Auf der «Léiffrächen», inmitten der Natur, grasten am Dienstag über 200 Schafe und Ziegen: Ein Ziel der sogenannten Wanderbeweidung ist der Naturschutz und Erhalt der Biodiversität.
Wer in den nächsten Monaten in der Minette-Region spazieren geht, trifft vielleicht auf den Schäfer André und seine Schaf- und Ziegenherde. Rund 200 Schafe und 60 Ziegen ziehen momentan durch die ehemaligen Tagebaugebiete.
Seit den 1970er Jahren, seitdem kein Eisenerz mehr gefördert wird, hat die Natur das Gelände nach und nach wieder zurückerobert. Hier befinden sich heute nationale Naturschutz- und Natura-2000-Gebiete. Die Trockenrasenflächen, auf denen eine Vielzahl von Orchideen wachsen, sind die Heimat von Insekten und bedrohten Vogelarten. «Um diese Biotope und einzigartige Ökosysteme erhalten zu können, müssen wir ab und an eingreifen. Denn wenn wir die Natur walten lassen, wird nach und nach alles zu Wald», erklärte Michel Leytem von der «Administration de la nature et des forêts» am Dienstag bei der Vorstellung des Projektes auf der «Léiffrächen». Für diese Pflegeeingriffe werden Freischneider oder andere schwere Geräte benutzt. Durch die Wanderbeweidung der Schaf-und Ziegenherde, die von Mai bis Oktober umherzieht, kann der Einsatz dieser Gerätschaften reduziert werden.
Naturschutz und Landwirtschaft gehen Hand in Hand
Während sich die Roten Ardenner-Schafe am Gras erfreuen, fressen die Thüringer Waldziegen die Gehölzvegetation. Dadurch wird einerseits die Grasnarbe, also die oberste Bodenschicht, die sich durch die Verwachsung von Gräsern, Kräutern und Klee bildet, aufgelockert. Andererseits werden die aufkommenden Büsche zurückgedrängt. Die Artenvielfalt wird damit erhalten und gefördert. «2016 haben wir nach einem neuen landwirtschaftlichen Betrieb gesucht, der bereit war, eine neue Schäferei aufzubauen.» Der junge landwirtschaftliche Betrieb Kail aus Bergem, eigentlich Milchproduzent, hat sich 2017 schließlich dazu entschieden, mit der Herde ein zweites Standbein aufzubauen.
Aktuell gibt es im Großherzogtum nur noch einen weiteren Züchter, der Wanderbeweidung betreibt. Bis 2020 sollen rund 350 Schafe und 60 Ziegen von Rodange bis nach Düdelingen ziehen. Mit den Roten Ardennern wurde eine Nutztierrasse gefunden, die das energiearme und faserreiche Futter der Trockenrasen gut verwerten kann. Ein weiteres Ziel dieses Projektes ist es, das Fleisch der Schafe als regionales und nachhaltiges Produkt anbieten zu können. «Bei diesem Projekt gehen Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand», erklärte Umweltministerin Carole Dieschbourg («déi gréng»).
Das Schaf sei ein regelrechtes «Biodiversitätstaxi» und es gelte, die biologische Vielfalt zu erhalten. Um dies zu bewerkstelligen, müssen zusammen mit der lokalen Landwirtschaft neue ökonomische Perspektiven wie diese ausgearbeitet werden.
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