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DepressionWas kann ich tun bei Depressionen? Alarmsignale erkennen – und handeln

Depression / Was kann ich tun bei Depressionen? Alarmsignale erkennen – und handeln
Sich helfen, indem man sich helfen lässt: Ob die Depression mit Medikamenten behandelt wird, entscheidet der Psychiater. Oft bringt eine Kombination aus Psychotherapie und entsprechenden Arzneien Linderung des psychischen Leidens.

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Ist die Stimmung dauerhaft getrübt und habe ich überhaupt kein Interesse mehr an Unternehmungen, dann sind dies erste Hinweise auf eine depressive Störung. Auch ein dauerhaftes Erschöpfungsgefühl kann ein Anzeichen sein. Weitere Alarmsignale können Schlafstörungen oder fehlender Appetit sein. Welche Hilfen jetzt nützlich sein können, dieser Frage ging unsere Korrespondentin Elke Bunge nach.

Bemerke ich erste Anzeichen eines Stimmungstiefs, und kenne ich mich und meinen Körper recht gut, lässt sich dieser Zustand eventuell aktiv selbst überwinden. Einfache Maßnahmen wie Spaziergänge an der frischen Luft, Gymnastik – und diese eventuell auch in einer Gruppe – können in diesem Moment ebenso hilfreich sein wie Entspannungstechniken oder Yoga. Auch eine Behandlung durch Akupunktur, Lichttherapie oder mit pflanzlichen Medikamenten kann eine sinnvolle Unterstützung sein. Auf dem Gebiet der Phytopharmaka hat sich insbesondere das Johanniskraut etabliert. Seinen Namen trägt es, da die Pflanze um den Johannistag am 24. Juni seine Blüten öffnet. Die Bestandteile des Pflanzenextraktes haben nach derzeitigem Kenntnisstand einen Einfluss auf bestimmte Nervenbotenstoffe des Gehirns, wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin. Leichte bis mittelschwere depressive Verstimmungen, die auch in Kombination mit Schlafstörungen und innerer Unruhe auftreten können, lassen sich so auf natürliche Weise behandeln. Eine Absprache mit dem behandelnden Arzt kann hier jedoch bereits sinnvoll sein, da auch jedes pflanzliche Präparat mit anderen Medikamenten wechselwirken kann.

Arztbesuch ist oftmals hilfreich

Wenn ich jedoch die Beschwerden als zu belastend empfinde oder mich unsicher fühle, ist ein Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten sinnvoll. Für ihn ist es oftmals leichter zu entscheiden, ob die Beschwerden ohne eine intensivere medizinische Behandlung wieder vergehen könnten. Dieses Verfahren nennen Fachleute auch „beobachtendes Abwarten“ oder auf Englisch „watchful waiting“. Ist ein „beobachtendes Abwarten“ nicht ausreichend, sollte man sich einem Facharzt anvertrauen. Dieser kann einen bei der Wahl der richtigen Therapie unterstützen. Hier stellen sich viele Fragen, die gemeinsam mit dem Arzt gelöst werden sollten: Entscheidend ist hier der Schweregrad der Depression. So kann bei einer leichten bis mittelschweren Depression eine Psychotherapie ausreichend sein. Handelt es sich hingegen um eine schwere Depression, kommen in der Regel auch Medikamente zum Einsatz.

Behandlung mit Psychotherapie

Bei einer Psychotherapie wird der Therapeut zunächst klären, was bei der Patientin oder dem Patienten zur Entwicklung der Depression beigetragen hat, um dann zu entscheiden, welche Therapieform für den Patienten am geeignetsten erscheint. Dabei gibt es verschiedene Formen der Psychotherapie, die bei Depressionen hilfreich sind. Häufig wird die Kognitive Verhaltenstherapie angewandt. Die Erfahrungen zeigen, dass mit ihr sehr gute Ergebnisse erzielt werden können. Diese Therapieform geht davon aus, dass sich Gedanken, Gefühle und das Verhalten gegenseitig beeinflussen. In ausführlichen Gesprächen werden hier Gedanken, negative Einstellungen und Gefühle thematisiert. Ziel der Therapie ist es, diese zu verändern. In der Behandlung geht es daher vor allem um die Vermittlung und das Erlernen neuer Verhaltens- und Denkmuster, so sollen negative Gefühle abnehmen und positive Gefühle entstehen, die es ermöglichen, den Alltag wieder zu bewältigen. Dabei beziehen sich die in der Therapie besprochenen Themen in der Regel auf die Gegenwart.

Bei einer Depression, deren Wurzeln sich jedoch bereits in der Vergangenheit befinden, wie es beispielsweise bei traumatischen Erlebnissen in der Kindheit oder Jugend der Fall sein könnte, ist Psychoanalyse möglicherweise der geeignetere Ansatz. Hier werden traumatische Erfahrungen oder früh gestörte Beziehungsmuster intensiv aufgearbeitet. Diese Behandlungsform ist nicht als akute Schnellbehandlung gedacht, sondern soll dem Patienten Unterstützung bieten, veränderte Verhaltensweisen, ausgelöst durch vergangene Schicksalsschläge, langfristig aufzuarbeiten und zu bewältigen.

Bei psychischen Leiden hilft auch der Gang nach draußen ins Grüne, die trüben Gedanken zu erhellen
Bei psychischen Leiden hilft auch der Gang nach draußen ins Grüne, die trüben Gedanken zu erhellen Illustration: Editpress-Archiv

Behandlung mit Medikamenten

In der depressiven Erkrankungsphase können zahlreiche Abläufe im Gehirn verändert sein. Der Einsatz von Antidepressiva beruht auf der sogenannten Monoamin-Hypothese, wonach eine Depression durch einen Mangel an bestimmten Botenstoffen im Gehirn ausgelöst wird (siehe Beitrag: „Zeit der Depression“). Antidepressiva beeinflussen die Wirkungsweise dieser Botenstoffe und könnten so entstandene Funktionsstörungen korrigieren. Dabei wirken einige eher zielgerichtet, etwa die Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder der Selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI). Andere Antidepressiva arbeiten weniger zielgerichtet. Dazu gehören zum Beispiel Trizyklische Antidepressiva (TZA) oder Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer). Diese sogenannten „alten“ Antidepressiva haben häufig auch mehr Nebenwirkungen als die „modernen“ zielgerichteten Antidepressiva.

Eine großangelegte aktuelle Studie der King Saud University in Riad (Saudi-Arabien) vom April dieses Jahres kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass eine Langzeittherapie mit Antidepressiva das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten nicht wesentlich verbessert. Ein Ergebnis, das in der Wissenschaft derweil intensiv diskutiert wird.