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„Mondäne Veranstaltung“ – Was sich in 100 Jahren Linienflug getan hat

„Mondäne Veranstaltung“ – Was sich in 100 Jahren Linienflug getan hat

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Früher war Fliegen mal eine ziemlich exklusive Angelegenheit. Mit Pelzkragen und Hutkoffern. Heute tragen Passagiere Jogginghose und streiten um den Platz fürs Handgepäck. War mal mehr Chichi?

Die Welt ist nur ein paar Flugstunden entfernt. Kaum ein Ort, der sich nicht erreichen lässt. Und das im Vergleich zu früher auch noch zu verhältnismäßig erschwinglichen Preisen. Vor 100 Jahren begann, was wir heute unter moderner Luftfahrt verstehen – wenn auch viel kleiner und um einiges abenteuerlicher. Damals gab es die ersten regelmäßigen Passagierflüge in Deutschland. Und die ersten Linienflüge zwischen verschiedenen Ländern.

Am 22. März 1919 zum Beispiel öffnete die internationale Luftverkehrsstrecke von Paris nach Brüssel. Sie gilt als eine der ersten dieser Art. Mit der regelmäßigen internationalen Linienverbindung wurde etwas eingerichtet, auf das sich Menschen verlassen konnten. Man konnte Tickets vorher kaufen und der Flieger flog, egal ob ausgebucht oder fast leer. Eine kleine Revolution.

Von Traumberufen und Abenteuern

Die französische Airline Lignes Aériennes Farman führte die Flüge durch. Und wer Bilder von 1919 sieht, dem wird vielleicht Himmel, Angst und Bange: In einer Maschine der Airline ähneln die Sitze eher Gartenstühlen. Von Sicherheitsgurten keine Spur. Nur gut ein Dutzend Gäste hatte Platz. In einem Jahrhundert hat sich viel geändert.

«Ganz früher musste der Pilot ein Stück weit Abenteurer sein, um sich dieser neuen Technik zu verschreiben. Und die Passagiere übrigens auch. Die mussten das Abenteuer ja mitmachen», sagt Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Dann machte das Abenteuer dem Luxus Platz. Die frühe moderne Luftfahrt sei von der Schifffahrt inspiriert gewesen. Man reiste mit Hutkoffern und ein Steward bediente die Passagiere.

Der Luxus habe mit den ersten großen Flugzeugen begonnen, sagt Autor Gunter Hartung. In den USA fing das etwa in den 1930er Jahren an, andernorts später. «Die Fliegerei war eine ausgesprochen mondäne Veranstaltung.» Piloten galten als «Götter über den Wolken» und Stewardessen hatten Renommee. Ein Traumberuf vieler Mädchen.

4 Milliarden Fluggäste

Die Maschinen wurden also größer, das Essen kam auf dem Tablett und Sitze ließen sich nun ausklappen. Schließlich, so Schellenberg, wurde die Economyclass erfunden. Die ganzen Sitze in den neuen großen Maschinen mussten ja auch gefüllt werden. Vorne Luxus – hinten etwas weniger. Manche Airline servierte damals einen eigenen Cocktail. «Es wurde geraucht aus allen Rohren», sagt Hartung.

Einst flogen ausschließlich wohlhabende Menschen mit dem Flugzeug in die Metropolen der Welt. In den 1960er Jahren sei Fliegen auch in Deutschland zum Massenphänomen geworden, so Hartung. Folgen des Wirtschaftswunders. Und während manche mit dem Auto nach Norditalien bretterten, flogen andere schon nach Mallorca. «Der Tourismus boomte.» Es gab mehr Airlines und die Preise sanken.

Nach Daten des Weltluftfahrtverbands IATA sind in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen geflogen. Im Jahr 2017 wurden erstmals mehr als 4 Milliarden Fluggäste registriert. Und im Himmel über Deutschland waren im vergangenen Jahr so viele Flugzeuge unterwegs wie nie. Laut IATA-Prognose könnte sich die Zahl der Flugpassagiere weltweit in den nächsten 20 Jahren noch verdoppeln.

