Zu den Inhalten der Lernzyklen in den 156 Luxemburger Grundschulen gehört nicht nur der Sprachunterricht auf Luxemburgisch, Französisch und Deutsch, die Mathematik, das erste Bekanntmachen mit Human- und Naturwissenschaften sowie der Kunst- und Musikunterricht. Ein wichtiger Teil ist auch die sportliche Betätigung in der Halle und im Freien sowie im Wasser.
Der Schwimmunterricht ist in Luxemburg Teil des Schulunterrichts und so sollten die Grundschüler ab dem ersten Schulzyklus einmal wöchentlich in ein nahegelegenes Schwimmbad gehen. Hier werden sie zunächst mit dem Wasser vertraut gemacht und sie lernen, ohne Angst den Kopf unter Wasser zu tauchen. Auch Hygieneregeln, wie eine Dusche vor dem Gang ins Becken, gehören von Anfang an mit zur Grundausbildung. Im zweiten Zyklus üben die Schüler, sich mit einem Hilfsmittel im Wasser zu bewegen. Auch ein erster Sprung vom Beckenrand wird erprobt. Im folgenden Zyklus lernen die Kinder, sich eine kurze Strecke in einem beliebigen Schwimmstil frei fortzubewegen. Dies kann etwa Brustschwimmen, Rückenschwimmen oder Kraulen sein. Nun wird auch geübt, aus unterschiedlichen Höhen ins Wasser zu springen. Im abschließenden Zyklus wird der Schwimmstil verfeinert sowie das Schwimmen über längere Strecken trainiert. Hier erlernen die Schwimmschüler auch die Grundlagen des Rettungsschwimmens.
Bildungsministerium gibt Regeln vor
Eines der Schwimmbäder unseres Landes, das eigens für den Schwimmunterricht und -kurse konzipiert ist, ist das Bad Pimodi in Monnerich. Auch wenn die Corona-Infektionen in den Herbst- und Wintermonaten des vergangenen Jahres mit der dritten Welle wieder stark anstiegen, war der Schwimmunterricht für die Schulklassen dort zunächst noch möglich. Doch das Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend empfahl ab Ende Oktober 2020, bei geeigneter Wetterlage auf sportliche Aktivitäten an der frischen Luft auszuweichen. Einzelsportarten sollten dabei den Gruppensportarten vorgezogen werden. Sport in der Gruppe war auf maximal vier Schüler beschränkt.
Zum Jahreswechsel schloss das Pimodi ganz seine Pforten. Nach den Weihnachtsferien wurde das Bad für die Schulklassen stufenweise unter genauen Hygiene-Auflagen des Ministeriums wieder geöffnet. Zunächst durften nur einzelne Klassen zum Unterricht ins Schwimmbad gehen. Bei einem 50-Meter-Becken waren maximal sechs Schüler pro Bahn erlaubt. Im 25-Meter-Becken konnten je Bahn drei Schüler schwimmen. In dieser Zeit war der Schwimmunterricht im Pimodi lediglich für Schüler der dritten bis sechsten Klasse möglich, das heißt für die Kinder des dritten und vierten Zyklus. Wo sonst zwei Klassen gleichzeitig das Schwimmen erlernten, war jetzt nur eine Klasse zugelassen.
Auch gab es strenge Regeln beim Besuch des Bades. Nur während der Dusche und im Wasser durfte auf eine Mund-Nasen-Schutzmaske verzichtet werden. Im Schwimmbad von Monnerich erhielt jedes Kind einen Beutel, um Handtuch und Maske während des Aufenthaltes im Becken hygienisch aufzubewahren. Laut Anweisung des Ministeriums sollte die Zeit in den Umkleideräumen auf ein Minimum beschränkt werden. Im Schwimmbad Pimodi durfte nur jede zweite Dusche und jeder zweite Föhn benutzt werden. „Natürlich werden die Aerosole durch die Verwendung eines Haarföhns ordentlich verwirbelt“, so Sarah Schortgen, Schwimmlehrerin im Pimodi, „aber ohne die Möglichkeit, die Haare der Schüler in den Wintermonaten zu trocknen, wären Eltern und Lehrer mit einem Schwimmbadbesuch der Kinder nicht mehr einverstanden gewesen. Das Erkältungsrisiko wäre dann einfach zu hoch.“
Mehr Kinder zum Unterricht
Ab Mitte Mai waren dann wieder alle Altersstufen für den Schwimmunterricht im Pimodi zugelassen. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Unterricht wie folgt aufgeteilt: In der einen Woche kamen die älteren Schüler, in der anderen Woche machten sie den jüngeren Jahrgängen der Zyklen eins und zwei Platz. Jetzt konnten auch die Kleinen wieder üben, sich an das Wasser zu gewöhnen. Die Beschränkung auf drei Schwimmer je Bahn wurde vom Ministerium aufgehoben und die Trennleinen durften entfernt werden. Bedingungen, bei denen man sich gut an das Wasser gewöhnen kann, so wie es im Lehrplan für Schüler dieser Altersstufen vorgesehen ist. Inwieweit die Fehlstunden in dieser Klassenstufe aufgeholt werden können, bleibt abzuwarten. Denn ein Großteil jener Unterrichtstunden, die besonders einer angstfreien Wassergewöhnung dienen, sind im ersten und zweiten Trimester dieses Jahres Corona-bedingt ausgefallen.
Nicht jeder Schüler schwimmt sicher
Bereits in der Ausgabe vom 9. Juli vergangenen Jahres berichtete das Tageblatt in einem Leitartikel mit dem Titel „Luxemburg droht zu einem Land von Beckenrandschwimmern zu werden“ über den Mangel an Schwimmbädern für den Schwimmunterricht von Schulklassen. Laut Sportschöffin Simone Beissel, so der Bericht, können nur noch 40 Prozent der Grundschüler aus der Hauptstadt nach dem Zyklus 4.2 richtig schwimmen. Diese Problematik könnte sich wegen der Covid-Pandemie noch verstärken. Im Moment werden die Auswirkungen des ausgefallenen schulischen Schwimmunterrichts nicht unbedingt sichtbar sein. Körperliche Betätigung durch Sport im Freien als empfohlener Ersatz wird dem natürlichen Bewegungsdrang der Schulkinder als Alternative zum Schwimmunterricht gutgetan haben. Doch die Scheu vorm Wasser nimmt diese Unterrichtsalternative nicht. Angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus ist die Zukunft des Schwimmunterrichts gänzlich offen. Denn bislang gibt es keine Möglichkeit einer Impfung für die unter 12-Jährigen, und gerade in diese Altersstufe fällt der Schwimmunterricht.
Philippe Bretz, Marketingmanager des „Centre national sportif et culturel d’Coque“, weiß im Moment nicht, wie der Schwimmunterricht im nächsten Schuljahr weitergehen wird: „Laut aktuellem Stand ist für das kommende Schuljahr geplant, den Schulsport unter normalen Umständen stattfinden zu lassen. Wir können hier allerdings keine finale Auskunft treffen, sondern sind eher in der abwartenden Rolle, was Regierung, Bildungsministerium und die Schulen entscheiden.“
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