Sie versprechen einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineral- und Nährstoffen: „Superfoods“ – Früchte und Pflanzenbestandteile, die bislang aus fernen Ländern eingeführt und auf unseren Markt gebracht werden. Die Angebotspalette reicht dabei sowohl von frischen Früchten oder Pflanzen als auch über getrocknete Produkte und Säfte bis hin zu Extrakten und Pulvern. Auch Lebensmittel, denen Anteile von Superfood beigemischt werden, wie Müsli, Brot oder Smoothies, finden sich in einschlägigen Läden. Was heimische Produkte nicht ausreichend vermochten, wird diesen Superfrüchten zugeschrieben: Sie sollen sowohl die Gesundheit fördern als auch ideale Figuren produzieren. Kein Wunder, dass ein Gros der Verbraucher diesem Hype erliegt: Stoffwechselerkrankungen von Fettleibigkeit bis zu Herz-Kreislauf-Beschwerden stehen an der Spitze europäischer Krankheitsbilder. Die Aussicht, dies könne mit einfacher Nahrungsumstellung gelindert werden, lässt die Kundschaft zu diesen neu propagierten Produkten greifen.
Doch sind Açaí, Chia, Goji, Maqui oder Moringa wirklich so gesund, wie es behauptet wird? Und gibt es wirklich keine einheimischen Landwirtschaftsprodukte, die ebensolche positiven Effekte zeigen könnten? Um dies zu beurteilen, verschaffen wir uns zunächst einen Überblick, was eigentlich zu den Superfoods zählt.
Weitgereiste Beeren
Schon die Namen der Superfoods scheinen uns zu verraten, dass diese Früchte nicht im einheimischen Umfeld wachsen. Die Açaí-Beere, die Frucht der im südamerikanischen Amazonas-Gebiet wachsenden Kohlpalme, sieht aus wie unsere heimische Heidelbeere. Die kalorienreichen Beeren bestehen zur Hälfte aus Fetten. Trotzdem wird den Früchten nachgesagt, dass sie beim Abnehmen helfen. Der Grund für diese Wirkung ist der hohe Calcium-Gehalt sowie das reiche Vorkommen von Anthocyanen. Dieser rote Farbstoff enthält Antioxidantien und soll so Radikalenfänger Körperfett „verbrennen“.
Doch für den Anbau der Kohlpalmen werden andere Bäume des Regenwaldes gefällt und die dortige Umwelt aus ihrem Gleichgewicht gebracht. Ähnlich gesundheitsfördernd soll Moringa oleifera sein. Der sogenannte Meerrettichbaum wächst ebenfalls in den Tropen und auch seine Erzeugnisse müssen den weiten Weg zu den europäischen Kunden antreten. Wie das deutsche Chemische Veterinär- und Untersuchungsamt Stuttgart jedoch nachwies, ist Moringa zwar nährstoffreich, doch sind die Mineralien darin deutlich nicht in dem Maße enthalten, wie das Produkt beworben wird.
Goji-Beeren werden meist in getrockneter Form angeboten und Nussmischungen oder Müsli zugesetzt. Auch als Tee, Saft oder Konfitüre sind sie im Handel. Die leuchtend roten oder orangen Beeren sind die Früchte des Bocksdorn-Strauches. Sie enthalten viele Ballaststoffe, Calcium, Eisen, Vitamin C und Carotinoide und werden als Anti-Aging-Wunder angepriesen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bezweifelt jedoch den Gesundheitseffekt der Beeren und verweist darauf, dass es zum Beispiel zu Wechselwirkungen mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten kommen kann.
Salvium helvetica hört sich zwar nach einer Schweizer Pflanze an, doch das Chia-Gewächs ist ebenfalls in Südamerika beheimatet. Seine Samen enthalten reichhaltige Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren. In Wasser aufgelöst, quellen sie bis auf das Neunfache ihrer Größe auf und gelten daher als ideale Sattmacher. Seit 2013 ist Chia in Europa als Lebensmittel zugelassen, es bedarf jedoch in Backwaren einer Kennzeichnung, wenn Chia-Samen enthalten sind. Eine Tagesmenge von mehr als 15 Gramm sollte nicht verzehrt werden, meinen Gesundheitsinstitute.
