Die vier Köpfe des Start-ups WeThink, Luc Schmit, Andy Pescheux, Max Klepper und Tim Bräuer, sind zwischen 26 und 31 Jahre alt und gehen mit viel Idealismus an ihr Projekt zur eigenen Ideenschmiede heran. Ihr Ziel ist es, ein Umdenken zu provozieren: Die Technologie ist nicht, wie viele glauben, der Feind der Umwelt.
«Mittlerweile kristallisiert sich immer weiter heraus, dass der Fortschritt beim Umweltschutz behilflich sein kann. Es sind eher die veralteten Technologien, die problematisch sind», erklärt Luc Schmit (27), CEO von WeThink. Das Unternehmen existiert offiziell seit März dieses Jahres und hat seitdem seinen Sitz im Innovation Hub.
Die ersten konkreten Gedanken für solch ein Projekt kamen Luc bereits vor zwei Jahren. «Damals habe ich zu einigen Freunden gesagt, wir haben ja hoffentlich etwas im Kopf. Lasst uns mal treffen mit all unseren guten Ideen und schauen, was draus wird.» Und jetzt, zwei Jahre später, sitzen sie zu viert im Innovation Hub. «Es war ein langer Weg, den wir jetzt ganz schnell beschreiten mussten.» Die Start-up-Landschaft in Luxemburg sei relativ unterstützend, wenn man sich Mühe gebe, so Schmit weiter.
Das Konzept von WeThink ist jenes einer Ideenschmiede, ähnlich wie bei einem Thinktank, jedoch ohne politische Ausrichtung. WeThink findet Ideen, entwickelt sie und bewertet dann ihre Realisierbarkeit. Darüber hinaus haben die Gründer auch ein soziales Anliegen. Sie wollen die Lebensqualität der Menschen hier in Luxemburg verbessern, am liebsten über die Grenzen hinaus. Doch das sei im Moment noch Zukunftsmusik.
«Wir wollen agieren, ohne uns nur auf Gewinnmaximierung zu fokussieren. Denn das ist meistens der Moment, in dem man den richtigen Weg verlässt.» Das stelle einen stetigen Balanceakt zwischen hartgesottenem, kapitalorientiertem Businessmenschen und dem utopischen Denken der Weltverbesserung dar, so der 27-Jährige.
Abschalten ist nicht so einfach
Eines der aktuellen Projekte von WeThink ist die Entwicklung einer neuen Straßenbeleuchtung zur Kosten- und Stromreduzierung. Um diese Idee zu verwirklichen, hat das Start-up-Unternehmen mit Spezialisten zusammengearbeitet. Diese Woche sollen die ersten Prototypen geliefert werden. Für die junge Firma ist das ein ziemlich umfangreiches Projekt, denn in diesem Bereich gibt es bei den Gemeinden noch ein großes Defizit. «Von der Laterne bis zur Glühbirne kommt alles von uns und einem Luxemburger Unternehmen.» Das Projekt revolutioniere das doch sehr alte derzeitige System.
Im Bereich des Foodwaste-Managements entwickelt WeThink derzeit eine App, damit Gastronomiebetriebe weniger Abfall produzieren und um vielleicht noch ein paar Euro damit zu verdienen.
Luc Schmit hat einen Bachelorabschluss in «culture européenne» und schreibt derzeit seine Masterarbeit im Fach Germanistik. Es sei wichtig, einen Back-up-Plan zu haben. Nebenbei arbeitet er noch für das Unterrichtsministerium und hält Luxemburgisch-Kurse in Trier. Vom Germanistik-Studium bis hin zu den Öko-Technologien ist es dann doch ein weiter Weg, oder?
«Ja, eigentlich schon», gibt der Düdelinger zu. Doch die ersten Projekte gingen nun mal in diese Richtung. «Der Innovation Hub hat sehr gut gepasst. Jetzt wird es langsam ernst. Wir müssen uns in Materie einarbeiten, die wir vorher noch nicht kannten – gerade jetzt, wo es um Technologien geht.» Es sei ein ständiger «Learning by doing»-Prozess.
Das Wort Freizeit gehört derzeit übrigens nicht zum Vokabular des Jungunternehmers: «Wenn mich jemand fragt, wie viel ich arbeite, dann ist meine Antwort, dass ich nur noch manchmal schlafe. Meine Freizeit und meine Arbeitszeiten verbringe ich im Büro, aber das ist für Start-up-Unternehmer normal.»
Alle vier haben momentan noch einen zweiten Job. Abschalten kann Schmit zurzeit nur schlecht: «Wir sind immer im Dienst, da für uns alles zu einem neuen Projekt werden kann.» Sogar bei einem Restaurantbesuch überlegt er, wie die Speisekarte verbessert oder der Müll besser getrennt werden könnte.
Träumen und Grenzen überschreiten
Sieben Unternehmen haben sich bisher im Hub angesiedelt. Zur Verfügung stehen insgesamt 13 Büros. Die Kommune kümmert sich um die Einrichtung und Belange des Hub, während WeThink einige Verwaltungsaufgaben wie die Kommunikation nach außen und nach innen übernimmt. «Die Gemeindeverwaltung kommt uns entgegen. Für sie ist es natürlich auch etwas ganz Neues. Ich kommuniziere viel mit den einzelnen Gemeindediensten, das klappt sehr gut.»
Die meisten Start-up-Unternehmen können sich innerhalb der ersten beiden Jahre noch nicht selbst finanzieren. Die vier WeThink-Jungunternehmer sind sich des Risikos bewusst, doch sie wollen nicht aufhören, zu träumen. Und so langsam trage ihre Arbeit Früchte. «Offiziell gibt es uns ja erst seit Anfang März. In den letzten Wochen haben wir eigentlich schon viel erreicht. Wir sind einfach ein gutes Team, da wir uns schon ewig kennen.»
Sie haben zum Teil zusammen studiert und Luc Schmit ist bereits seit seiner Kindheit mit Max Klepper befreundet. Aus diesem Grund funktioniere es auch so gut. «Es existiert eine andere Dynamik als bei einer Zusammenarbeit mit Fremden. Wir können anders miteinander reden und falls es Probleme gibt, sind wir ehrlich zueinander. Wir verstehen uns einfach.» Das sei von großem Vorteil.
Das Tageblatt hat nachgefragt, ob die Jungunternehmer denn schon an eine Vergrößerung ihrer Firma denken. Momentan seien sie noch nicht in der Position dazu. Doch sie können sich vorstellen, dies für immer zu tun. «Jugendliche und junge Leute gehen heutzutage beruflich oft den sicheren Weg, anstatt zu träumen und immer mehr erreichen zu wollen. Damit setzen sie sich eine Grenze. Wir hingegen versuchen, diese Grenze zu überschreiten, und wir schauen, wie weit wir damit kommen.» Falls dies nicht klappt, muss dann doch Plan B her.
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