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Sanem„Resignation ist an der Tagesordnung“ – Kündigungswelle im Fahrsicherheitszentrum wirft Fragen auf 

Sanem / „Resignation ist an der Tagesordnung“ – Kündigungswelle im Fahrsicherheitszentrum wirft Fragen auf 
Auf dem Gelände des Fahrsicherheitszentrums in Sanem wurde 2016 die „Journée nationale de la sécurité routière“ veranstaltet Archivfoto: Editpress/Tania Feller

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„Lernen durch Erleben und Selbsterkenntnis“ lautet das Motto des „Centre de formation pour conducteurs“, kurz CFC. „Den Teilnehmern sollen in Diskussionsrunden sowie bei diversen praktischen Übungen immer wieder die Konsequenzen eines Fehlverhaltens vor Augen geführt werden. Sie sollen ihre persönlichen Grenzen und die Grenzen der Physik erleben und durch Selbsterkenntnis zu verantwortungsvollen und rücksichtsvollen Fahrern ausgebildet werden.“ Dies erfährt man auf der Webseite des Fahrsicherheitszentrums, das in Colmar-Berg und auch in Sanem beheimatet ist. Doch nicht nur mit den Teilnehmern scheinen Diskussionen angebracht, sondern auch mit dem Personal.

„Dee schafft net méi hei“ – diese Antwort hört man in letzter Zeit öfter im Fahrsicherheitszentrum für Berufskraftfahrer in Sanem. Bei manchen der noch verbliebenen „Coaches“ (Fahrlehrer) spürt man eine gewisse Resignation, wenn man mit ihnen über ihre Arbeit spricht. „Die Arbeit hier im Zentrum ist an sich toll, doch viele von uns werden das Gefühl nicht los, dass unsere Mission seit Oktober 2019 unter der neuen Leitung nicht mehr so sehr darin besteht, verantwortungsbewusste, umweltbewusste und sichere Fahrer(innen) auszubilden, um das gesteckte Ziel ‚Vision Zero – null Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder Schwerverletzten’ zu erreichen, sondern dass das CFC langsam, aber sicher zu einer rein gewinnorientierten Firma wird“, gesteht ein Ansprechpartner gegenüber dem Tageblatt.

Während eines Gesprächs mit einem Fahrlehrer ist zudem folgender Satz zu hören: „Das Unternehmen wird geführt, das Personal jedoch nicht.“ Damit will diese Person zu verstehen geben, dass die Kommunikation zwischen der Direktion und dem Personal, wenn überhaupt, nur sehr schleppend funktioniert. „Nur ein Beispiel: Seit 2009/2010 hat sich an unseren Kursen nichts geändert. Wir haben die Direktion in den vergangenen zwei Jahren mehrmals darauf hingewiesen und Lösungsvorschläge unterbreitet, eine Antwort erhielten wir bis dato nicht. Jetzt schleicht sich Resignation ein, was natürlich Gift für die Arbeitsmoral ist.“

Das Fahrsicherheitszentrum in Colmar-Berg wurde am 12. Juni 1996 in Betrieb genommen. Allein in den ersten 20 Jahren wurden dort 100.000 Personen zu verantwortungsvollen Fahrern ausgebildet.
Das Fahrsicherheitszentrum in Colmar-Berg wurde am 12. Juni 1996 in Betrieb genommen. Allein in den ersten 20 Jahren wurden dort 100.000 Personen zu verantwortungsvollen Fahrern ausgebildet. Archivfoto: Editpress/Tania Feller

Aussage gegen Aussage

Manche Betreiber von Bus- oder Transportfirmen hätten zudem in letzter Zeit Bedenken geäußert, unter anderem über die Qualität der Kurse, die Anmeldefristen sowie die Flexibilität der zu bewältigenden Programme. „Nicht zuletzt sollte man nicht außer Acht lassen, dass wir noch immer in einem Provisorium, sprich Container, Kurse abhalten“, so ein sichtlich entmutigter „Coach“ in Sanem. Mit der Zeit habe sich auf diese Weise eine zunehmende Unzufriedenheit unter einem Großteil des Personals breitgemacht, die in einer Kündigungswelle gegipfelt habe. Von acht Kündigungen in nur 14 Monaten geht die Rede, zwei im Fahrsicherheitszentrum in Colmar-Berg, die restlichen in Sanem. Sechs „Coaches“ und zwei Büroangestellte sollen dem CFC in besagter Zeit den Rücken gekehrt haben. Fünf Posten wurden den Informationen dieser Zeitung zufolge in der Zwischenzeit neu besetzt, drei seien aber immer noch vakant.

