Luxemburgs Wohnungskrise: Über keine strukturelle Krise, mit der sich Luxemburg derzeit befassen muss, wurde so viel diskutiert und geschrieben, wurden Experten gehört und mögliche Lösungswege aufgezeigt. Und trotzdem ist ein Ausweg nicht in Sicht.
Denn mit den exorbitanten Preissteigerungen der letzten Jahre können sich heutzutage nur noch einige wenige glücklich schätzen, wenn sie denn in der Lage sind, eine Wohnung oder ein Haus in Luxemburg zu kaufen. Preise, die schon lange keiner mehr zahlen will, paaren sich nämlich jetzt mit steigenden Zinsen, die keiner mehr zahlen kann.
Doch zwischen den Feiertagen, wenn Luxemburgs Politik ruht, ist wohl nicht der Moment für solche Probleme. Deshalb lasst uns alle anstimmen:
Stille Nacht, mit aller Macht
Alles schläft, keiner wacht
Probleme nur, und das in der Schar
Lösungen, wenn überhaupt, nur ein paar
Schlafet in panischer Ruh, schlafet in panischer Ruh
Dass Menschen wegen der Wohnsituation in Luxemburg mittlerweile so verzweifelt sind, dass sie sogar in den Hungerstreik treten? – „Ein Einzelfall.“ Ehemalige Einwohner, die ins nahe Grenzgebiet ziehen? – „Ein Fehler in der Matrix.“ Studenten, die nicht mehr nach Luxemburg zum Studieren kommen können? – „Ein statistischer Ausreißer.“ Dann doch lieber:
Stille Nacht, mit aller Macht
Käufer erst ausfindig gemacht
Durch des Bauträgers Halleluja
Tönt es laut von fern und nah:
Nullzins, der Retter ist da! Nullzins, der Retter ist da!
Das „Observatoire de l’habitat“ hat in seinem Bericht zum Wohnungsmarkt im dritten Quartal geschrieben, Bauträger würden lieber auf ihren fertig gebauten Wohnungen sitzen bleiben, als diese zu einem etwas niedrigeren Preis anzubieten. Gleichzeitig fehlt es an Investitionen in Neubauten, das Handwerk fürchtet um seine Aufträge. Oder, anders ausgedrückt: lieber auf großen Gewinnmargen sitzen bleiben als gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
Neubauten wird es auch in Zukunft weniger geben, so die Prognosen. Das Risiko ist für den Käufer bei indexierten Bauverträgen beim derzeitigen inflationären Wirtschaftsklima zu riskant. Der Wohnungsmarkt droht zu kollabieren, bereits im nächsten Jahr sollen 1.500 weniger Wohnungen gebaut werden – und das bei einer eh schon angespannten Marktlage.
Stille Nacht, mit aller Macht
Bauträgers Sohn, o wie’s lacht
Lieb aus deinem goldenen Mund
Dass uns verschlägt die Sprach’ zur heutigen Stund’
O des Promoteurs Schlund! O der heilige Schlund!
Und was sagt die Politik zu den Vorfällen? Nichts. Sind ja auch Feiertage. Schon auf die Vorschläge der Handwerkskammer hat das Ministerium nicht reagiert, da man erst im Februar Stellung beziehen wolle. Deshalb noch einmal, für alle, zum Mitsingen: Stii-iille Naaacht, miiit aller Maaacht …
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