„An dem, was geschehen ist, können wir heute nichts mehr ändern, an dem, was geschehen soll, aber schon“, so der 42-jährige Claude Daman am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt. Und dennoch flackern das 2019 stattgefundene Referendum in Sachen Ferienresort, dessen Resultat Bürgermeister Rinnen komplett kaltließ, oder etwa der Vertrag mit dem betreffenden Bauherrn, dem „Groupe Lamy“, der lediglich von Rinnen und seinem Ersten Schöffen Morn unterschrieben wurde, oder auch noch die Demission des Zweiten Schöffen Michel Deckenbrunnen immer wieder auf. Letzterer hatte im September 2019 gegenüber dem Tageblatt Folgendes gesagt: „Transparenz und Dialog sind hier Fremdwörter, schriftliche oder mündliche Fragen an den Bürgermeister werden von diesem abgeschmettert, ,normale‘ Diskussionen sind unmöglich. Es macht weder Sinn noch Spaß, auf diese Art und Weise weiterzuarbeiten.“
Erinnern wir vielleicht auch noch an die doch heftigen Auseinandersetzungen zwischen Oppositionsrat Vincent Geiben und Henri Rinnen in den öffentlichen Ratssitzungen. Geiben erhob mehrmals schwere Vorwürfe gegen den Bürgermeister, die sogar zu polizeilichen Ermittlungen und zu einer Hausdurchsuchung im Rathaus führten. Es sprach aber nichts gegen die Vorgehensweise des Bürgermeisters bzw. der Gemeindebeamten. Das Ganze wurde „ad acta“ gelegt.
Blick nach vorne
Damit genug in den Rückspiegel geschaut. Mit Claude Daman an der Spitze will die neunköpfige Mannschaft (sechs gehören zum ersten Mal dem Gemeinderat an) wieder Ruhe im Rathaus und darüber hinaus einkehren lassen. Der neue Bürgermeister war als Zweitgewählter aus den Gemeindewahlen 2011 hervorgegangen, hatte damals aber auf einen Schöffenposten verzichtet. Sechs Jahre später kandidierte er aus privaten Gründen nicht. Zu den diesjährigen Kommunalwahlen trat er aber wieder an, dieses Mal zusammen mit acht weiteren Kandidaten. Mit 561 Stimmen konnte er Rang eins belegen, gefolgt von Mike Hahn (509) und Stéphanie Geiben (459). Letztere konnte aber das Mandat wegen einer neuen Arbeitsstelle und einer damit verbundenen Inkompatibilität nicht annehmen, sodass neben Mike Hahn der Viertgewählte Néckel Polfer (444) in den Schöffenrat einzog und Paul Holweck in den Gemeinderat nachrückte.
„Die Mitglieder des Gemeinderates sollen die nötigen Informationen zu Projekten vor einer Entscheidung des Schöffenrates bekommen, und nicht, wie in der Vergangenheit oft passiert, erst danach“, so Daman. Er ließ bei diesem Satz einmal mehr die Bürgerbefragung in puncto Ferienresort am See durchblicken. „Als die Bürger damals per Referendum um ihre Meinung gefragt wurden, hatte der Bürgermeister und einer seiner Schöffen den Vertrag mit dem Bauherrn längst unterschrieben. Bürgerbeteiligung sieht aber für mich und für den neuen Gemeinderat anders aus.“
Beratende Kommissionen
Stichwort Bürgerbeteiligung: Claude Daman möchte wieder funktionsfähige Kommissionen einsetzen, die einen beratenden Charakter haben, so zum Beispiel eine für Sport, Kultur und Freizeit, eine Verkehrs- sowie eine Integrationskommission. „Die Gemeindeführung muss wieder näher an die Bürger heran. Es kann nicht sein, dass über die Köpfe unserer Einwohner entschieden wird, ihre Ideen und Vorschläge sind wichtig und sollen in Entscheidungen miteinfließen.“
Auf die Frage, an welche größeren Projekte der neue Gemeinderat für diese Mandatsperiode denkt, nahm Daman kurz einmal tief Luft und meinte anschließend: „Wir müssen uns unserer finanziellen Decke nach strecken. Das Gemeindebudget hat in den letzten Jahren ziemlich gelitten, um es mal so auszudrücken. Mal sehen, was möglich ist.“ Es gelte, einige Projekte der Vorgänger fertig zu stellen, so zum Beispiel ein Auffangparking nahe dem Sportkomplex, der neue „Allgemeine Bebauungsplan“ (PAG) gehe in seine letzte Phase, usw.
Priorität habe für ihn aber ein weiterer Ausbau der Grundschule. Innerhalb der letzten zehn Jahre sei die Zahl der Grundschüler in Weiswampach von 100 auf 210 gestiegen. Dieser Trend werde in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach anhalten. „Wir müssen also das Gesamtkonzept ‚Grundschule‘ schnellstens überdenken.“
Eine weitere Priorität für Daman ist die Sicherheit rund um die Nationalstraße 7, die Weiswampach durchkehrt. „Diese Straße ist für uns Fluch und Segen zugleich. Sie bringt uns einerseits viele Leute zu den Großkaufhäusern, die sich in Weiswampach bzw. Wemperhardt niedergelassen haben, auf der anderen Seite ist die N7 aber auch die Hauptverkehrsader für die belgischen Grenzgänger und Firmen, die ihrer Arbeit in Luxemburg nachgehen. Zu den Hauptverkehrszeiten rollt eine nicht enden wollende Blechlawine quer durch unsere Gemeinde, verbunden mit kilometerlangen Staus und viel Ausweichverkehr in den umliegenden Dörfern.“ Man werde sich demnächst mit der Straßenbauverwaltung zusammensetzen, um nach möglichen Lösungen zu suchen. Kurzfristig werde die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit den Bürgern, die für Fußgänger gefährlichsten Stellen an der N7 ausloten und, wenn möglich, schnell entschärfen.
Zum Schluss des Gesprächs wollte Claude Daman noch einen großen Dank an das Gemeindepersonal aussprechen. „Ich musste mich in den letzten Wochen erst einmal in alle Dossiers einarbeiten, dabei erfuhr ich eine große Unterstützung des Personals.“
Zur Person
Claude Daman wurde am 12. Oktober 1980 in Ettelbrück geboren. Er besuchte die Grundschule in Weiswampach und anschließend das technische Lyzeum in Wiltz. Im Jahr 2002 begann er seine berufliche Karriere als Fahrdienstleiter bei der nationalen Eisenbahngesellschaft, heute bekleidet er dort den Posten eines „Responsable adjoint“. Er lebt in einer Partnerschaft und hat einen Sohn und eine Tochter.
Der Gemeinderat …
… setzt sich wie folgt zusammen: Claude Daman (Bürgermeister); Mike Hahn (Schöffe); Néckel Polfer (Schöffe); Mario Dichter, Anita Faber, Laurent Gallinaro, Vincent Geiben, Paul Holweck und Serge Kreitz (Gemeinderäte).
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