„Die Arbeit muss weitergehen“, sagt der Bürgermeister mehr zu sich selbst als für andere Ohren bestimmt. Mertert-Wasserbillig hat in den letzten Jahren nicht nur ein rasantes Bevölkerungswachstum hingelegt, sondern auch seine Infrastruktur „à jour“ gebracht. Und es geht weiter mit dem Umbau der Gemeinde. Eine Verschnaufpause ist nicht drin, zumal die Bevölkerung bei der letzten Wahl diesen Kurs belohnt hat.
Zwei Sitze mehr im Gemeinderat für die LSAP und damit die absolute Mehrheit waren das Resultat. Die absolute Mehrheit, die die LSAP 2017 errungen hatte, konnte gehalten werden und prozentual sogar leicht verbessert werden. Vor dem Wahlsieg liegen zwei neue Schulen für verschiedene Zyklen, drei „Maison relais“ und „Crèches“ und ganze Wohngebiete wie „In den oberen Kampen“, „Nei Mëtt“ oder „Bergfeld“, die gebaut oder im Bau sind. 5.218 ist der Stand der Zahl der Einwohner am 7. August. Änderungen nach oben sind täglich möglich.
Einzige Gemeinde an der Mosel mit Bahnhöfen
Die Gemeinde ist beliebt und hat einen unschlagbaren Vorteil. Die Industriestadt Wasserbillig an der deutschen Grenze und das eher dörflich geprägte Mertert haben als einzige Gemeinde an der Mosel einen Bahnhof und davon in jeder Ortschaft einen. In Wasserbillig liegt er in Sichtweite der Gemeindeverwaltung, die im historischen ehemaligen Bahnhofsgebäude untergebracht ist. Viele parkende Pkws bestimmen das gewohnte Bild zwischen dem aktuellen Bahnhofsgebäude, Hochspannungsleitungen und Gleisen. Das soll sich grundsätzlich ändern.
Die staatliche CFL, Eigentümer des Geländes, hat einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, um das gesamte Gelände neu zu gestalten, und die Gemeinde hat ein gewisses Mitspracherecht. „Immerhin gehört der Bahnhof zum Bild von Mertert-Wasserbillig“, sagt der Rathauschef. „Und wir müssen anschließend das Gelände pflegen und unterhalten.“ 80 bis 100 Millionen Euro werden aller Voraussicht nach für die gesamte Umgestaltung anfallen. Dabei geht es nicht um „quadratisch, praktisch, gut“ oder gar einen „Klotz“, der dort entstehen soll.
Laurent legt Wert darauf, dass die Umgestaltung sich ins Ortsbild einfügt. Die Ansprüche orientieren sich an dem, was Bahnhöfe in europäischen Metropolen schon lange bieten: ansprechende Architektur und ebenso ansprechende Wartebereiche, Geschäfte, Grünflächen und ein Parkhaus mit 300 Plätzen. Dessen Nutzung ist kostenlos für Zuggäste. „Der Park & Ride ist nicht nur für Grenzgänger gedacht“, präzisiert Bürgermeister Laurent.
Umgestaltung des Bahnhofs in Wasserbillig
Auch die Einwohner von Gemeinden in der Umgebung wie Moersdorf, Born, Mompach oder Grevenmacher lassen gern ihr Auto stehen und nutzen den guten Takt der Züge oder der Busse auf dem gleichen Gelände. Mehrere Varianten, wie das Ganze aussehen könnte, gibt es bereits. Im Herbst soll eine Entscheidung fallen, welcher Vorschlag genommen wird. Zum Projekt gehört auch eine neue Brücke zwischen der „Esplanade“ neben der Mosel und dem Bahnhof, die zeitgemäß und barrierefrei sein soll.
In der „Nei Mëtt“ sieht es nur noch nach kleinen Restarbeiten aus. Hier und da fehlt noch ein Trottoir oder die Anbindung daran. Nach dem „Congé collectif“ sollen sie gemacht werden. 162 Menschen wohnen schon in den vier Gebäuden des neuen Viertels. Kürzlich hat die Gemeinde den öffentlichen Teil des Parkhauses mit 60 Plätzen eröffnet. Über 200 Parkplätze gibt es insgesamt, der größte Teil ist für die Bewohner reserviert.
Das ist aber noch nicht alles. Die Presse hat sich schon gefreut. Ab 2025 könnten nämlich erste Büros der neuen Gewerbezone „Am Lein“ nahe dem Kreisverkehr Mertert entstehen, von denen im „Co-Working“ Grenzgänger profitieren könnten. Der Trierische Volksfreund berichtete zuerst über das Projekt auf dem 3,6 Hektar großen Gelände, auf dem nicht nur Lager- und Produktionshallen, sondern ebenfalls Büro- und Gewerbeflächen entstehen sollen.
Kritisch gegenüber Co-Working-Plänen
Bürgermeister Jérôme Laurent sieht das kritisch. Eine luxemburgische Entwicklungsfirma soll das Projekt für die Eigentümer des Geländes entwickeln. „Wir hätten gerne Firmen, die sich dort ansiedeln“, sagt Laurent im Hinblick auf Einnahmen durch die Gewerbesteuer. „Von Co-Working haben wir nichts.“ Betriebe, die in der Hauptstadt angesiedelt sind und an der Mosel eine Zweigstelle eröffnen, bezahlen am Hauptsitz ihre Gewerbesteuern.
Von einem „Outsourcing“ von Büros Richtung Grenze, um Staus und lange Fahrten zu vermeiden, hat die Gemeinde finanziell nichts, sondern nur „mehr Verkehr“ aus Sicht des Rathauschefs. „Ich finde, der Staat muss eine Regelung finden, dass die vom Co-Working betroffenen Gemeinden auch profitieren“, sagt Laurent. „Sonst sehe ich keinen Sinn darin.“ Das sind alle Grenzgemeinden.
Eigene Räumlichkeiten, wie es beispielsweise Remich mit dem Masterplan vorsieht, ebenfalls für Co-Working gedacht, hat Mertert-Wasserbillig nicht. Gelohnt hat sich hingegen die Investition von rund einer Million Euro in das Wasserbecken, das die Wasserversorgung der Gemeinde garantiert. Sie ist neben der in Stadtbredimus die beste und sauberste im Land, wie das „certificat d’excellence“ belegt. Es steht gerahmt im Büro des Bürgermeisters.
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