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PC-Spieler mit mehr Geld haben mehr Erfolg – Chiphersteller Nvidia erntet Kritik für Studie

PC-Spieler mit mehr Geld haben mehr Erfolg – Chiphersteller Nvidia erntet Kritik für Studie

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Der Chiphersteller Nvidia behauptet, dass PC-Spieler, die eine bessere Grafikkarte besitzen, im Spiel einen höheren Punktestand erreichen – und erntet dafür Kritik.

In vielen Haushalten weltweit haben Laptops den klassischen Desktop-PC längst abgelöst. Eine Bastion konnte sich der Desktop-PC allerdings sichern. Für eine bestimmte Zielgruppe sind Videospiele ohne PC nicht denkbar. Sie sorgen mit einem immer höheren Anspruch an ihre Hardware für hohe Umsätze bei den Herstellern.

Ein wichtiges Element eines jeden Gaming-PC ist seine Grafikkarte. Sie produziert die Bilder, die dem Nutzer auf seinem Bildschirm angezeigt werden. Ihr Herz ist der Grafikprozessor (GPU) – ein Chip, der die Rechenarbeit übernimmt.

Gute Hardware ist Grundlage für Erfolg

Anfang März veröffentlichte der GPU-Hersteller Nvidia eine „Studie“, die zeigen soll, dass Spieler mit einem besseren und damit teureren Grafikprozessor einen Vorteil bei Videospielen haben. Neben der allgemeinen Reaktion, dass Nvidia da eine Binsenweisheit verkündigt, gab es allerdings auch Kritik.

Nvidia argumentiert, dass bei Videospielen die „Latency“ eine große Rolle spielt. Damit ist die kleine Verzögerung gemeint zwischen dem Zeitpunkt, an dem ein Spieler eine Taste betätigt, und dem Zeitpunkt, an dem die Aktion auf dem Bildschirm angezeigt wird. Ein todsicherer Weg, um diese Latency zu verringern, sei, auf einen besseren GPU zu wechseln, um eine höhere FPS-Rate zu erreichen. FPS steht für Frames per Second und drückt aus, wie oft das Bild in der Sekunde erneuert wird. Pro-Spieler, mit denen die Firma zusammengearbeitet hat, hätten in Labortests die höhere FPS-Rate erkennen können und hätten diese als vorteilhaft empfunden, sagt Nvidia.

Gute Hardware könne zwar Erfahrung und Training nicht ersetzen, könne Spieler allerdings dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Seine Behauptungen untermauert der Konzern mit Daten von Spielern in den derzeit beliebten Games PUBG und Fortnite. Das Ergebnis: Wer einen Chip der neuesten Generation benutzt, erzielt im Schnitt ein besseres Resultat in diesen Spielen.

Dem Einwand, dass bessere Spieler generell mehr Geld für ihr Hobby ausgeben, widerspricht Nvidia. Die Daten zeigten, so Nvidia, dass die Unterschiede bestehen bleiben, wenn Spieler verglichen werden, die die gleiche Anzahl an Stunden in der Woche spielen. Tatsächlich soll sich die Kluft sogar vergrößern, je mehr Stunden die Spieler pro Woche mit dem Game verbringen. Für die Brieftaschen der Gamer kann dies einen großen Unterschied machen. Die Preisspanne bei Grafikkarten mit Nvidia-Prozessoren reicht von 150 Euro bis über 1.000 Euro im oberen Segment der neuesten GPU-Generation.

Ein Hertz für gute Bildschirme

Nvidia merkt allerdings an, dass auch der Bildschirm eine wichtige Rolle spielt. Die beste Grafikkarte nutzt wenig, wenn der Bildschirm nicht mit ihr mithalten kann. Spieler, die einen Bildschirm mit einer Aktualisierungsrate von mehr als 144 Hertz besitzen, erzielen signifikant bessere Ergebnisse, stelle Nvidia fest.