Das provisorische Verwaltungsgebäude des CFC in Sanem
Das provisorische Verwaltungsgebäude des CFC in Sanem Foto: Editpress/Tania Feller

Sowohl die FLEAA („Fédération luxembourgeoise des exploitants d’autobus et d’autocars“) als auch das „Groupement Transport“ und die Leitung des CFC wurden mit den vorangegangenen Aussagen und Informationen konfrontiert. Jean Clement, Präsident der FLEAA, sprach von einer doch eher guten Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des CFC. Während der Pandemie habe es wohl das eine oder andere Problem gegeben, doch man habe immer Lösungen gefunden. Er selbst habe bis dato keine Beschwerden vonseiten der FLEAA-Mitglieder erhalten, die sich über den Inhalt der Kurse sowie über die Programmgestaltung des CFC ausgelassen hätten. Allein ein Kritikpunkt werde gelegentlich laut: Dieser betreffe die oft langen Wartezeiten für Berufskraftfahrer in den verschiedenen Kategorien. Doch auch hier habe die Leitung des CFC alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, damit diesbezüglich Abhilfe geschaffen werden konnte.

Ein Mitglied des „Groupement Transport“ schlug in die gleiche Kerbe wie Clement. Es würden wohl immer wieder kritische Töne laut, was die Wartezeiten anbelangt. Dazu komme, dass im gesamten Transport- und Busbereich in Luxemburg zurzeit ein großer Mangel an Fahrern herrsche. Dies bestätigten auch verschiedene Busunternehmer: Es sei noch nie so schwer gewesen, genügend Fahrer zu finden, hieß es gegenüber dieser Zeitung. „Hat man dann endlich jemanden an der Angel, braucht es zu viel Zeit, bevor diese Person die benötigten und alle fünf Jahre neu zu belegenden Spezialkurse für den Personentransport, die sich dann noch über eine ganze Woche hinziehen, hinter sich gebracht hat.“

Im Fahrzentrum werden den „Schülern“ bei praktischen Übungen immer wieder die Konsequenzen eines eventuellen Fehlverhaltens vor Augen geführt
Im Fahrzentrum werden den „Schülern“ bei praktischen Übungen immer wieder die Konsequenzen eines eventuellen Fehlverhaltens vor Augen geführt Archivfoto: Editpress/Anne Lommel

Holzbau soll Gewichtsproblem lösen

Eric Mathias, Geschäftsführer des CFC, kann die eingangs erwähnten Aussagen nicht nachvollziehen. In diesem Jahr habe es sehr wohl Kündigungen gegeben, „aber nur drei“, so Mathias, der am 1. Oktober 2019 die Geschicke im CFC übernommen hat, nachdem er verschiedene Posten beim amerikanischen Unternehmen Delphi in Bascharage innehatte. Seines Erachtens würden die Aussagen mancher Arbeitnehmer auf Gerüchten und auf Streitigkeiten in den eigenen Reihen fußen. Außerdem habe er stets ein offenes Ohr für die Belange seines Personals. Das sei bis dato der Fall gewesen und gelte auch für die Zukunft.

Auf das Provisorium in Sanem angesprochen, gab Eric Mathias zu verstehen, dass die Verspätungen beim Bau des definitiven Gebäudes darauf zurückzuführen seien, dass die Bodenbeschaffenheit am vorgesehenen Standort wegen des Gewichts keinen traditionellen Betonbau erlaubt. In dem Gebäude sollen später die Verwaltung untergebracht und die theoretischen Kurse abgehalten werden. Das aktuelle Problem habe man leider erst spät erkannt. Die untere Bodenplatte aus Beton sei bereits gegossen, doch nun werde man einen leichteren Holzbau planen, um das Gewichtsproblem zu entschärfen. Er rechne fest damit, dass der Bau im kommenden Jahr in Angriff genommen und eventuell auch fertiggestellt werden kann.

jojo
7. November 2022 - 12.00

"...die Grenzen der Physik"...
Nein!
Die von der Physik auferlegten Grenzen!