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EditorialPutin will uns frieren sehen und uns so kleinkriegen – diese Freude dürfen wir ihm nicht machen

Editorial / Putin will uns frieren sehen und uns so kleinkriegen – diese Freude dürfen wir ihm nicht machen
Europas „wirtschaftliche und technische Aggression gegenüber Russland“: Der russische Präsident Wladimir Putin begrüßt internationale Gäste beim Wirtschaftsforum diese Woche in Wladiwostok  Foto: AFP/Wladimir Smirnow

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Wir schießen zum Glück selber keine Raketen und werden zum noch größeren Glück nicht mit Raketen beschossen, im Krieg mit Russland sind wir leider trotzdem. Wären wir das nicht, müssten wir diesen Winter keine Sorge haben vor einem möglicherweise unbezahlbar werdenden Leben, kalten Wohnzimmern und Arbeitslosigkeit, weil unsere Firmen den Bach runtergehen. Wladimir Putin setzt seine Rohstoffe als Waffe ein gegen uns, das ist eine massive Aggression.

Auch in Luxemburg greifen wir den voraussehbaren Engpässen vor, wir sollen jetzt „zusammen sparen, zusammenhalten“, wie Energieminister Claude Turmes am Donnerstag angekündigt hat. Dass es diese Kampagne nur geben muss, weil wir uns gegen einen Angriff Putins im Wirtschaftskrieg wehren, bleibt in Luxemburg überraschenderweise nahezu unerwähnt. Eigentlich müsste das Motto lauten: „Zesumme spueren, zesummenhalen – géint dem Putin seng Attack op eis Demokratie.“

Kriegsfürst Putin und sein Propagandisten-Zirkel haben ihre Sicht der Dinge in weiten Teilen der Welt höchst erfolgreich durchgesetzt: Es ist nicht Russland, das einen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat, sondern Russland, das in der Ukraine gegen die Amerikaner und deren europäische Lakaien um seine eigene Existenz kämpfen muss, sagt das russische Narrativ. Dass ihm das so leicht gelang, sagt viel über unser Standing in der Welt aus. In dieser Woche sprach Putin bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok von Europas „wirtschaftlicher und technischer Aggression gegenüber Russland“. Kopfnicken im auch mit internationalen Gästen gefüllten Saal.

Wir können das als Fake News geißeln, als irrsinnig und die Fakten verdrehend – doch helfen tut uns das alles nicht. Der Westen ist dabei, die Deutungshoheit über den Ukraine-Krieg zu verlieren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, enger NATO-Verbündeter und fleißiger Lieferant von Kampfdrohnen an die Ukraine, schwenkt rhetorisch auf Putins Linie und wirft Europa einen „Provokationskrieg“ vor, und dass wir mit der Energiekrise „ernten, was wir gesät haben“. Das mag zum einen Rumgeschleime sein, damit Putin grünes Licht gibt für Erdogans längst angekündigten neuen Krieg gegen die Kurden im Norden Syriens. Das ist zum anderen katastrophal für Europa, Erdogan führt eine Regionalmacht an, was er sagt, hat Gewicht in der Welt.

Dabei ist die Schlacht um die Information jene, die nicht verloren gehen darf. Nicht nur das Schicksal der Ukraine hängt davon ab, auch unseres tut das. Wenn der Winter tatsächlich so hart werden sollte, werden die Leute einen Schuldigen suchen. Sie sollten wissen, wer es ist. Putin will uns frieren und verarmen sehen, er will uns gegeneinander aufhetzen. Putin will unsere Demokratien, vor denen er sich so fürchtet, kleinkriegen.

In diesem Informationskrieg muss Europa gegensteuern und die eigenen Bürger auf seine Seite ziehen. Sonst geht nicht nur die Ukraine verloren. Wer zum Verzicht gezwungen wird, wie es jedem Europäer jetzt geht, muss den Grund für diese Anstrengung kennen. Zusammen sparen, zusammenhalten – aber gegen Putins Angriff auf uns, das muss in die Köpfe rein. Jens Stoltenberg brachte die Situation zeitgleich zum Krisentreffen der Energieminister auf den Punkt: Die westlichen Staaten zahlten für Putins Krieg mit Geld, sagte der NATO-Generalsekretär, die Ukrainer mit Menschenleben.

Phil
17. September 2022 - 9.57

Irgendwie kann man diese Russenverhetzung, resp. Amiverherrlichung nicht mehr hören!

JOHNNY
13. September 2022 - 19.34

NordStream2 kann lieweren!

Just eis Politiker stinn ennert der Schlapp
vun dem Amis dei Däitschland verbidden NordStream2 opzemachen.

Keen misst am Wanter freieren
wann mer den Amis
en groussen "FU" geifen schecken!

Jempy
12. September 2022 - 10.13

@ jung.luc.lux/ Wenn man Äpfel mit Birnen (verwechselt oder) vergleicht liegen sie nicht falsch.

Filet de Boeuf
12. September 2022 - 10.03

Wenn Putin den Gashahn zudreht und unsere Politiker dies nicht voraussehen konnten (bei den Sanktionen), dann haben wir viele inkompetente Politiker oben sitzen. Und ich habe noch nicht gemerkt, dass unsere Sanktionen irgendeinen schlechten Effekt auf Russland haben, nur im eigenen Geldbeutel habe ich einen Effekt gemerkt.

JJ
11. September 2022 - 9.54

Diktatoren unter sich. Stalins und Maos Erben wollen sich den Kuchen teilen und haben Angst vor ihrem eigenen Volk und der Demokratie. Xi-Putin-Kim,die neue Achse des Bösen?!
Und als Zugabe ein Sultan vom Bosporus der nicht recht weiß zu wem er gehören möchte.Aber da er die Demokratie auch nicht auf seiner Fahne stehen hat,weiß man ja wie er tickt.

Phil
11. September 2022 - 0.16

Wann een an der Geschicht kuckt, dann kennt een zur Konklusioun, dass dat gemengt Foussvollëk onbedéngt en Feindbild brauch. Doduerch léisst es sech besser manipuléieren an gängelen. Dat war nach ëmmer esou!

jung.luc.lux
10. September 2022 - 21.43

Wir haben uns schon gegen Hitler widersetzt und werden uns Putin widersetzen.

Jill
10. September 2022 - 20.06

Am besten wir verkaufen alle unser gesamtes Hab und Gut und spenden den Erlös integral der Ukraine. Dann sind wir endlich solidarisch genug und ausreichend empathisch, so dass das Tageblatt nicht mehr mantramässig zu wiederholen braucht, was wir denken, fühlen und tun sollen.