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EditorialVom Umgang mit dem Coronavirus: Erreger trifft Erregte

Editorial / Vom Umgang mit dem Coronavirus: Erreger trifft Erregte
 Foto: Editpress/Tania Feller

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Kommunikation ist in Krisenzeiten wichtig. Trifft man den richtigen Ton nicht, kann das ernste Auswirkungen haben. Philip Michel blickt auf die Kommunikation der Regierung im Kontext des Coronavirus.

Nun also auch die Restaurants und Cafés. Das öffentliche Leben kommt in Luxemburg durch das Coronavirus so langsam, aber sicher zum Erliegen. Die gestern Abend verkündeten drastischen Maßnahmen dürften selbst den Letzten von der Ernsthaftigkeit der Lage überzeugt haben.

Und so ist inzwischen auch das Entsetzen über die Reaktion so mancher Zeitgenossen im Zusammenhang mit dem Virus abgeklungen. Am Wochenende wurden die Regale der heimischen Supermärkte noch einmal so richtig leergekauft. Die Hamsterkäufe verraten viel über den Zustand unserer Gesellschaft, sagen die einen. Von Egoismus ist dann die Rede. Doch in Wirklichkeit geht es mehr um Angst und Ungewissheit. Wer aber Toilettenpapier und Nudeln in rauen Mengen bunkert, dem darf bei allem Verständnis für seine Ängste bzw. seinen Beschützerinstinkt in Bezug auf seine Familie zumindest eine gewisse Ignoranz attestiert werden. Genau wie denjenigen, die eine Schließung der Grenzen fordern, obwohl das nichts anderes als den Kollaps unseres Gesundheitssystems bedeuten würde.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Regierung nicht vor die Kameras tritt, um über die neuesten Entwicklungen und Maßnahmen zu informieren. In dieser absoluten Ausnahmesituation ist eine gute Kommunikation Grundvoraussetzung, um keine Panik aufkommen zu lassen. Für die frisch gebackenen Minister Paulette Lenert und Franz Fayot ein echter Härtetest, aber auch für die Ministerien. Wobei auch hier eine gewisse Kritik nicht zu überhören ist. Während der Sport- und Sozialminister in den sozialen Netzwerken flammende Plädoyers für den Zusammenhalt der Gesellschaft publiziert, fühlte sich so mancher Sportverband und -verein doch vom zuständigen Ministerium allein gelassen.

„Es würde die Sache vereinfachen, wenn das COSL oder das Sportministerium den Verbänden eine solche Entscheidung abnehmen würde“, sagte der Generalsekretär des Handballverbands in Bezug auf die Absage des Meisterschaftsbetriebs dem Tageblatt. Auch in so manchen Sportvereinen wurde sich vergangene Woche der Kopf zerbrochen, zu welchem Zeitpunkt die Absage des Trainingsbetriebs angebracht sei. Ein Leitfaden hätte da geholfen, genau wie eine Richtlinie für die Schließung der vielen Schwimmbäder im Land. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Die Fragen stellen sich zudem aufgrund der rasanten Entwicklung der Pandemie nicht mehr. Trotzdem wird dadurch deutlich, dass Kommunikation im Krisenmanagement eine zentrale Rolle spielt. Dass Xavier Bettel und Paulette Lenert gestern nach der Verkündung der verschärften Maßnahmen keine Fragen der anwesenden Journalisten zuließen, deutet darauf hin, dass sie die Antworten selbst noch nicht im Detail kennen. Beruhigend ist das jedenfalls nicht. Und ein Musterbeispiel guter Kommunikation auch nicht. Bettel hatte zuvor davon gesprochen, dass sich das soziale Leben in nächster Zeit auf das Essenzielle reduzieren müsse.

Der Erreger trifft auf die erregte Gesellschaft, so drückte es am Freitag ein deutscher Kabarettist aus. Er machte sich dabei über die zum Teil doch irrationalen Reflexe der Menschen lustig („Die Menschen kaufen Klopapier, weil sie Angst vorm Verhungern haben“). Dafür erntete er nicht nur Applaus. Auch für die Bemerkung nicht, er könne die Welt nun mal leider nur mit Humor ertragen. „Et ass net méi fir ze spaassen“, sagte Paulette Lenert gestern unmissverständlich. Und das war sehr ernst gemeint.

GuyT
20. März 2020 - 12.45

Jetzt ist nicht der Zeitpunkt: aber die Experten, Politiker und auch die Presse hat versagt. Wenn sogar ein Land wie China welches Erfahrung hat mit Epedemien und bereit ist drakonische Maßnahmen bei seine sehr disziplinierten Bürgen durchzusetzen das Virus niht in den Griff bekommt, hätte jedem Experten klar sein müssen wie hoch ansteckend Corona ist. Auch viele beschwichtigenden Meinungsartikel von vor 14 Tagen lesen sich jetzt nur mit Kopfschütteln.

Darius
18. März 2020 - 18.23

@Tarzan

"@Darius “Sie haben gut reden, Sie leben ja allein auf einem Baum mit lauter Affen.”

' ja , so kommt es mir manchmal vor.'

Wenigsten sind Sie dann in der Quarantäne an der frischen Luft.?

