„Egal, wo ihr auch seid, an Heiligabend kommt die Familie zusammen“, pflegt mein Großvater zu sagen. Er drückt ziemlich treffend den Sinn des Weihnachtsfestes aus, wie es in vielen bulgarischen Familien gefeiert wird. Nachdem uns während Monaten tausende Kilometer voneinander trennen, versuchen wir unser Möglichstes, am 24. Dezember zusammenzukommen. Denn am „kleinen“ Weihnachtsfest, wie Heiligabend aus dem Bulgarischen übersetzt genannt wird, kommt die engste Familie zusammen.
Anders als hierzulande sucht man Geschenke oder eine üppige Tafel an Heiligabend dort vergebens. Nach orthodoxer Tradition werden nur fleischlose Gerichte, mit Gemüse und Obst aus dem Garten, zubereitet. Sauerkrautwickel („Sarmi s kiselo sele“), Bohnengemüse oder Fruchtkompott („Oschav“), das eher einer klaren Brühe mit getrocknetem Obst als einem Fruchtpüree ähnelt, bestimmen das Menü.
Die Anzahl der Gerichte ist immer ungerade. Gemäß der Fastenzeit, die an Heiligabend endet, werden keine tierischen Fette eingesetzt, auch das traditionelle Fladenbrot kommt ohne Hefe aus. Zum Brauch gehört auch, dass die Tafel vom ältesten Familienmitglied gesegnet wird bzw. Glückwünsche für Gesundheit und Wohlergehen aller Familienmitglieder ausgesprochen werden.
Vorwiegend traditionell
Bis zur Wende 1989 waren das offene Ausleben der Religion sowie der Kirchengang in Bulgarien von dem damaligen Regime nicht erlaubt. Aus diesem Grund spielt heutzutage die religiöse Tradition eine umso bedeutendere Rolle bei den meisten Festen der Bulgaren, nicht nur an Weihnachten.
Der Begriff „Weihnachten“ steht in Bulgarien stellvertretend für die Geburt Christi, das Neujahr und den Monat Dezember. Am späten Abend am 24. Dezember, ähnlich den „Sternsingern“ bzw. den „Heiligen Drei Königen“, besuchen Folkloregruppen die Familien. Die sogenannten „Koledari“ gehen von Haus zu Haus und überbringen, mit traditionellen Liedern, Glückwünsche für reichliche Ernte, eine gute Gesundheit der Familienmitglieder und Glück, die Nachricht von der Geburt Jesus Christus.
Am ersten Weihnachtstag symbolisiert eine üppige Tafel mit Fleischgerichten das Ende der vorweihnachtlichen Fastenzeit. Auch die Kinder erwarten voller Ungeduld den 25. Dezember, denn dann werden sie im Kreise der Familie reichlich beschenkt. Die beiden darauffolgenden Tage bis zum 27. Dezember sind von Familienbesuchen und festlichen Zusammenkünften geprägt.
„Sarmi s kiselo sele“ („Krautwickel mit Sauerkraut“)
Das Rezept zum Fest gelingt am besten mit eingelegten Sauerkrautblättern. Diese gibt es im türkischen (Feinkost-)Laden. Aber auch frische Krautblätter eignen sich dafür. Damit sie sich leichter zusammenrollen lassen, vorher die Blätter kurz in kochendem Wasser blanchieren.
Zutaten:
1 kg Sauerkraut (ganze Blätter)
5 EL Pflanzenöl
3 Zwiebeln, gewürfelt
1 EL Paprika edelsüß
1 Kaffeetasse Reis (ca.130 g)
½ TL schwarzer Pfeffer
1 TL Thymian
100 g Rosinen
(optional für die Soße:
3 Eier, 1 große Tasse Joghurt, ca. 200 g)
Zubereitung:
1. Die Zwiebelwürfel in Öl andünsten, etwas Wasser dazugeben, bis sie weich sind. Anschließend das Paprikapulver hinzufügen und gut umrühren.
2. Den Reis dazugeben, wieder kräftig umrühren und eine halbe Tasse Wasser hinzufügen. Sobald die Flüssigkeit aufgenommen wurde, den schwarzen Pfeffer, den Thymian und die Rosinen hinzufügen.
3. Jetzt den Topf mit der Reis-Gemüsemasse vom Herd nehmen und jeweils einen vollen Esslöffel der Mischung in die Mitte eines Kohlblatts geben. Die Enden des Kohls wie einen Brief um die Masse umschlagen und aufrollen.
4. Nun die Krautwickel in eine flache Auflaufform geben, mit einer Tasse Wasser übergießen und für ca. 40 Minuten bei 170 Grad Ober- und Unterhitze backen. Alternativ die Krautwickel in einen Topf geben, mit Wasser bedecken und mit einem kleinen Teller beschweren, damit sie nicht an die Oberfläche aufsteigen. Anschließend ca. 40 Minuten auf mittlerer Hitze köcheln lassen.
5. Auf Wunsch kann man die Krautwickel mit einer Mischung aus 3 Eiern und einer Tasse Joghurt
20 Minuten vor Ende der Kochzeit übergießen. Durch diese Mischung dickt die Kochflüssigkeit zu einer sämigen Soße ein, gleichzeitig verleiht der Joghurt dem Gericht eine angenehme Säure.
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