Wo geht die Reise hin? Gemeint ist nicht die im Sommer, sondern die im Herbst, wenn die Parteien nach den Wahlen eine neue Koalition schmieden müssen. Am Wochenende haben die drei mitgliederstärksten Parteien Luxemburgs mit ihren Kongressen eine weitere Etappe hin zu den Chamberwahlen am 8. Oktober hinter sich gebracht. DP, LSAP und CSV wollen an der Macht bleiben beziehungsweise wieder an die Macht kommen. Kommt es gar zur ganz großen Koalition?
Für die Grünen, den kleinsten der Koalitionspartner, der schon bei den Gemeindewahlen unter die Hufe kam, bläst der Wind seit diesem Wochenende noch ein paar Knoten rauer. Die Attacken der CSV und von noch weiter rechts müssen die Grünen seit längerem ertragen. Am Wochenende hat sich die DP und in Teilen auch die LSAP gegen eine „Verzichtspolitik“ wegen Klimathemen gewendet. Das steht ihnen schlecht zu Gesicht, untergraben solche Aussagen doch den selbst formulierten Anspruch dieser Parteien, Politik für das Klima machen zu wollen. Xavier Bettel bezeichnete sich am Samstag in Roodt/Syr sogar als „Klimapremierminister“. Kann man machen, aber dann kann man auch die kaum verhohlenen Angriffe auf den eigenen Koalitionspartner bleiben lassen.
Die Sticheleien von Blau und etwas zaghafter von Rot sind ein Wink mit dem Zaunpfahl – Teile des schwindenden grünen Wählerpotenzials sollen hinüber zu Rot oder Blau gelotst werden. Ein unnötiger Schritt in Anbetracht der nachvollziehbaren Annahme, dass die CSV trotz ihres Grünen-Bashings kaum deren Wähler zu sich locken können wird. Das christlich-soziale Zersetzungsprogramm aller grünen Politik dient der CSV bloß der Schwächung der Grünen, um selbst wieder in eine Dreierkoalition einziehen zu können.
Frieden und Co. haben längst das schwächste Glied der Regierungskoalition ausgemacht und setzen es seit Monaten unter Dauerbeschuss. Man muss anerkennen: erfolgreich. Das legen zumindest die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen nahe, aus denen die Grünen als größte Verlierer hervorgingen. Dass DP und LSAP vor dem Sommer zumindest mit einem Fuß auf diesen Zug aufsteigen, bleibt bedenklich und ein Schuss, der nach hinten losgehen könnte.
Bereits an diesem Wochenende, an dem vor allem Liberale gegen eine nicht näher definierte „Verzichtspolitik“ und gegen eine „Klimapolitik mit dem Brecheisen“ wetterten und sich damit im Sprachgebrauch in der populistischen Ecke bedienen, gab der staatliche Wetterdienst Meteolux eine Hitzewarnung heraus, am Sonntag zogen die ersten Sommerstürme über das Land. Sollten die Monate bis zum Oktober ähnlich heiß und trocken werden wie in den vergangenen Jahren, könnten die Grünen bis zu den Wahlen aus diesen Aussagen Kapital schlagen, indem sie sich dann, nicht mehr zu Unrecht, als einzig wahre Klimaschützer positionieren und die Aussagen der CSV, aber nun eben auch von DP und LSAP als argumentatives Futter zur Belegung ihrer Aussagen nutzen.
Etwas ungewöhnlich an einem Editorial ist eine Anmerkung an dessen Ende, dieses Mal soll es aber so sein: Die CSV und die DP haben es tatsächlich fertiggebracht, jeweils zwei ihrer Doppelspitzen in den Bezirken nicht paritätisch zu besetzen. Wobei „nicht paritätisch“ bei Liberalen und Konservativen im Jahr 2023 nur heißt: mehr Männer. Sozusagen eine Art Auf-Frauen-Verzichtspolitik. Jeweils sechs der acht Spitzenpositionen auf den Listen für Oktober von CSV und DP sind mit Männern besetzt. Jeweils zwei Frauen komplettieren das Tableau. Ein Zustand, der einen bei der altbackenen CSV den Kopf schütteln lässt. Ein Zustand allerdings, der einen bei der DP, die keine Gelegenheit auslässt, die sich selbst zugeschriebene Diversität zu feiern, den eigenen Kopf nicht nur schütteln, sondern selbst auf den Tisch schlagen lässt. Das DP-Wahlprogramm quillt vor Versprechen aller Arten über. Mit ihrer besonderen Art der Verzichtspolitik startet die DP mit einem Kratzer in der Fassade.
@ benschul/ Richtig und falsch! Anscheinend, laut Bibel, besteht dieser eine Gott aus 3 Personen. (? verstehe wer will) Zu wem könnte Xavier denn gebetet haben? Er kann ja nur einer von dem Dreigestirn sein.
Nun ja, das klägiche Scheitern der Grünen nun auf die Opposition zu schieben ist so auch nicht ganz richtig, da haben sie selbst schon ordentlich mitgeholfen. Das Problem dieser Fanatiker ist es, dass ihre Ideen am Anfang gut klangen, besser Mobilität, mehr Umweltschutz (mehr gab es aber auch nicht wenn man ehrlich ist). Als sie dann in der Regierung waren, wurde schnell jedem klar, dass man mit hohlen Predikten nicht weit kommt, wenn man keine kompetenten Leute in der Partei hat. Diese Hobbypolitiker ohne Wissen oder Verstand haben das Land nun 10 Jahre gegen die Mauer gefahren und nichts hat sich verbessert. Mobilität und Sicherheit auf den Strassen ist an einem absoluten Tiefpunkt angekommen, Umweltschutz wurde weiter zurückgefahren und noch nie wurde soviele Wälder abgeholzt bei uns als unter den Grünen !!! Und die Leute wissen dies nun, weshalb man die eindeutigen Resultate der Gemeindewahl absehbar waren. Was die Anmerkung angeht, so bedeutet Chancengleichheit nicht dass eine 50/50 Quote mit aller Gewalt eingehalten werden muss, diese ist das genaue Gegenteil einer Chacengleichheit. Kompetenzen zählen, nicht das Geschlecht, dies zu verstehen würde den Grünen gut tun, aber so viel Glück mit Frau Tanson....... Das Resultat ist wieder absehbar!
Döm. Ich möchte zu gerne wissen, zu wem der Herr Bettel gebetet hat bei der Aufnahme: es gibt bekanntlich nur einen Gott und der wird auch demnächst weiterhin Xavier heißen
De Grand-Duc wäert elo endlech och Täschegeld kréien fir dass hien och emol een huele ka goen a seng Madamm eng onbegrenzten Shopping-Kaart fir an d'Groussgaass
@ Nomi / Haha, et kann ee nie wëssen :-)
@ Döm : Bei Gambia 3 gett dann d'Trennung vun Kirch an Staat reckgaengeg gemaach ?
Ach wie lieb, den Xavier beim beten erwischt. (Foto)
Spitzenkandidaturen
Die Grünen haben es vorgemacht bei den Gemeindewahlen in Mamer, dort gab es 2 Spitzenkandidatinnen.