„Das Zeitalter der gedruckten Zeitung ist zu Ende. Der Journalismus lebt im Netz weiter“, schrieb Karl-Heinz Ruch, der Geschäftsführer der taz, 2018. In seinem „Szenario 2022“ stellte er den Plan vor, die Zeitung ganz auf digital umzustellen. Am Dienstag kündigte das Journal in etwa den gleichen Schritt an: Die tägliche Printversion wird ab 2021 eingestellt. Die Zeitung wird dann nur noch online zu lesen sein. Eine gedruckte Version werde „periodisch“ erscheinen.
Ob der Printjournalismus tot ist, wie Ruch behauptete, oder bald ganz stirbt, muss sich noch zeigen. Das Gleiche wurde schon von der Vinyl-Schallplatte behauptet, und doch dreht sie sich noch.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass nicht etwa schwindende Leserzahlen dem gedruckten Journal den Garaus gemacht haben. Die zweimal im Jahr (das letzte Mal am 13. Mai 2020) von TNS Ilres veröffentlichten Zahlen zur Medienlandschaft in Luxemburg geben fürs Journal einen leichten, aber kontinuierlichen Anstieg der Leserzahlen seit 2018 an. Der Direktor und Chefredakteur Claude Karger erklärte am Dienstagmorgen im 100,7-Interview, es seien vor allem die schwindenden Einnahmen aus der Werbung, die die Verantwortlichen zu diesem Schritt bewogen hätten.
Falls die Zeitungen doch einmal aussterben sollten, bedeutet dies allerdings nicht, dass der Journalismus stirbt. Es gibt ja Internet. Sich dorthin zu verlagern, mag dem Publikum als logischer Schritt erscheinen, vor allem angesichts der sich wandelnden Lesegewohnheiten. Eine deutsche Umfrage von Civey (www.civey.com) aus dem Jahr 2018 zeigt, dass nur eine Minderheit überhaupt keine Zeitung liest, ob nun gedruckt oder online. Es wurde allerdings in der Tat festgestellt, dass die Entscheidung für ein Print- oder ein Onlinemedium vom Alter abhängt: je jünger der Leser, desto mehr Internet.
Prinzipiell könnte es den Journalisten nun egal sein, wo ihre Artikel gelesen werden. Die Sache hat aber einen Haken: In der Umfrage wird nicht danach gefragt, ob die Online-Nutzer bezahlte oder Gratis-Artikel lesen. Bei Lesern geht der Trend eher zu „Geiz ist geil“. Immer weniger Menschen wollen für Journalismus – und das bedeutet Meinungsvielfalt – bezahlen. Es ist kein Geheimnis, dass die staatliche Pressehilfe für die meisten Medien überlebenswichtig ist. Nun könnte ja eine liberale Regierung gewillt sein, die Kräfte des Marktes wirken zu lassen, was aber aus demokratischer Sicht ebenso wenig wünschenswert wäre wie staatliche gelenkte Medien.
Über eine Reform der Pressehilfe wird schon eine Weile diskutiert: Sie soll in Zukunft nicht mehr von der Anzahl der gedruckten Seiten abhängen, sondern von der Anzahl der angestellten Journalisten. Das würde Journalismus nicht von der Publikationsform abhängig machen. Doch Pressehilfe erschöpft sich nicht im Materiellen: Die Konkurrenz aus den sozialen Medien ist groß und vor allem unkontrolliert. Das bedeutet nicht, dass dort Meinungsbildung und Information zensiert werden sollen, doch müssen die Regeln in der digitalen Welt die gleichen sein wie in der analogen. Es kann nämlich nicht sein, dass professionelle Journalisten sich Regeln fügen müssen, unabhängige Blogger aber Narrenfreiheit besitzen.
Pressehilfe abschaffen!