„Das Problem hier ist, dass Nvidia, ohne es auszusprechen, andeutet, dass man bei Videospielen besser wird, wenn man teurere Hardware kauft“, sagt der Youtube-Kanal TechLinked. Nvida ziehe nicht in Betracht, dass Menschen, die mehr Videospiele spielen, erstens besser darin sind und zweitens mehr Geld für ihre Computer ausgeben. Nvidia versuche das zwar zu relativieren, indem es Spieler vergleicht, die die gleiche Anzahl an Stunden in der Woche spielen. „Allerdings beschreibt das bloß eine Korrelation und keine Kausalität“, so TechLinked. „Das ist doch simpel!“ Nvidia hätte einfach sagen sollen: „Coole Gamer benutzen die RTX 2080 Ti“, scherzt der Moderator. Grafikkarten mit diesem Prozessor kosten im Handel rund 1.200 Euro.

Ob Nvidia recht habe, sei nicht der springende Punkt, kommentiert Joe Osborne auf der Technik-Seite Techradar. Bei der Studie handele es sich um Negativwerbung. Es sei genau diese Form der Exklusivität, die dafür sorge, dass sich Neulinge in der unglaublich vielfältigen Welt der PC-Spiele auf dem Absatz umdrehen und niemals zurückkehren. Indem der Konzern Spielern sagt, dass sie mit einer oberpreisigen Karte einen Vorsprung haben, sage er (hoffentlich ungewollt), dass Spieler, die weniger Geld haben, niemals so gut werden können wie Spieler, die mehr Geld ausgeben können. „Die ganze Studie stinkt danach, als wolle sie die toxische, elitäre Subkultur des PC Gaming zufriedenstellen“, sagt Osborne. Bestenfalls sei sie eine schlechte Idee, schlimmsten Falls trage sie zu einer Kultur bei, die PC-Spieler danach bewertet, welche Hardware sie sich leisten können. Die Studie werfe kein gutes Licht auf eine Firma, die nur wenige Tage vorher eine Produktlinie mit kostengünstigeren Chips auf den Markt gebracht hat.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Artikel von Nvidia nicht um eine wissenschaftliche Studie im eigentlichen Sinne. Der Text wurde auf der Homepage der Firma veröffentlicht und nicht in einer wissenschaftlichen Publikation, wo die Ergebnisse von der Wissenschaftsgemeinschaft geprüft werden.

Kooperation mit Luxemburg

Nvidia geht auch nicht auf andere Faktoren ein, die die Leistung eines GPU beeinflussen können. Die Grafikprozessoren sind in Grafikkarten unterschiedlicher Hersteller verbaut und diese können sich unterscheiden. Etwa bei ihrer Form und ihrer Kühlung. Sogar die Luftzirkulation im PC-Gehäuse kann einen Einfluss auf die Temperatur und damit die Leistung des Computers haben. Für PC Gamer sind darüber hinaus auch die Maus und die Tastatur, auf der gespielt wird, von Bedeutung.

Nvidia ist ein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in den USA. Der Umsatz beträgt rund 10 Milliarden Dollar. Neben der Entwicklung von klassischen Grafikprozessoren hat sich das Unternehmen auf Prozessoren spezialisiert, die im Bereich künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Im Juli 2018 hat Luxemburg mit dem Konzern eine Absichtserklärung unterschrieben, um im Bereich künstliche Intelligenz zusammenzuarbeiten. Ende Januar gaben Nvidia und Luxemburg bekannt, dass sie ein gemeinsames KI-Labor aufbauen wollen. Nvidia, die Universität und eine Reihe von weiteren Forschungsinstituten wollen ein Team aus sechs Menschen zusammenstellen, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Zahlen
26. März 2019 - 12.21

Spieler mit mehr Geld kaufen sich Goldmünzen von Chinesen oder gleich bessere Waffen und Ausrüstung direkt vom Spielehersteller für bares Geld.
Ein bessere Grafikkarte ist da bloß die Kirsche auf dem Kuchen, selbstverständlich haben die auch eine Glasfaserverbindung mit weniger Latenz und höherer Geschwindigkeit.