An Halloween scheiden sich die Geister: Während die einen den Spuk feiern, können die anderen nichts damit anfangen. Doch wie sieht der Brauch eigentlich in unterschiedlichen Ländern aus?
Bald wühlen sich die einen wieder euphorisch durch Kostümläden, während die anderen zuhause Tür und Tor vernageln – Halloween steht bevor. Von vielen wird der Brauch als amerikanische Spinnerei abgetan, so mancher Gläubige zittert um den Reformationstag, doch wieder andere können nicht genug kriegen vom Kürbisschnitzen. Wie ist der Brauch überhaupt entstanden? Viele glauben, dass Halloween aus den USA kommt – doch das stimmt nicht.
Michelle Dunne ist Historikerin an der Dublin City University in Irland, sie forscht auch über irisches Volkstum. «Halloween war eines der vier wichtigsten keltischen Feste», sagt Dunne. Seine Anfänge hatte der Brauch vor mehr als 2000 Jahren. Im Irischen «Samhain» genannt markierte er den Beginn des Winters am 1. November.
Von Irland in die USA – und zurück
Damals glaubte man, dass am Vorabend des Fests Geister auf der Erde wandelten, weil die Grenze zum Totenreich in dieser Nacht verschwamm. «Bevor man ins Bett ging, zündete man in der Küche ein Feuer an und stellte Essen für die Vorfahren bereit, falls diese zurückkommen sollten», sagt Dunne. Bis heute wird Halloween deswegen am 31. Oktober gefeiert. Der Name entwickelte sich aus der Bezeichnung für den Abend vor Allerheiligen: All Hallows‘ Eve.
Irische Einwanderer brachten den Brauch Ende des 19. Jahrhunderts auch in die USA – und von dort wurde er später zurückexportiert nach Europa. In den USA ist Halloween vor allem ein ungezwungenes Familien- und Nachbarschaftsfest. Kinder gehen verkleidet von Haus zu Haus; die Gebäude sind oft mit Kürbisfratzen oder Spinnweben dekoriert.
«Ein Haufen Süßigkeiten für Sechsjährige ist das Äquivalent eines BMW M3 für einen 40-Jährigen», schrieb die Zeitung «Louisville Courier Journal» zur Bedeutung von Halloween für die Kinder in den USA. Und für die meisten Erwachsenen dort ist es Ehrensache, genug Süßes im Haus zu haben, falls die Candy-Jäger klingeln. Die Supermärkte bieten vor Halloween zig Großpackungen zum Sonderpreis an. Neben Süßigkeiten für die Kleinen fällt dann auch für die Eltern oft noch ein Glas Wein oder eine Grillwurst nebst nettem Plausch mit den Nachbarn im Viertel ab – in den USA ist Halloween auch ein Stück gelebte Nachbarschaft.
Europas größte Halloween-Party
Die größte Halloween-Party Europas steigt seit mehr als 30 Jahren in der nordirischen Stadt Derry. Elizabeth Cunningham organisiert das Festival, sie erwartet dieses Jahr mehr als 100 000 Besucher. In einer Stadt mit nur 85 000 Einwohnern braucht das «Planung, Planung, Planung», sagt Cunningham. Die Gäste kommen von überall: aus den USA, Kanada und sogar Australien. Mehr als 600 Menschen helfen, die Konzerte, den Festumzug und das Feuerwerk auf die Beine zu stellen.
Und dabei fing 1985 alles ganz klein an: Während der Unruhen in Nordirland veranstaltete ein Pub an Halloween eine Kostümparty. «Man wollte sich ablenken, an andere Dinge denken», sagt Cunningham. Etwa 50 Gäste kamen an diesem Abend in «Doherty’s Bar», als plötzlich eine Bombendrohung einging. «Der Pub wurde evakuiert und die Menschen feierten einfach auf der Straße weiter, so ist das Festival entstanden.» Halloween habe die Bevölkerung in Derry einander wieder näher gebracht, erklärt Cunningham.
Zu Demaart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können