Mit Jogginghose und Nachenhörnchen

Fliegen gehöre heute zum modernen Lebensstil, sagt Experte Schellenberg. Es gibt Low Cost, Classic, Business, First Class, Deluxe oder Privatjet. Jeder kann schauen, was er sich leisten kann. Damit hat sich aber auch das Flugerlebnis verändert. Denn wer günstig fliegt, muss auf Annehmlichkeiten verzichten, die früher selbstverständlich waren. Kampf um die Gepäckablagen, in denen Passagiere kostenfrei ihr Handgepäck unterbringen wollen? Früher undenkbar.

Nicht nur das Kofferaufgeben, auch das Essen lassen sich Billigflieger mittlerweile extra bezahlen. Auf Langstrecken dagegen bestellen viele noch Tomatensaft, es gibt Filme zur Auswahl und das Essen kommt in der Aluverpackung: «Chicken or Pasta?» Manche Passagiere tragen dann Jogginghose und klemmen sich das Nackenhörnchen hinter den Kopf.

Wer alte Bilder von damals durchschaut, findet Frauen mit Kostümchen und Männer im Anzug. War Fliegen also schicker? Früher sei durch die Exklusivität des Fliegens zum Beispiel die Zuwendung des Personals größer gewesen, sagt Journalist Hartung, der sich seit rund 50 Jahren mit dem Fliegen beschäftigt. «Es war auch vieles freier.» Damals habe man auch mal ins Cockpit gucken dürfen, was heute nicht mehr gehe.

Stewardessen und Stewards

«Heute gibt es dann oft die Einklassigkeit – demokratisches Fliegen sozusagen. Da sitzt die Geschäftsfrau neben dem Touristen», erklärt Schellenberg. Es gebe aber immer noch edlen Luxus. Der koste dann allerdings. «Man kann sich einen eigenen Butler mieten, es gibt Angebote, da hat man eine Dusche oder einen Sitz neben seinem Bett.» Nur die Sicherheit müsse immer gleich sein, egal was der Flug koste.

Auch bei den Airlines hat sich viel verändert. Bei der Lufthansa wurden die Röcke der Stewardessen mit der Zeit kürzer, in den 70ern waren sie fast auf Twiggy-Länge. Heute arbeiten in dem Beruf nicht mehr nur Frauen. Und Virgin Airlines hat gerade die Make-up-Pflicht für Stewardessen aufgehoben. Frauen müssen sich dort nicht mehr zwingend schminken, wenn sie nicht wollen. Sie seien aber noch immer herzlich dazu eingeladen, erklärte eine Sprecherin.

Heute verkaufen Stewardessen und Stewards nebenher noch Parfüm, Computerzubehör oder bei mancher Airline auch Rubbellose. Die Arbeitsbedingungen haben sich geändert. Heute hätten sie viel weniger Zeit an einem Ort, sagt Hartung. Weil die Flugzeiten kürzer geworden seien, bleibe der Crew oft auch weniger Zeit für den Service.

Laut Hartungs Schilderung haben Linienflüge innerhalb eines Landes übrigens schon früher begonnen. 1914 habe es eine erste regelmäßige Flugverbindung in Florida gegeben, für die Passagiere auch bezahlten. Die Maschine flog nur ein paar Minuten von Saint Petersburg nach Tampa. Damals hätten die Piloten noch im Freien gesessen, schreibt der Autor. Heute unvorstellbar.

MartyMcFly
29. März 2019 - 20.16

"Damals" war der Passagier noch "König Kunde" und hatte viel Platz für seine Beine im Flugzeugsessel. Allerding kostete ein Ticket "damals" inflationsbereinigt auch das 50- oder 100-fache im Vergleich zu heute...

Heng
22. März 2019 - 9.17

Ryanair kritt der emmer op den Deckel, mee ech begréissen et, dass fléien emmer méi wéi eng einfach Zuchreess gett. Keen extra Checkin méi beim Guichet, Ticketen doheem geprint oder direkt um Smartphone, net méi mam Bus bis bei de Flieger, net méi dat ganzt Gefréiss, dee ganze Blabla... Wann ee well, geet ee mam klénge Rucksack 20min virum Boarding an de Fluchhafe ran, duerch déi gemeinsam Security, weist säin Smartphone a flitt.