Superfood nicht ungefährlich
Untersuchungen von Lebensmittelinstituten und Verbraucherschutzverbänden geben an, dass der Verzehr sogenannter Superfoods nicht unbedenklich ist. Die in den jünger vergangenen Jahren verstärkte Nachfrage nach den exotischen Früchten hat in deren Herkunftsländern zu einem extensiven Anbau geführt. Analysen zeigten, dass die Böden der Anbaugebiete stark mit Dünger und Pestiziden belastet sind. Vielfach können wir beobachten, dass gesetzliche Regelungen zum Chemieeinsatz in der Landwirtschaft nicht so streng gehandhabt werden wie etwa in den Staaten der EU. Die produzierenden Länder sind auf den Agrarexport angewiesen und versuchen daher, die Erträge so effektiv wie möglich zu steigern.
Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit untersuchte bereits vor Jahren verschiedene Produkte, die Chiasamen enthielten. In mehreren Proben wurden erhöhte Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln entdeckt, darunter solche, die das krebserregende – und deshalb in Europa verbotene – Glyphosat enthielten. Ähnliche Ergebnisse zeigten Proben von Gojibeeren.
Rückkehr zu einheimischen Superfoods
Gerade dieser Tage vermelden die Nachrichten, dass aufgrund des Krieges in der Ukraine und den weltweit spürbaren Auswirkungen die Nahrungsmittelknappheit in der sogenannten Dritten Welt drastisch zunimmt. Doch anstelle dortzulande Grundnahrungsmittel wie Getreide anzubauen, werden für den Luxusmarkt der Industriewelt Superfoods produziert.
Dabei wäre es ein Leichtes, auch auf einheimische Produkte zurückzugreifen. Ähnliche Wirkung, wie sie den Chia-Samen zugesprochen wird, zeigen auch einheimische Leinsamen. Sie sind reich an lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren, die beim Aufbau von Nerven- und Gehirnzellen eine wichtige Rolle spielen und zu einer besseren Fließfähigkeit des Blutes beitragen. Generell gelten Leinsamen als die beste pflanzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren.
In den kleinen Samen stecken zudem jede Menge Ballaststoffe, die im Darm quellen und so für eine lange Sättigung sowie eine gute Darmgesundheit sorgen. Die in den Leinsamen enthaltenen Schleimstoffe unterstützen die gereizte Magen- und Darmschleimhaut beim Abheilen. Außerdem punktet das pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an knochenstärkendem Calcium und Vitamin E.
Und statt der tropischen Açaí- können auch in Europa heimische Heidelbeeren oder Blaubeeren verzehrt werden. Neben einem hohen Anteil an Vitamin C enthalten Heidelbeeren wertvolle Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium, Kalium und Magnesium. Speziell für Frauen darf noch erwähnt werden, dass die in den Beeren enthaltenen Vitamine C und E für eine schöne Haut sorgen.
Als Zusatz zu Nachspeisen sind Heidel- und Blaubeeren nicht nur wohlschmeckend, sondern fördern auch noch unsere Verdauung. Allerdings ist zu beachten: Viel hilft nicht viel, sondern führt schließlich doch zu Bauchgrummeln und Durchfall. In Maßen genossen, bewirken sie jedoch genau das Gegenteil und sind ein sanftes Heilmittel gegen Magen-Darm-Probleme.
Fazit: Wir müssen nicht in die Ferne schweifen, um uns gesund ernähren zu können. Und Rückbesinnung auf heimische Produkte und Anbaumethoden verbessert auch unseren ökologischen Footprint.
Wie kann es sein,dass unsere Väter und Mütter locker 100 Jahre alt werden obwohl sie ihr Leben lang nichts von Ginseng,Superfood oder irgendwelchen Wunderwurzeln aus dem Urwald wussten? Geht es uns besser oder schlechter seit wir auf jedem Baum einen Ernährungsexperten sitzen haben oder einen Esoterik-und Bachblütenspezialisten? Wie wär's mit einem Vollkornkeks mit Sojamousse und als Hauptspeise Schwarzwurzelragout mit Rote- Betesoße und ein Glas Petersiliensaft zu Weihnachten?
Aufschlussreicher Text, er bestätigt, was viele Ärzte in Luxemburg bereits seit Jahren sagen. Esst lokal, lebt mondial!