Tarzan
17. März 2020 - 11.51

@Darius "Sie haben gut reden, Sie leben ja allein auf einem Baum mit lauter Affen." ja , so kommt es mir manchmal vor. :-)

Darius
16. März 2020 - 20.29

@ tarzan

" Ihren Endzeit-theorien kann ich allerdings nicht zustimmen."

Sie haben gut reden, Sie leben ja allein auf einem Baum mit lauter Affen.

Pierre Wollscheid
16. März 2020 - 17.27

Sehr geehrte H Scholer.
Genau so sehe isch das auch, die vielen kleine Handwerk Betriebe, und kleine Arbeitgeber können ja nicht von heute auf morgen dicht machen.
Das geht bei den Gemeinden, oder beim Stadt, das ist man sich seines Gehalts auch noch sicher.Beim kleinen Betrieb oder Handwerker vielleicht nicht.
Nun noch ein Wort zur Spaßgesellschaft, das müssen Sie mal an RTL richten.Die haben ja schon vor dem COVID 19 immer schon Mittwochs angefangen an wou immer e Freidesch , Samsdesch, Sonndesch ob den Tour. Ich Wiki damit sagen wenn unsere Jugend sonst nicht vermittelt bekommt und das seit 40 Jahren kann Sie es nicht besser Wissen.
Ich hoffe wir kommen heil aus dieser Krise raus, und wissen dann das einer den anderen braucht in einer Gesellschaft.

tarzan
16. März 2020 - 15.47

@J. Scholer. Wenn Sie meinen Kommentar unvoreingenommen gelesen hätten, wäre es Ihnen sicher nicht entgangen, dass ich nur über sinn und unsinn von, na nennen wirs mal, Trendy-wörtern gemeckert habe. Ihren Endzeit-theorien kann ich allerdings nicht zustimmen.

Zither
16. März 2020 - 15.33

@J.Scholer
@tarzan; Angesichts der Krise, deren wirtschaftlichen Nachfolgen können Sie das Wort „ Urlaub“ aus ihrem Vokabular streichen und froh sein , wenn wir irgendwie die Lohn- und Rentenbezüge im Gleichgewicht halten können noch ein annehmbares Leben , ohne viel Verzichte , zu leben. Als Rentner ist mir Urlaub schnuppe,"

Die Renten werden als erstes gekürzt werden.

J.Scholer
16. März 2020 - 13.39

@tarzan; Angesichts der Krise, deren wirtschaftlichen Nachfolgen können Sie das Wort „ Urlaub“ aus ihrem Vokabular streichen und froh sein , wenn wir irgendwie die Lohn- und Rentenbezüge im Gleichgewicht halten können noch ein annehmbares Leben , ohne viel Verzichte , zu leben. Als Rentner ist mir Urlaub schnuppe, nicht egal sind mir die wirtschaftlichen , finanziellen Folgen dieser Krise die unsere Gesellschaft , unser Land um Jahrzehnte zurückwerfen. Dieses Virus hypothekiert einige Generationen und wir können froh sein um jeden Arbeitsplatz, jeden Betrieb den wir hinüberretten können, denn einige werden verschwinden.

tarzan
16. März 2020 - 12.51

spassgesellschaft? Peter scholl latour hat das Wort mal vor, weiss nicht, 20-30 Jahren in einer talk-runde verwendet. als es um den islamischen terror in Europa ging. hab das damals auch nicht verstanden. wenn man 40 jahre arbeitet, dann eine Pension bekommt, während 20 oder mehr jahren schulden abstottert und sich mal erdreistet urlaub zu machen, ist das die spassgesellschaft? alter weisser mann? Modewörter ohne sinn und verstand.

Laura
16. März 2020 - 12.23

@titi

"...jeder Einzelne ist gefordert und muss Verantwortung übernehmen für sich und seine Mitmenschen."

Leider hat die Hälfte von uns einen IQ von unter 100, daran kann man nichts ändern.

J.Scholer
16. März 2020 - 10.55

Für die Politik in diesen Zeiten eine Entscheidung zutreffen ist schwer .Egal wie man zu Gambia steht:“ Dat do häett ech hinnen net gewenscht.“In der augenblicklichen Situation geht es hier nicht mehr um Parteiinteressen, es geht hier um das Leben , Überleben unserer Bürger, unseres Staates. Verständlich auch, dass in dieser Krisensituation auch Fehlentscheidungen seitens der Politik möglich sind, denn oft sind Entwicklungen nicht voraussehbar. Dass einige Bürger erregt sind , natürliche Reaktionen von Panik , Zukunftsängste in Krisensituationen, unverständlich jedoch, wenn Zeitgenossen den Ernst der Lage nicht erkannt haben und ihren Spaß noch immer zum Leitmotiv erkoren haben, wobei Leitmotiv in dieser Seuchengefahr nur Solidarität und Zusammenhalt sein kann.

Josy
16. März 2020 - 10.27

In 9 Monaten kommen hunderte Corona-Babies zur Welt, wenn die Jugend nichts besseres zu tun hat.

titi
16. März 2020 - 8.35

Frau Lenert hat mir ihrer Aussage völlig recht. Ende mit lustig. Unsere Spassgesellschaft wird auf einmal mit der harten Realität konfrontiert und jeder Einzelne ist gefordert und muss Verantwortung übernehmen für sich und seine Mitmenschen.