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KinderwissenPanama – oder Zuhause ist es doch am schönsten

Kinderwissen / Panama – oder Zuhause ist es doch am schönsten
Illustrator und Geschichtenerzähler Janosch posiert im September 2010 in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen vor seinem Bild „Der Tiger mit grüner Nase“ (2005). Für ein Buch hat sich dieser Mann den Tiger und den Bären ausgedacht.  Foto: dpa-Archiv/Roland Weihrauch

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In Zeiten der Pandemie können wir nicht frei verreisen – das Zuhause ist derzeit unser Hauptaufenthaltsort. Darüber hat bereits im Jahr 1978 der Kinderbuchautor Janosch geschrieben. Über den mittlerweile 90-jährigen Autor und seine weltbekannten Kinderbücher erzählt Elke Bunge.

Oh, wie schön ist Panama

Dieser Buchklassiker wird empfohlen für Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren. Als das Buch herauskam und mein Onkel es mir schenkte, war ich schon ein bisschen älter. Aber für diesen Klassiker ist man eigentlich nie zu alt: für die Geschichte vom Tiger und dem Bären, die am Fluss leben, angeln, Pilze sammeln und dort ein gutes Leben haben. Doch eines Tages, als der Bär gerade beim Angeln war, schwamm eine Kiste vorbei. Auf der Kiste war ein großer Aufdruck: Panama. Und den Bären und den Tiger packte die Sehnsucht, und sie machten sich auf in das Land ihrer Träume. Nach einer langen, langen Reise, auf der sie viele Weggenossen trafen, landeten sie schließlich in dem Land ihrer Träume: Panama! Doch Panama war ihr eigenes Zuhause, denn ihr Weg führte sie im Kreis. Aber erst nach ihrer großen Reise und der langen Abwesenheit bemerkten sie, wie schön ihre Heimat und ihr eigenes Zuhause ist! Eine tolle Geschichte, die auch 43 Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung noch aktuell ist. Oder vielleicht jetzt sogar ganz besonders. Denn in Zeiten der Pandemie fällt dem einen oder anderen bestimmt öfter mal die Decke auf den Kopf – und das sicher nicht nur den Jüngeren, sondern auch den Älteren! Vielleicht ein guter Moment, sich das alte Kinderbuch zu holen und zu schmökern. Und vielleicht hat ja das eine oder andere Elternteil oder Großelternteil diese kleine Fibel noch irgendwo im Regal.

Der Janosch-Klassiker „Oh, wie schön ist Panama“ hier in der Ausgabe auf Luxemburgisch<br />
Der Janosch-Klassiker „Oh, wie schön ist Panama“ hier in der Ausgabe auf Luxemburgisch

So viele Kinderbücher von Janosch

Der Tiger und der Bär sind wohl die bekanntesten Figuren aus Janoschs Büchern. Nicht zu vergessen die Tigerente – sie rollt auf ihren Rädern immer mit! Gemeinsam erleben sie jede Menge Abenteuer. Um nur einige der bekannten Bücher aufzuzählen, als da seien „Post für den Tiger“, „Komm, wir finden einen Schatz“ oder „Ich mach Dich gesund, sagte der Bär“.

Aber auch an Schnuddelbuddel mit dem großen Hut und der Erdbeermilch erinnere ich mich gut! Schnuddelbuddel ist kleiner als eine Maus, aber größer als eine Mücke. Er braucht sich vor nichts zu fürchten, denn er trägt immer einen großen Hut, der ihn behütetet. Wenn er beispielsweise einen Fluss überqueren muss, dann nimmt er seinen Hut vom Kopf, dreht ihn um und benutzt ihn einfach als Boot. Schnuddel wohnt mit seinen Eltern und seiner Schwester unter einem Baum am Fluss. Seine besten Freunde sind der Kanari und das Schnuddelpferdchen. Mit denen erlebt er jede Menge Abenteuer.

Eines der ersten Kinderbücher von Janosch war die Geschichte von Onkel Poppoff, der auf Bäume fliegen kann. Das Buch erschien bereits im Jahr 1964. Onkel Poppoff lebt in einem kleinen weißen Haus am Rande des Waldes bei einem Ort namens Bobrek zusammen mit wilden Bienen, Schmetterlingen, einem Feldhasen und dem Vogel Jakob. Obwohl Onkel Poppoff eigentlich ein ganz einfacher Mensch ist, versteht er die Sprache der Tiere und er kann lesen, was die Maikäfer auf die Baumblätter schreiben. Es gibt viele Abenteuer mit Onkel Poppoff: Einmal erlernt er das Fliegen, ein anderes Mal rettet er seine Umgebung und den Ort Bobrek vor einer Überschwemmung.

Und Janosch selbst?

Janosch selbst wurde im März 90 Jahre alt. Er stammt aus Zabrze. Dies liegt im heutigen Polen. Wenige Kilometer von Zabrze findet man auch einen Ort namens Bobrek, so wie aus der Geschichte von Onkel Poppoff. Vielleicht hat Janosch die Geschichten um Onkel Poppoff in diese alte Heimat gelegt. 1931, dem Jahr seiner Geburt, hieß Zabrze noch Hindenburg und gehörte zu Oberschlesien und damit zu Deutschland. Janosch, mit richtigem Namen Horst Eckert, hatte keine einfache Kindheit: Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, oft gab es nur Kohl als Mahlzeit, der Vater verprügelte sowohl die Mutter und als auch den Sohn. Er erlebt den Zweiten Weltkrieg in Schlesien und muss 1946, als die Deutschen den Krieg verloren haben, seine Heimat verlassen. Denn Oberschlesien fiel jetzt an das heutige Polen. In Deutschland angekommen, arbeitete er zunächst in einer Baumwollspinnerei. Später besuchte er eine Textilfachschule. Gezeichnet hatte er schon immer, aber irgendwann begann er auch mit dem Schreiben. 1960 veröffentlichte er sein erstes Buch „Die Geschichte von Valek dem Pferd“. Seine Heimat scheint ihm noch immer nah, denn Valek ist ein schlesisch-polnischer Kosename für Valentin. Erfolg hatte dieses Buch noch nicht, erst mit Onkel Poppoff erlangte Janosch erste Bekanntheit. Mit „Oh, wie schön ist Panama“ wurde er dann richtig erfolgreich.