst von den Folgen der aktuellen Covid-Pandemie – eine deutliche Zunahme von Erkrankungen der oberen Extremitäten. In der Arbeitsmedizin werden diese Beschwerden mit dem Begriff RSI-Syndrom (repetitive strain injuries, Verletzung durch wiederholte Belastung) bezeichnet. Da das RSI-Syndrom häufig bei Menschen diagnostiziert wird, die am Computer arbeiten, hat sich der Begriff „Mausarm“ (auch „Mausfinger“ oder „Maushand“) eingebürgert. Erste Anzeichen sind Kraftverlust und Missempfindungen, später treten dann Schmerzen hinzu, vor allem wenn sich beginnende Schäden eingestellt haben. Davon ist vor allem die Hohlhand, das ist die Innenfläche der Hand, betroffen. Hier sind die anatomischen Strukturen für die zahlreichen Greif-, Halte-, Tast-, und Fühlfunktionen der Hand auf engstem Raum angeordnet.

Da ist zum einen das knöcherne Gerüst mit 27 einzelnen Knochen und zugehörigen Gelenken, mit den 33 Muskeln der Hand und des Unterarms, den zugehörigen Sehnen, Sehnenscheiden und ihren Schleimhäuten sowie zahlreiche Nervenverästelungen, die die Muskeln steuern und die Signale der Fingerrezeptoren aufnehmen und weiterleiten. Entsprechend groß ist auch die Vielfalt an möglichen Diagnosen. Sie reichen von Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen, Zysten oder Überbeinen, Entzündungen oder Reizzuständen der Sehnenansätze, Gelenkschäden bis hin zu Nervenkompressionen und lokalen Durchblutungsstörungen.

Diese Beschwerden lassen sich nicht nur auf solche in der Hand reduzieren, sondern ziehen sich auch über den gesamten Unterarm bis hin zum Ellenbogengelenk. Vieler dieser Erkrankungen sind auch aus anderen Bereichen der Arbeitswelt oder dem Sport bekannt und tragen ganz populäre Bezeichnungen wie „Tennisarm“, „Golferarm“, „Ruderarm“, „Longierfinger“ „Squashspielerfinger“, „Paddlergelenk“, „Turnerhandgelenk“, „Radfahrerlähmung“ und andere mehr. Medizinisch spricht man hier von einer Epicondylopathie (in älterer Form auch: Epicondylitis).

Allerdings lässt sich dem etwas unbestimmten Beschwerdebild des Mausarmes vor allem im Anfangsstadium nicht immer eine konkrete Erkrankung oder Schädigung der einzelnen Strukturen der Hand oder des Unterarms zuordnen.

Fehlhaltung der Wirbelsäule durch monotone Computerarbeit, nicht ergonomische Ausgestaltung des Arbeitsplatzes und eine nicht korrigierte Sehschwäche führen auf Dauer zu Verschleiß an der Halswirbelsäule. Eine Schädigung der hier austretenden Nervenwurzeln kann ebenfalls zu Schmerzen, Gefühlsstörungen in den Fingern und Schwächen der Handmuskulatur führen.

Nicht zuletzt können bei der Entwicklung eines Mausarms auch psychische Ursachen eine Rolle spielen wie z.B. Leistungsdruck, Stress und zu hohe Anforderungen an sich selbst. Dann sind über die üblichen Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen auch Entspannungstechniken hilfreich, wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Meditation. Insgesamt sollte die Behandlungsstrategie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der neben den symptomorientierten Therapiemaßnahmen auch die Arbeitsplatzbedingungen ins Auge fasst und für eine ergonomische Ausgestaltung Sorge trägt.

Im folgenden Beitrag stellen wir typische Beispiele für ein „Mausarm“-Trauma vor.