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„Moi, je ne demande qu’à voir …“

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Morgen ist Braderie in Esch. Ein Gespräch mit Astrid Freis, Präsidentin des örtlichen Geschäftsverbands.

Am morgigen Donnerstag (7.6.) findet in Esch die traditionelle Braderie statt, bei der die ganze Stadt auf den Beinen sein wird. Astrid Freis, seit zehn Jahren Präsidentin des Geschäftsverbands, freut sich auf das Event, das ein sehr wichtiges für den Handel und den Kommerz in der «Minettemetropole» ist.

Tageblatt: Welchen Stellenwert hat die Escher Braderie?
Astrid Freis: Da brauchen wir gar nicht lange um den heißen Brei zu reden: Die Juni-Braderie ist immer die wichtigste von den drei. Das heißt wichtiger als der «14 Juillet» und der «Hierschmoart». Die Braderie zieht stets am meisten Kunden an. Und wir als Geschäftsverband versuchen seit Jahren, die Braderie so gut es geht zu gestalten. Aber bei den Braderien ist es so wie in der Geschäftswelt allgemein: es ist richtig kompliziert geworden und das Geld ist knapp.

Demnach kann eine solche Braderie eine echte Lokomotivfunktion haben, oder?
Zweifellos, Voraussetzung ist allerdings, dass sie ein Erfolg wird und nicht nur die Escher anzieht, sondern auch reichlich Kunden von außerhalb. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch eine gute Presse. Vergangenes Jahr gab es einen Leserbrief in einer großen Tageszeitung, in dem alles nur schlechtgeredet wurde. Negative Presse hilft uns nicht weiter, denn sie verleiht uns einen Stempel, der nicht berechtigt ist.

Sie sagen, das Geld ist knapp. Was kostet die Braderie?
Die Braderie steht bei uns mit rund 42.000 Euro zu Buche. Das ist eine Menge Geld. In diesem Jahr zieht sich die Braderie über drei Tage, wobei allerdings nur am Donnerstag der klassische Verkauf an den Ständen stattfinden wird. «Braderie-Preise» gibt es aber auch noch am Freitag und am Samstag. Es gibt auch ein paar Neuerungen, etwa eine Autoausstellung und einen Selfie-Stand, vor dem man sich mit den Figuren aus den Star-Wars-Filmen ablichten kann. Auch in Sachen Catering haben wir uns etwas Neues einfallen lassen. Food Trucks in der Rue de la Libération und auch eine ganze Reihe an Ständen mit Bio-Lebensmitteln werden das klassische Angebot ergänzen.

Und wie ist es um die sogenannten «marchands ambulants» bestellt, die ja ein ums andere Mal in der Kritik standen?
Es ist ganz einfach so, dass wir allein aus finanzieller Sicht nicht auf die sogenannten «marchands ambulants verzichten können. Pro Stand bezahlen sie 400 Euro. Zum Vergleich: Unsere Mitglieder zahlen 120 Euro. Der überwiegende Teil der Braderie-Teilnehmer stammt selbstverständlich aus Esch. Hinzu kommt aber auch, dass die «marchands ambulants» eine Ware feilbieten, die zu einer Braderie gehört wie das Amen zum Gebet. Die rund 25 «marchands ambulants» werden ihre Stände allesamt auf dem Brill-Platz aufstellen.

Apropos aufstellen: Die Acaie hat sich vor einem Monat neu aufgestellt. Was sind die ersten Initiativen?
Nachdem drei Mitglieder bekanntlich das Handtuch geworfen haben, war es nicht einfach, neue Leute zu finden, die eine Hand mit anpacken, um es mal so zu formulieren. Diese Situation, und da will ich auch gar nichts schönreden, hat uns destabilisiert. Wir haben sozusagen Türklinken geputzt, um neue Mitglieder zu rekrutieren. Das war nicht einfach, denn die Geschäftsleute haben allesamt reichlich Arbeit. Letztendlich sind wir aber fündig geworden.

