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Tennisspieler Fabrice Santoro: „Ich stand nie gern im Rampenlicht“

Tennisspieler Fabrice Santoro: „Ich stand nie gern im Rampenlicht“

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Am Mittwoch stehen sich bei den «KBL European Private Bankers Tennis Classics»
ab 19.00 Uhr im Bartringer Centre Atert Mats Wilander/Mark Philippoussis und Mansour Bahrami/ Fabrice Santoro gegenüber. Das Tageblatt hat sich im Vorfeld mit dem ehemaligen Doppelspezialisten Santoro unter anderem über seinen Spielstil, seine Ambitionen auf den Posten des französischen Davis-Cup-Kapitäns und seine Reformideen für den Doppelwettbewerb unterhalten.

Tageblatt: Aufgrund von Showmatches wie den «KBL European Private Bankers Tennis Classics» bleibt ein ehemaliger Topspieler wie Sie auch nach dem Karriereende weiter im Gespräch. Ist das Ganze also nicht eine Art Eigenwerbung?
Fabrice Santoro: Nein, das sehe ich gar nicht so. Tennis ist seit jeher meine große Leidenschaft. Der Sport war für mich immer das Wichtigste. Ich war nie jemand, der gerne im Rampenlicht stand. Ich bin nämlich eher der ruhigere und schüchterne Typ. Den ganzen Rummel mit der Presse und das viele Reisen habe ich eigentlich nie so gemocht. Jetzt bin ich einfach nur froh und stolz darauf, wenn jemand meine Art, Tennis zu spielen, noch sehen will.

Sie sprechen Ihren Spielstil an. Vielen Fans sind Sie aufgrund ihrer beidhändig gespielten Rück- und Vorhand in Erinnerung geblieben. Das ist im Tennis doch recht eigenartig …
Dieser Vorhand-Schlag war mir einfach angeboren. Auch als Kind habe ich stets die Vorhand beidhändig gespielt. Im Alter von elf Jahren sagte mein damaliger Trainer zu mir, dass ich mich unbedingt umstellen müsste, wenn ich einmal Profispieler werden wollte. Mit dieser Technik hätte ich nämlich keine Chance, auf der ATP-Tour bestehen zu können. Aber ich blieb stur. Manchmal ist mir auch zu Ohren gekommen, dass ich dies nur gemacht hätte, damit ich mich von anderen Spielern unterscheide. Das war natürlich nicht der Fall.

Glauben Sie, dass Ihr Spielstil (unter anderem unterschnittene Bälle, viel Tempovaration) auch heutzutage noch auf der ATP-Tour Erfolg haben könnte?
Ja, ich glaube schon. Einige Profis haben auch schon nach Tipps von mir gefragt. Mit verschiedenen Schlägen habe ich so manchen Gegner nämlich vor Probleme gestellt. Aber meine Art zu spielen wird heutzutage gar nicht mehr in den Tennisschulen unterrichtet. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich im Alter von sechs Jahren mit einem normalen Schläger für Erwachsene meine Übungen ausführen musste. Der Schläger war so schwer, dass ich sowohl bei der Vor- als auch bei der Rückhand beide Hände benötigt habe, um den Schlag ohne Probleme spielen zu können. Heutzutage trainieren die Kinder mit weicheren Bällen und kleineren Schlägern.

Der 20-fache Grand-Slam-Champion Roger Federer ist auch im Alter von 37 Jahren noch nicht kleinzukriegen. Sie haben auch erst mit 38 Jahren Ihren Rücktritt vom professionellen Sport erklärt. Was hat Sie immer wieder angespornt, weiterzumachen?
Es ist einfach nur ein richtig interessanter Beruf. Du musst dir jedes Mal neue Fragen stellen. Jede Begegnung stellt dich vor eine neue Herausforderung. An einem Tag funktioniert deine Vorhand wie aus dem Effeff, am nächsten Spieltag bereitet sie dir aber große Probleme. Es gibt also immer etwas an deinem Spiel zu verbessern.

Yannick Noah wird nach dem Davis-Cup-Finale als Teamkapitän der französischen Mannschaft aufhören. Michael Llodra und Sie haben sich für diesen Posten beworben. Warum sollte sich der Französische Tennisverband (FFT) für Sie entscheiden?
Ich stehe dieser Generation an Spielern sehr nahe. Ich habe das Gefühl, dass ich diese Spieler in einigen Punkten noch weiter voranbringen kann. Aufgrund meiner Funktion als Kommentator bei verschiedenen Fernsehsendern mache ich viele Spielanalysen. Hier fallen mir immer wieder verschiedene Sachen und Bereiche auf, in denen sich Gasquet, Pouille und Co. noch verbessern können.

Ab 2019 wird der Davis-Cup-Sieger in einem einwöchigen Turnier ermittelt. Der bisherige Modus mit vier Runden, die auf mehrere Wochenenden im Jahr verteilt sind, ist Geschichte. Wie würden Sie das neue Format bewerten?
Ich habe das alte derart gemocht, dass ich jetzt bei der Verkündung des neuen Formats nicht vor Freude in die Luft gesprungen bin. Aber man sollte diesem Modus erst einmal eine Chance geben. Es wird interessant zu sehen sein, wie die Spieler und auch die Fans darauf reagieren werden.

Wie lautet die Erklärung eines ehemaligen Doppel-Liebhabers dafür, dass der Doppelwettbewerb bei Weitem nicht so beliebt wie das Einzel ist?
Das Desinteresse liegt meiner Meinung nach nicht an der Disziplin an sich. Es hat viel mehr damit zu tun, dass die Spieler, die in diesem Wettbewerb antreten, nicht so bekannt sind. Diese mögen zwar klasse Tennisspieler sein, aber es interessiert nur wenige, weil sie keine «großen» Namen haben. Würden einige der Weltstars auf der Tour regelmäßig im Doppel antreten, würden sich die Ränge auch automatisch füllen. Bei Federer wissen die Zuschauer, was sie geboten bekommen, bei einem Doppel-Spezialisten nicht unbedingt, obwohl er wirklich einiges drauf hat.

Wie könnte die ITF (International Tennis Federation) dagegen vorgehen?
Ich würde über ein neues Format nachdenken, in dem der Super-Tiebreak (bei 1:1 nach Sätzen) abgeschafft wird. Für mich ist dieser aktuelle Modus bei Satz-Gleichstand aus sportlicher Sicht einfach nur lächerlich. Es ist ein wenig wie russisches Roulette, denn der Faktor Glück spielt bei zehn zu spielenden Punkten eine zu große Rolle. Ich würde für ein Format plädieren, das maximal über drei Sätze à vier Spiele gehen würde. Auch im dritten Satz würde somit ein «normaler» Durchgang gespielt werden. Das wäre meiner Ansicht nach fairer.