Es wird nicht allzu lange dauern, dann wird Esch die 50.000-Einwohner-Marke überschreiten. Die Bevölkerungszahlen des Landes lassen sich ab 1821 via Statec im Detail zurückverfolgen. Damals war Esch ein Bauerndorf, in dem 810 Menschen lebten. Mitte des 19. Jahrhunderts sollte sich das ändern. In den 1840er-Jahren wurde mit dem Abbau der Minette begonnen. Zum explosionsartigen Anstieg der Bevölkerung trugen in erster Linie die Inbetriebnahme der ersten Hochöfen der „Metzeschmelz“ 1871 und der „Brasseurschmelz“ 1872 bei.
Ausgerechnet diese beiden, längst stillgelegten Stahlwerke sind im 21. Jahrhundert verantwortlich für das nächste Wachstum der Stadt. In 20 Jahren werden aus den heutigen rund 37.000 Einwohnern 55.000 werden. In anderen Worten: ein Zuwachs von etwa einem Drittel der heutigen Bevölkerung. Im Vergleich zur Jahrtausendwende (rund 25.000) wird sich die Bevölkerung Eschs dann verdoppelt haben. Auf den beiden Industriebrachen entstehen neue Stadtviertel. Sie wurden unlängst vorgestellt und stehen für den Urbanismus des 21. Jahrhunderts. Anders ausgedrückt: für Städte der Zukunft. Wie aber sehen die aus und vor allem: Was macht sie aus?
Die Projekte „Rout Lëns“ und „Quartier Alzette“ haben eines gemeinsam: Der Mensch rückt in den Mittelpunkt. Das ist nicht bloß ein schöner Satz von Kommunikationsspezialisten, sondern durchaus ernst zu nehmen. Das „Quartier Alzette“, „Quartier Uelzecht“ oder „Quartier Metzeschmelz“ genannte Viertel wird größtenteils autofrei geplant. Auf der „Rout Lëns“ ist es ähnlich, doch das großflächige Vorreiterprojekt für die innerstädtische Mobilität der Zukunft ist Esch-Schifflingen. Es mag Autofreunden der alten Schule nicht gefallen, aber Fakt ist, dass jüngere Generationen heute eine andere Einstellung zur Mobilität haben. Nicht das Transportmittel steht im Vordergrund, sondern dessen Nutzwert. Will heißen, dass auf das Transportmittel zurückgegriffen wird, das einen am schnellsten und einfachsten von A nach B bringt. Der Mensch ist demnach nicht mehr autoaffin oder fahrradaffin, sondern mobilitätsaffin.
Das spielt bei der Planung neuer Städte bzw. Stadtviertel eine große Rolle. Und dass die auf den Industriebrachen entstehenden Viertel autofrei bzw. -arm geplant werden, wird sich auch auf den Rest der Stadt auswirken. Die längste Fußgängerzone des Landes hat nämlich die Besonderheit, dass Autos sie zu jeder Tageszeit kreuzen, was im Grunde genommen ein Unding für die Fußgänger und Einkaufskunden ist. Er könne sich ein autofreies Zentrum durchaus vorstellen, sagte Bürgermeister Georges Mischo im Tageblatt-Interview. Das muss er auch, denn im Sinne der Integration der neuen Viertel ist dieser Schritt für den alten Stadtkern alternativlos. Vorausgesetzt natürlich, der Stadtkern soll in Zukunft noch immer die Gegend rund um die Alzettestraße sein.
Was die Projekte „Rout Lëns“ und „Quartier Alzette“ weiter ausmacht, ist das Einbeziehen des Umweltschutzes. Kreislaufwirtschaft, Klimaneutralität und „Zero waste“ (kein Müll) verstehen sich fast schon von selbst. Und auch die Klimaadaptation spielt eine Rolle. Dabei werden die Folgen des Klimawandels, also extreme Wetterphänomene wie Hitzewellen oder Starkregen, antizipiert und baulich berücksichtigt. Zudem wird verstärkt öffentlicher Raum unmittelbar an den Wohneinheiten geschaffen und viel Wert auf die Anbindung an bestehende Infrastruktur bzw. Erholungsgebiete gelegt. Die Mischung zwischen bezahlbarem und exklusiverem Wohnraum soll zudem stimmen.
Fest steht, dass sich das Bild von Esch in den nächsten beiden Jahrzehnten radikal verändern wird. Nicht nur durch die neuen Stadtviertel, sondern auch durch die schnelle und die innerstädtische Tram. Das Beste dabei ist, dass der Staat hinter den Projekten steht und sie finanziert. Nachdem die Südregion von der Landespolitik jahrzehntelang auf Sparflamme gehalten wurde, hat man in Anbetracht des Wachstums lange schon keine andere Wahl, als das zweite große Ballungszentrum des Landes zu fördern. Das ist eine fantastische Chance für Esch, auch wenn die Realität momentan eher Corona, soziale Ungleichheiten, Integrationsprobleme oder Geschäftssterben heißt.
