Luxemburg ist wieder im Krisenmodus. Diesmal ist der Grund nicht wie bei der Pandemie ein unsichtbarer Feind, sondern ein tödlicher Krieg. Bemerkbar macht sich das hierzulande unter anderem durch die hohe Inflation, allen voran durch den dramatischen Anstieg der Energiepreise. Europa hat deshalb zum Sparen aufgerufen, 15 Prozent Gas soll jedes EU-Land bis Ende März 2023 einsparen.
Womit wir wieder da sind, wo wir bei der Pandemie aufgehört haben: bei den nackten Zahlen. Und wie bei der Pandemie zeichnet sich ab, dass es schwer werden könnte, dort den Überblick zu behalten.
Für die EU und damit auch das Luxemburger Energieministerium zählt in Sachen Gassparplan das, was ganz am Ende unterm Strich steht: die Summe des Gesamtverbrauchs des ganzen Landes bis Ende März. Zwar sind unterschiedliche Akteure zum Sparen angehalten – Staat, Gemeinden, Gewerbe, Industrie und auch Bürger –, wie viel aber wer wann verbraucht oder einspart wird offenbar nicht genau beobachtet. Luxemburg befindet sich auf einer Pauschalreise ins Energiespar-Abenteuerland.
Dabei sind präzise Daten als Grundlage eines Krisenplans essenziell. Wenn diese fehlen, bleiben große Einsparpotenziale möglicherweise unentdeckt – und ungehoben. Genauso wie bei der alten 100-Watt-Glühbirne im Keller, die man vergessen hat, auszuschalten und die wochenlang für eine gewisse „Grundlast“ im Haus sorgte, kann es auch landesweit versteckte Verbräuche geben. Verbräuche, die beim Blick aufs große Ganze verborgen bleiben und die nicht nur in der akuten Energiekrise relevant sind, sondern selbstverständlich auch für die zukünftige Klimapolitik.
Energieminister Claude Turmes hat bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Luxemburger Gassparplans nicht gerade pessimistisch gewirkt. Und bis jetzt scheint es, als hätten die freiwilligen Maßnahmen – oder waren es vielleicht doch die hohen Gaspreise? – bereits einen gewissen Spareffekt gehabt. Und zwar ohne dass Wirtschaft oder Infrastruktur kollabiert sind. Das wiederum führt zu den nächsten Fragen: Haben wir in der Vergangenheit etwa so schlecht mit dem fossilen Energieträger gehaushaltet, dass die Sparziele jetzt so leicht umsetzbar sind? Sind die Ursachen einiger „versteckter Verbräuche“ etwa schon abgeschaltet? Oder droht mit dem Einsetzen der Heizperiode die böse Überraschung?
Die Haushalte waren mit 36 Prozent in den vergangenen fünf Jahren die größten Gasverbraucher im Land, sagt das Regulierungsinstitut ILR. Und die Haushalte verbrauchen das Gros des Brennstoffs erst jetzt, ab Oktober, wenn die Heizungen angeworfen werden müssen. Zum Vergleich: Im Wintermonat Januar lag Luxemburgs Gasverbrauch in den vergangenen fünf Jahren beim Dreifachen des Verbrauchs vom August.
Privathaushalten Maximaltemperaturen vorzuschreiben, ist weder technisch einfach umzusetzen noch ethisch erstrebenswert. Eine Preisdeckelung, wie sie jetzt von der Regierung geplant ist, senkt für die privaten Verbraucher zudem den Anreiz zum Sparen. Wäre es da nicht besser, wenn man bereits jetzt wüsste, welche vergessenen Lampen im Keller brennen?
Kannte mal einen Mann der alleine in seiner Wohnung lebte, jahrelang maximale Stubentemperatur im Winter nicht über 17 Grad.
Jetzt ist er tot, nicht an Corona gestorben, nein. Er hat den Angriff der Schimmelpilze nicht überlebt. :-)