Zecken gehören sicher nicht zu den sympathischsten unter den Lebewesen. Die kleinen Spinnentiere lauern versteckt im Gras oder im Unterholz, um darauf zu warten, dass ein Warmblüter durchs Gelände streift. Schnell lassen sie sich mitnehmen und verbeißen sich in die Haut des neuen Wirts. Dies ist für Mensch und Tier unangenehm, denn mit dem Biss spritzen die kleinen Blutsauger ein Sekret in die Haut des Opfers ein, dass zunächst Schmerz, später einen Juckreiz auslöst.
In den meisten Fällen ist jedoch ein Zeckenbiss ungefährlich. Von den weltweit etwa 800 verschiedenen Zeckenarten ist bei uns der „Gemeine Holzbock“ die verbreitetste. Erst vor wenigen Jahren machte die Nachricht die Runde, dass auch in Luxemburg Exemplare der deutlich größeren, aus Afrika stammenden Art Hyalomma marginatum in Luxemburg nachgewiesen wurde. Doch wie der zoologische Kurator beim Nationalmuseum für Naturgeschichte (MNHN), Dr. Alexander Weigand, in einer Studie feststellte, sind nur drei Exemplare der etwa viermal so großen Zecke im Großherzogtum gefunden worden. Sehr wahrscheinlich wurden sie von Zugvögeln aus Afrika eingeschleppt. „Es sind bislang die einzigen Exemplare, die wir 2018 gefunden haben“, erklärte Weigand auf Nachfrage, „bis heute konnten keine weiteren Exemplare dieser Art nachgewiesen werden, auch eine weitere Spezies, die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), konnte nur in wenigen Fällen gefunden werden.“
Während die zweite Art vor allem Hunde und Pferde infizieren kann (so mit der „Hundemalaria“), zeichnet die Hyalomma-Zecke für eine Infektion mit dem „Krim-Kongo-Hämorrhagischen-Fieber-Virus“ verantwortlich. Für feuchttrope Regionen mag eine solche Infektionsgefahr bestehen, bei dem geringen Vorkommen dieser Zeckenart im nordalpinen Europa ist jedoch eine Infektionsgefahr äußerst gering.
Aufmerksamkeit ja, Panik nein
Untersuchungen des Instituts für Immunologie (CRP Santé/LNS) zeigten, dass im Norden unseres Landes etwa zehn bis 20 Prozent der dort vorgefundenen Zeckenarten überhaupt Krankheitserreger mit sich tragen. Ähnlich sieht die Lage im Alzette-Gebiet aus. Im Westen und Osten des Großherzogtums liegt die Erregerrate sogar noch unter zehn Prozent.
In eine Zeckenpanik zu verfallen, besteht also überhaupt kein Grund. So auch Alexander Weigand vom MNHN. Dennoch sollte man aufmerksam durch die Natur streifen und nach längerem Aufenthalt im Wald – auch in den heimischen Fluren – Kleidung und Körper nach Zecken untersuchen. Angeraten ist hier vor allem helle Kleidung. Da sieht man die kleinen Plagegeister besser.
Sollte es zu einem Zeckenbiss kommen, so ist es wichtig, den Parasiten zeitnah mit einer Zeckenzange zu entfernen. Gleichzeitig sollte die Stelle mit einem wasserfesten Filzstift markiert werden, um sie weiter beobachten zu können.
Denn Infektionen sind bei aller Seltenheit nicht ausgeschlossen und können gefährliche Krankheiten übertragen.
Dazu gehören die Borreliose, die auch als Lyme-Krankheit bezeichnet wird, und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME genannt. Erstere wird durch Bakterien hervorgerufen, zweitere durch ein Virus.
Beide Erkrankungen sind sehr ernst zu nehmen. Bei der Lyme-Krankheit erscheint etwa zwei bis 30 Tage nach dem Biss von einer infizierten Zecke eine Rötung um die Einstichstelle. Diese ist oft schmerzfrei. Dieser rote Fleck vergrößert sich nach und nach, sodass er auch den Namen Wanderröte trägt. Nach einer bis zwei Wochen können Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen auftreten. In der Folge kann es zu Herzrhythmusstörungen und Brustschmerzen durch Entzündung des Herzmuskels kommen. Auch Lähmungen im Bereich der Gesichts- und Augenmuskulatur sind möglich. Jahre später sind Entzündungen der Gelenke, des Rückenmarks sowie des Gehirns möglich. Es kommt zu Schmerzen der Muskulatur und Gelenke, Erschöpfungszuständen oder chronischer Müdigkeit. Da es bisher keinen wirksamen Impfstoff gegen die Krankheit gibt, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Dann kann die Erkrankung erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kommt es zu einer virusbedingten Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Diese verläuft in zwei Stadien, Mediziner bezeichnen dies als biphasischen Verlauf. Etwa eine Woche nach dem Zeckenbiss treten grippeähnliche Symptome auf. Diese halten ungefähr eine Woche an. Wurde der Biss der Zecke nicht wahrgenommen, lassen sich die Symptome leicht mit einem grippalen Infekt verwechseln, insbesondere weil sich in diesem Stadium eine FSME-Infektion noch nicht nachweisbar ist. Erst einige Wochen später können Labormediziner Antikörper bei 70 bis 90 Prozent der Betroffenen finden. Nach der ersten Krankheitsphase sinkt das Fieber. Bei zirka zehn bis 30 Prozent der Patienten dann treten innerhalb von 20 Tagen erneute FSME-Symptome mit Lähmungen und Bewusstseinsstörungen auf. Diese werden durch eine Hirnhautentzündung, der Meningitis, oder durch Entzündung des Gehirns, der Meningoenzephalitis, ausgelöst. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen ist neben oder anstelle des Gehirns oder der Hirnhäute das Rückenmark von einer Entzündung betroffen. Manchmal entzünden sich auch die Nervenwurzeln, die am Rückenmark entspringen.
Vermeiden lässt sich die FSME durch eine Schutzimpfung. In Luxemburg gibt es bislang keine Zecken mit dem FSME-Erreger. Anders sieht es in Deutschland oder Frankreich aus. Das Robert Koch Institut gibt aktuell für die grenznahen Regionen Saarland und Rheinland-Pfalz, den Landkreis Saarpfalz-Kreis und den Landkreis Birkenfeld als Risikogebiet an. Vorsicht ist also bei Wanderungen im grenznahen Nachbarland geboten – doch zu Angst und Panik besteht kein Grund. Die Freude, sich durch die im Frühjahr auflebende Natur zu bewegen, sollte man sich nicht trüben lassen.
Am allerbestem schützt man sich wenn man zuhause auf dem Canapé liegt und sich nicht draussen blicken lässt.
Immer wieder erstaunlich, wie die Plagen an unserenGrenzen halt machen. Maria sei Dank?