Schlitten
Schlitten gehören wohl zu den ältesten Transportmitteln der Menschheit. Erste Nachweise gab es bereits in der Neusteinzeit. Noch vor der Erfindung des Rades wurden Gegenstände auf Holzstangen gezogen – eine Transportart, wie man sie noch bei den nordamerikanischen Prärie-Indianern Mitte des 19. Jahrhunderts beobachten konnte.
Vor allem im bergigen Gelände wurden im Winter, wenn die Wege schneebedeckt waren, Schlitten genutzt, um Holz und Heu vom Berg zu Tal zu bringen. Das Wort Schlitten kommt vom althochdeutschen „slito“ (Gleiter). In der Ebene werden Schlitten häufig von Zugtieren wie Pferden, Ochsen oder auch Hunden gezogen. Der Weihnachtsmann kommt auf einem Schlitten, der von Rentieren gezogen wird.
Besonders bekannt ist auch die „Troika“ – ein Schlittengespann, das von drei Pferden gezogen wird. Mit ihr kann man winterliche Ausflüge in verschneite Wälder unternehmen.
Rodeln
Doch der eigentliche Kinderspaß ist der Rodelschlitten, Rodeln kommt aus dem schweizerischen oder auch bayrischen „rotteln“ (für rütteln oder schütteln). Ein Rodel ist traditionell aus Holz, meist Esche oder Buche, gebaut und hat stählerne Kufen. Der verbreitetste Kinderschlitten ist der Davos-Schlitten. Sein Kufenaufbau ist senkrecht zur Oberfläche. Gelenkt wird der Schlitten mit den Füßen im Schnee: Für eine Rechtskurve muss man den rechten Fuß aufstellen, für links umgekehrt. Gebremst wird mit beiden Füßen. Erstmalig kamen Davos-Schlitten bei einem Rennen im schweizerischen Davos 1883 zum Einsatz.
Ein Rodel hingegen ist mit leicht schräg gestellten Kufen versehen. Hier wird mit den Füßen an den vorderen Holmen gelenkt – Druck mit dem rechten Fuß führt zu einer Linkskurve, mit dem linken zu einer Rechtskurve. Zusätzlich muss der Fahrer sein Gewicht entsprechend verlagern.
In den schweizerischen und österreichischen Alpen war Schlittenfahren schon seit langem ein Freizeitspaß. Doch auch im russischen Norden entdeckte man die Freude, auf Schlitten einen Berg hinunterzusausen. In den kalten und frostigen Wintertagen errichtete man in Sankt Petersburg Holzgestelle, die mit Schnee und Eis bedeckt wurden. Reiche und Adlige machten sich die Freude, dort hinunterzurutschen. Damit die Bahn glatter wird, wurde sie täglich mit Wasser übergossen. Der Legende nach sollen Napoleons Soldaten diese Rutschberge „Montagnes Russes“ genannt und die Erfindung mit nach Paris gebracht haben.
Rennrodel
Kunstrodelbahnen von heute sehen natürlich ganz anders aus als jene aus den Vergnügungsparks. Das erste Rodelrennen war 1883 in Davos (Schweiz). Zunächst wurden Rodelrennen auf Waldwegen und Forstschneisen ausgetragen, Das erste Wettkampfrodeln auf einer Kunsteisbahn fand 1910 statt. Dabei wurden die ersten Bahnen noch auf natürlichen Wegen angelegt, nur die Kurven wurden überhöht und künstlich vereist.
Zu den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck wurden die Wettbewerbe erstmals nur auf einer Kunstbahn angelegt – seither trennten sich die Sportarten und nur noch das Rennrodeln auf Kunsteisbahnen blieb olympische Disziplin. Beim Rodeln auf Naturbahnen werden Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen sowie um nationale und internationale Pokale gekämpft.
Besondere Rennsportarten mit Schlitten sind das Bobfahren und das Skeleton. Beim Letzteren rasen die Sportler bäuchlings mit dem Kopf nach vorn mit einer Geschwindigkeit bis zu 145 Kilometern/Stunde die Bahn herunter.
Mit jemandem Schlitten fahren
Das Abendessen steht auf dem Tisch, doch Jempy kommt wieder einmal zu spät, das dritte Mal schon in dieser Woche. „Mit dem muss ich wohl mal ordentlich Schlitten fahren“, schimpft die Mutter. Natürlich will sie ihren Sohn nicht am kommenden Wochenende zu einer Rutschpartie einladen. „Mit jemandem Schlitten fahren“ heißt, denjenigen heftig zurechtzuweisen und zur Ordnung zu rufen. Eine genaue Herkunft des Sprichworts ist nicht bekannt. Doch liegt es nahe, dass es von historischen Schlittenfahrten herrührt: Auf früheren Schlitten gab es eine Person, die das Gerät lenkte, Geschwindigkeit und Abfahrtsweg bestimmte. Eine zweite Person war nur „Fahrgast“ und musste sich vollends dem fügen, was der Schlittenlenker (oder im Falle der Mutter: die Schlittenlenkerin) wollte.
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