Gibt es bereits eine neue Strategie, wie die Probleme in der Escher Geschäftswelt angegangen werden können?
Wir hatten bislang eine einzige Sitzung. Wir treffen uns in der Regel einmal pro Monat. Der Kick-off war sehr positiv und das mit der viel zitierten Kommunikation klappt schon sehr gut. Das Problem sind allerdings die Finanzen. Wir leben von Mitgliedsbeiträgen und von den Subsidien. Wir haben insgesamt 300 Mitglieder, die je nach Standort in Esch zwischen 120 und 380 Euro pro Jahr zahlen. Wir haben mittlerweile einen neuen Mitarbeiter beim Verband eingestellt, der sich auch darum kümmern soll, neue Mitglieder anzuwerben. Der junge Mann, der portugiesische Wurzeln hat, soll unter anderem dafür sorgen, das Interesse bei den zahlreichen portugiesischen Cafetiers und Restaurateuren zu wecken und ausloten, ob diese der Acaie beitreten wollen. Wir sehen da jedenfalls Potenzial. Unser neuer Mitarbeiter unterstützt unsere Sekretärin und soll zusammen mit ihr und gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern dafür sorgen, dass der Kontakt zwischen der Acaie und der Geschäftswelt besser wird.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den politischen Verantwortlichen aus, die sich ja ans Revers geheftet haben, die Escher Geschäftswelt wieder auf Vordermann bringen zu wollen?
Wir hatten eine Sitzung im Januar. Bürgermeister Georges Mischo und Schöffe Pim Knaff waren anwesend im Rahmen unserer Generalversammlung. Wir versuchen, die politisch Verantwortlichen bestmöglich darüber ins Bild zu setzen, was wir so planen. Kommunikation ist auch hier das Zauberwort. Wir warten gegenwärtig auf Impulse seitens der Gemeinde, wobei man fairerweise sagen muss, dass die Verantwortlichen erst seit sechs Monaten im Amt sind. Wir geben der neuen Mannschaft eine faire Chance. Unter der LSAP-Regentschaft wurden die Belange des Geschäftverbandes oft stiefmütterlich behandelt. Da hätte mehr passieren können, ja sogar müssen. Wobei ich selbst als ehemaliges LSAP-Gemeinderatsmitglied nicht außen vor bin.

Selbstkritik als positiver Ansatz?
Ja, so kritisch muss man sein, wo kämen wir denn sonst hin. Die LSAP hat die Wahlen in Esch verloren, weil der Wähler es so wollte. Punkt! Georges Mischo und seine Mannschaft sind ja angetreten, um diese Problematik anzugehen. Moi, je ne demande qu’à voir, wie man so schön sagt. Das Zentrum einer Stadt ist wichtig für die Geschäftswelt. Ich erhoffe mir viel von Georges Mischo und seiner Mannschaft. Ich habe Vertrauen in ihn. Bislang läuft das sehr gut. Es war sehr positiv, dass wir als Geschäftsleute im Rahmen einer Sitzung uns zu Wort melden konnten. Uns wurde Gehör geschenkt. Wenn natürlich jetzt zwei Jahre lang nichts mehr passiert, muss man Tacheles reden …

Wie würden Sie die Probleme kurz zusammenfassen?
Insgesamt 55 Geschäfte stehen zurzeit leer. Das sagt alles. Infrastruktur, Sicherheit, Sauberkeit, Beleuchtung sind die Punkte, die immer wieder in Umfragen auftauchen. Da muss angesetzt werden. Wenn sich in der Hinsicht etwas tut und die Gemeinde es zudem fertigbringt, in leer stehende Räumlichkeiten Start-ups unterzubringen, dann wäre das ebenfalls positiv. Man muss nach vorne blicken und die Aufwertung des Stadtzentrums ist in der Hinsicht das A und O. Und in dem Zusammenhang spielt für uns die politische Couleur keine Rolle.