Es ist schon Jahre her, da trug unsere Freund Boris beim gemeinsamen Abendessen so einen weißen Knopf im Ohr. „Ist das ein neues Hörgerät?“, wollte ich wissen. Oder vielleicht ein besonders kleiner Lautsprecher eines Smartphones? Ach nein, die gab es zu dieser Zeit ja noch gar nicht. Boris präsentierte lächelnd die Lösung, zugegeben mit einem schmerzhaften Lächeln: Es war eine Knoblauchzehe, und ins Ohr hatte er sie sich gesteckt, weil er gerade an starken Schmerzen im Gehörgang litt. Die ätherischen Öle des Knoblauchs sollten den Schmerz lindern. Das jedenfalls hatte ihm seine Oma aus Sofia erzählt, und die hatte diese Weisheit aus einem Naturheilbuch von Petr Dymkov. Jeder in Bulgarien kennt Petr Dymkov und in fast jedem Haushalt findet sich ein Exemplar seiner „Naturheilkunde“.
Gesammelte Erfahrungen von Hausrezepten, weitergegeben von Generation zu Generation. Auch im mitteleuropäischen Raum finden wir solche Hausmittel, die vor allem gegen Erkältungskrankheiten helfen.
Schnupfen, Husten, Heiserkeit
Das wohl klassischste aller Hausrezepte ist das Inhalieren über heißem Wasserbad. Vom Lateinischen „inhalare“ (einhauchen) abgeleitet ist der Vorgang, lindernden Wasserdampf einzuatmen. Dabei stellen wir uns eine Schale mit heißem Wasser auf den Tisch, halten mit Sicherheitsabstand – zwei Handbreit – den Kopf darüber und breiten dazu ein großes Handtuch so über uns, dass kein Wasserdampf entweichen kann. Dem Wasser können auch Salz oder ätherische Öle beigegeben werden. Der gewünschte Effekt ist, die Schleimhäute der oberen, aber auch der unteren Atemwege abschwellen zu lassen, um schließlich besser die Nase putzen oder abhusten zu können. Man sollte etwa zwanzig Minuten inhalieren und sich anschließend eine Pause gönnen, um den Kreislauf zu entlasten. Zu beachten ist, dass Kamille und Salbei, die als Tee durchaus lindernde Wirkung erzielen, bei Reizhusten als Inhalat eher das Gegenteil des Gewünschten erzielen: Sie wirken austrocknend und das kann dann eher zu stärkerem Husten als zur Linderung führen.
Alternativ kann man auch die Dämpfe von einem mit ätherischen Ölen (Eukalyptus) getränkten Brustwickel einatmen.
Da Kinder häufig Schwierigkeiten mit dem „klassischen Inhalieren“ haben, kann es hier helfen, zur Nacht ein Schälchen mit heißem Wasser, in das etwa fünf bis zehn Tropfen „Chinaöl“ geträufelt wurden, unter das Bett zu stellen.
Tees bei Erkältungskrankheiten
Bei allen Erkältungskrankheiten gilt, wir sollten viel trinken. Dabei ist nicht in erster Linie die heiße Zitrone gefragt, denn die scharfe Säure kann vor allem bei Halsschmerzen mehr Pein als Nutzen machen. Außerdem erhalten wir unseren Vitamin-C-Bedarf bei ausreichendem Genuss von Gemüse, Obst und frischen Salaten, ein Mehr wird nur wieder ausgeschieden.
Fenchel, Thymian, Spitzwegerich und Salbei sind ideale Pflanzen für einen heilenden Tee. Auch Königskerze und Eukalyptus können Erkältungssymptome lindern.
Zudem brauchen wir die regelmäßige und reichliche Flüssigkeitszufuhr, um den Verlust durch Schwitzen bei Fieberschüben entgegenwirken zu können. Tees können da besser helfen als bloßes Wasser – denn kaltes Wasser reizt nur wieder die Atemwege, und angewärmtes Wasser schmeckt nun wirklich nicht.
Hustenlöser und Entzündungshemmer
Seit alters her ist die hustenlösende Wirkung von Zwiebeln und Zwiebelsaft bekannt. Lange wurde dieses Hausmittel aus Omas Zeiten nicht angewandt, weil der Geschmack einige Überwindung kostet und das Ausatmen nun auch nicht gerade sympathisch riecht. Da kommen wir schon zum oben erwähnten Knoblauch. Nicht nur die Bulgaren haben seine entzündungshemmende Wirkung erkannt. Zum Glück haben die Knollen seit einigen Jahren ihren schlechten Ruf verloren und sind auch in unsere Küchen zurückgekehrt. Auch bei Erkältungserkrankungen kann der Genuss von Knoblauch z.B. Schmerzen im Halsbereich mildern.
Ein guter Hustenlöser ist auch Fenchel. Darüber hinaus empfehlen Naturexperten, Ingwer gemeinsam mit dem Bienenharz Propolis zu kauen. Einerseits entfaltet das Gemisch eine hustenlösende Wirkung, andererseits wirkt Propolis antibiotisch, antiviral und antimykotisch.
Fiebersenken mit Wadenwickel
Einfache Erkältungserscheinungen gehen mitunter mit erhöhter Temperatur und Kopfschmerz einher, richtiges Fieber jedoch stellt sich selten ein. Anders verhält es sich bei den Viruserkrankungen wie Grippe oder Covid-19. Hier müssen wir mit hohen Fieberschüben rechnen, die den ohnehin von den Viren schon angegriffenen Körper noch weiter belasten. Um ein Heilen einleiten zu können, müssen wir das Fieber senken. Eine klassische Methode hierfür sind kalte Wadenwickel. Dabei legen wir unter die Unterschenkel der fiebernden Person ein trockenes, dickeres Handtuch (um das darunter liegende Laken nicht nass werden zu lassen). Um die Unterschenkel werden nun in kaltem Wasser getränkte und ausgewrungene Tücher gelegt, die wir nach einigem Erwärmen wechseln. Das Verdunsten des Wassers schafft einen Wärmeaustausch, der dem Körper die Hitze entzieht. Nach den Wadenwickeln wird unser Kranker wieder gut im Bett „eingepackt“.
Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um gegen die befallenen Viren anzugehen. Man sollte es daher nur senken, wenn die Person von der hohen Temperatur zusätzlich belastet wird.
Hausmittel wie die beschriebenen können die Symptome von Atemwegserkrankungen nur lindern. So kann – zusätzlich zur nötigen Ruhe – eine Erkältung oder ein Schnupfen besser auskuriert werden. Bei einer manifesten Erkrankung wie Grippe oder Covid ist jedoch eine ärztliche Hilfe, eventuell auch stationär unabdingbar. Diese Viruserkrankungen, so zeigt die Geschichte, sind nicht harmlos und können im Ernstfall auch tödlich enden.
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