Wenn die Arbeitsjahre geschafft sind, erhoffen sich viele Menschen noch ein paar gute Jahre im Pensionsalter. Wünsche und Träume bleiben oftmals für diese Zeit offen: Noch einmal ein große Reise tätigen, oder ein neues Hobby beginnen. Seit einigen Jahren wird viel über die sogenannte U-Kurve des Lebens geschrieben und gesprochen.
Nach einer glücklichen und eher unbeschwerten Kindheit und Jugend folgen die anstrengenden Jahre des mittleren Alters mit Stress im Berufsleben sowie Kindern, die großgezogen werden müssen. Einige Menschen erleiden in dieser Zeit auch ein Burnout-Syndrom. Sind all diese schwierigen Jahre geschafft, folgen in der Regel noch einmal einige ruhige und gute Jahre, eben auch die, in denen man lang ersehnte Wünsche realisieren möchte. Doch um Träume zu verwirklichen und gute Jahre genießen zu können, müssen die Rentenjahre auch finanzielle Sicherheit schenken. Um dies zu gewährleisten, dafür soll das hiesige Rentensystem sorgen.
Wann beginnt meine Rente
In Luxemburg liegt das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 65 Jahren. Im Vergleich dazu steigt das Renteneintrittsalter im Nachbarland Deutschland gestaffelt gerade auf 67 Jahre. Entsprechende Gesetze sehen vor, dass Arbeitnehmer, die nach dem 31.12. 1963 geboren wurden, erst mit 67 Jahren ihren Ruhestand genießen werden. Auch in Belgien wird das Renteneintrittsalter derzeit von 65 auf 67 Jahre angehoben. Im Nachbarland Frankreich ist bereits jetzt für Beitragszahler, die nicht den gesamten erforderten Zeitraum in die Rentenkasse eingezahlt haben, das Renteneintrittsalter von 67 Jahren Realität.
Für die Gewährung einer vorzeitigen Alterspension gibt es in Luxemburg zwei weitere Altersstufen: Mit 60 Jahren kann die Rente beginnen, wer eine Wartezeit von 480 Monaten (also 40 Jahre) aus Pflichtversicherung, Weiterversicherung, fakultativer Weiterversicherung oder Nachkauf von Versicherungszeiten nachweisen kann. Bereits mit 57 Jahren ist es möglich, in die Rente zu starten, wenn man die Wartezeit von 480 Monaten in der Pflichtversicherung nachweisen kann.
EU-Kommission kritisiert Renteneintrittsalter
Doch gerade dieses frühe Renteneintrittsalter wird von der EU-Kommission in Brüssel kritisiert. Die Kommission bescheinigt dem Land, mit „schärfster Steigerung“ von Renten-bezogenen Ausgaben in der EU konfrontiert zu werden, so auch im Luxemburger Tageblatt vom 24. Mai dieses Jahres nachzulesen. Die Kommission empfiehlt, das Rentensystem nachhaltiger zu gestalten. Und dazu gehört auch, das Renteneintrittsalter anzuheben, denn dies liegt derzeit in Luxemburg bei 61,3 Jahren.
Die geforderte Nachhaltigkeit, so Brüssel weiter, ließe sich durch eine Reduzierung der Frühpensionierungen erreichen. Zudem könnte die Beschäftigungsrate älterer Arbeitnehmer gesteigert werden. Ein Fakt, der zwei positive Auswirkungen haben dürfte. Zum einen würde sich die Rentenkasse nochmals deutlich auffüllen, zum anderen eine Weiterbeschäftigung noch rüstiger Arbeitnehmer auch deren Wohlbefinden erhöhen. Denn nicht alle wollen mit Anfang 60 schon zum „alten Eisen“ gehören.
Wie nötig eine solche Regelung sei, sieht man auch daran, dass die Ausgaben für Renten in Luxemburg enorm hoch sind. Laut Eurostat lag das sogenannte „aggregate replacement ratio“ oder Aggregatersatverhältnis im Dezember 2020 bei einem Rekordwert von 1,04. Unter dem Aggregatersatzverhältnis versteht man das mittlere Brutto-Einzelrenteneinkommen der Bevölkerung im Alter von 65-74 Jahren im Verhältnis zum mittleren Brutto-Einzelarbeitseinkommen der Bevölkerung im Alter von 50-59 Jahren. Mit anderen Worten: Die derzeitige durchschnittliche Rente lag im Jahr 2020 bei den 65- bis 74-Jährigen mit 104 Prozent höher als das durchschnittlichen Einkommen eines 50- bis 59-jährigen Luxemburgers.
Vergleicht man diesen Wert wieder mit den Nachbarländern Frankreich, Deutschland oder Belgien, so ergeben sich hier ganz andere Zahlen: In Frankreich lag das Aggregatersatzverhältnis bei 0,48, in Belgien bei 0,46 und in Deutschland sogar nur bei 0,44. Das heißt, in all diesen drei Vergleichsländern fällt die Bruttorente dieser Altersstufe um mehr als die Hälfte geringer aus als das Bruttoeinkommen der oben angegeben arbeitenden Bevölkerungsschicht. Laut Statec wurden im Jahr 2022 in Luxemburg 194.441 Renten gezahlt in einer Höhe von 4.966, 7 Millionen Euro, dies entspricht einer durchschnittlichen Rente von 3.915 Euro pro Luxemburger Rentner. Genau auf diese Tatsachen bezieht sich die Brüsseler Kritik.
Dem hiesigen Rentner geht es also derzeit hervorragend, was seine Rentenbezüge betrifft, und er hat ausreichend finanzielle Möglichkeiten, einen entspannten Ruhestand zu genießen. Wie sich das Luxemburger Rentensystem aufteilt, folgt im kommenden Beitrag.
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