Weltfrauentag und seine Geschichte
Der Internationale Frauentag hat seine Wurzeln bereits in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Textilarbeiterinnen, die sich ungerecht entlohnt sahen, streikten im Jahr 1858 in Fabriken der Vereinigten Staaten von Amerika. Ob dies die Geburtsstunde des Internationalen Frauentags war, ist bis heute nicht genau geklärt, denn von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bis ins zwanzigste Jahrhundert kämpften vielerorts Frauen um ihre Rechte. Durch die Industrialisierung stieg der Anteil von Frauen in den Fabriken, doch sie verdienten im Vergleich zu den männlichen Arbeitern nur einen Bruchteil der Löhne der Männer. Sie kämpften für bessere Arbeitsbedingungen von Frauen und gegen ihre Diskriminierung.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, im August 1910, machte die deutsche Frauenrechtlerin Clara Zetkin erstmals auf einer Konferenz in Kopenhagen den Vorschlag, einen regelmäßigen jährlichen Frauentag einzuführen, um auf die herrschenden Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen hinzuweisen.
Den ersten offiziellen Frauentag begingen die Frauen 1911 in den vier europäischen Ländern Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Jedoch nicht wie heute, am 8. März, sondern am 19. März 1911. Die Hauptforderung war damals, das Wahlrecht für Frauen zu erringen. Denn in fast allen Ländern Europas durften Frauen bis zu diesem Zeitpunkt weder aktiv noch passiv wählen. Das heißt, sie durften weder einen Stimmzettel zur Wahl abgeben (aktives Wahlrecht) noch sich zur Wahl aufstellen (passives Wahlrecht). Es ist heutzutage kaum vorstellbar, nur in Finnland hatten Frauen seit dem Jahr 1906 ein aktives und passives Wahlrecht. All die Jahre vorher waren Wahlen und Politik reine Männersache!
Nobelpreis für Frauen – ein Beispiel
Auch der Nobelpreis hat eine längere Geschichte. Er geht auf den 1833 in Stockholm geborenen Wissenschaftler Alfred Bernhard Nobel zurück. Der schwedische Chemiker war ein herausragender Wissenschaftler des neunzehnten Jahrhunderts, der unter anderem den Sprengstoff Dynamit erfunden hatte. Nobel verstarb im Jahr 1896 und verfügte in seinem Testament, dass ein Großteil seines Vermögens für die jährliche Vergabe eines Preises für herausragende Wissenschaftler genutzt werden sollte, den Nobelpreis. Dieser wird seit dem Jahr 1901 an ausgewählte Persönlichkeiten aus den Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbemühungen vergeben.
Dieser ehrenvolle Preis ist seitdem, ihr könnt es euch vielleicht schon denken, fest in der Hand von männlichen Würdenträgern! Nicht nur zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, einer Zeit, in der Frauen an einer Universität eine absolute Seltenheit waren, sondern auch noch heutzutage, geht die Auszeichnung fast ausschließlich an Männer.
Marie Curie und Frauen in der Wissenschaft
Eine absolute Ausnahme machte Marie Sklodowska Curie. Ihr wurde der Nobelpreis gleich zweimal zuteil. Damit ist sie die bisher einzige Frau, die zwei Nobelpreise erhielt, gleichzeitig war sie aber auch überhaupt die erste Frau, der ein Nobelpreis zugesprochen wurde. Zunächst erhielt sie im Jahr 1904 gemeinsam mit ihrem Mann, Pierre Curie, und Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität. Nach dem Tod ihres Mannes bekam sie 1911 einen zweiten Nobelpreis im Bereich Chemie für die Entdeckung und Erforschung der Elemente Radium und Polonium. Man könnte denken, na ja, das ist ja alles Geschichte, aber selbst heute sind Nobelpreise für Frauen eine absolute Seltenheit. So wurde diese Auszeichnung für das Fach Physik nach Madame Curie nur an drei weitere Frauen vergeben. Damit gingen 98,2 Prozent der vergebenen Auszeichnungen für den Nobelpreis in Physik zwischen 1901 und 2021 an Männer. In der Chemie sieht es nicht sehr viel anders aus: Hier sind es nach Madame Curie sechs Frauen, die diese Ehrung erhielten, eine davon war Marie Curies Tochter Irène Joliot-Curie. Damit liegt die Quote der ausgezeichneten Männer über die gesamte Zeit bei 96,3 Prozent. Nur beim Nobelpreis für Friedensbemühungen sind die Anteile von Frauen etwas besser: Hier haben Preisträgerinnen einen Anteil von 16,5 Prozent.
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