"Fragt sich bloß, womit die Zehntausenden Neu-Einwohner ihren Lebensunterhalt verdienen sollen ?" -> mit HomeOffice ;)
@Oswald,
der Schreiber dieser Zeilen hat vor 5 Jahren in Luxemburg die Koffer gepackt und sich abgesetzt.Er hat zweimal innerhalb von 20 Jahren zusehen müssen wie sein Heimatdorf zubetoniert wurde.Wohlgemerkt,vor 20 Jahren.Was heute abgeht im Ländle ist unbeschreiblich. Ziel sind eine Million Einwohner bis 2050? Das ganze auf einem Drittel der 2650Km/2 und einem Verkehrsnetz welches heute schon aus allen Nähten platzt.Wasser-Abwasser und Hochwasserprobleme inklusive. An das Wohnen in Silos wird man sich wohl gewöhnen müssen und dann ist man noch froh überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Vom Platzmangel profitieren vor allem die Immo-Haie und die Grundbesitzer,aber auch das wird ein Ende haben,nämlich wenn das Arbeits-und Lohnparadies zusammenkracht.
@Claude Oswald .
All diese mehr als normalen Fragen haben sich die drei letzten Stadtschulzen und- zinnen nie gestellt ! Mal nicht daran gedacht........
Die Frage sei erlaubt, ob die Verdoppelung der Einwohnerzahl für sich genommen ein Gewinn an Lebensqualität bedeutet, oder ob sie nicht das Gegenteil bewirkt ?
Was bedeutet es, wenn Menschen in Hochhäusern zusammengepfercht leben müssen ?
Das alte Esch hat sich um die Stahlwerke herum entwickelt. Die Menschen fanden vor Ort eine Arbeit. Heute sind die Stahlwerke zum großen Teil verschwunden, und man will an deren Stelle Menschen ansiedeln. Fragt sich bloß, womit die Zehntausenden Neu-Einwohner ihren Lebensunterhalt verdienen sollen ?
In absehbarer Zeit wird sich die Bevölkerung unseres Landes binnen 50 Jahren verdoppelt haben. Die Oberfläche aber bleibt dieselbe. Der Verbrauch an Wasser und Strom steigt mit der Bevölkerung. Die Verkehrswege sind nur beschränkt noch ausbaufähig. Das Eigenheim ist und bleibt für die meisten junge Menschen unerschwinglich. Allerorts wird gebaut, die meisten Gemeinden platzen aus allen Nähten, die Baustellen sind allgegenwärtig. Das nennt man dann Fortschritt. In welche Zukunft und mit welchen Perspektiven? Es wird so oder so weitergehen, aber um welchen Preis?
Eng gehirnlos Politik, nach méi Awunner,méi Emweltverknaschtung,
iwerlaaschte Infrastrukturen,méi Iwerbevölkerung inkl.
Iwerfremdung,d'Politik kuckt just nach no Stemmenfänkerei,
Liewensqualitéit geet d'Baach an,op Gréng,Rout,Blo oder Schwarz,
déi kucken nach just no hieren Privilégien. Lamentabel daat
ganzt waat do opgefouert gëtt.Ekelhaft.
@Utopia
"Haben wir auch eine Verdopplung des Trinkwasserangebots"
Nein, der Schöffenrat hat sogar Schwierigkeiten Schrebergärten mit Trinkwasser zu versorgen.
Ob an 20 Joer nach 10 000 oder 55 000 Bierger zu Esch liewen wéiss keen, fun dem Virus guer nët ze schwetzen.......p
Waat huet Esch iwerhaapt , ausser e bessert Liewen fir Flüchtlingen, haut nach ze bidden ? Neischt ! Absolut Neischt !!!!
An wann mir keng kapabel Leit, déi bewisen hun waat se können an waat se realiséiert hun un d‘ Spëtzt fun der Gemeng setzen, dann mussen mär geschwënn selwer auswandern ouni ze wëssen wouhin, an @ Baerchen kritt Recht.
Iwert dës Trauregkeet nodenken , an Roud Lënsen an gleicharteg Utopien erëm schnell vergiessen. Well Propaganda zit haut nët mêi !
De Mensch trëtt an de Mëttelpunkt.....
Ech weess jo wann wei dat soll goen wann se wei dSardinnen an der Bëchs openeenwunnen...
Bis dohinner As Esch Doud aus die Maus
Haben wir auch eine Verdopplung des Trinkwasserangebots und der Abwasserentsorgung und der Verkehrsregulierung etc.??