Idyllisch am Waldrand von Graulinster liegt das „Foyer de jour“. Natacha Fassian und ihr Sohn Michèl leiten die im vergangenen Jahr neu ins Leben gerufene Einrichtung für Tages- und häusliche Pflege. Reger Betrieb herrscht schon am frühen Morgen auf dem Betriebshof, die ersten Tagesbesucher treffen ein und werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses vor der Tür empfangen und ins Haus geleitet.
Wir sind verabredet mit den beiden Direktoren des Pflegedienstes und des Foyers, Natacha Fassian und Michèl Fassian, um einen tiefergehenden Einblick in den täglichen Ablauf und in die Philosophie der Einrichtung zu bekommen. „Ich habe viele Jahre mit Senioren und auch behinderten Menschen gearbeitet“, eröffnet Natacha Fassian die Gesprächsrunde. „Die Nachfrage an Pflegebedürftigkeit steigt ständig und nicht wenige Pflegedienste sind schier überlastet ob der Vielzahl der Patienten. So habe ich im Juni 2020 die ‚Groupe Hëllef‘ gegründet als familiengeführter Betrieb. Nach unserem Start im Oktober vergangenen Jahres mit vier Mitarbeitern zählen wir heute 50 Kolleginnen und Kollegen, die sich um die mannigfaltigen Bedürfnisse der Senioren kümmern. Wir haben uns dabei den Slogan ,Mat Häerz a Verstand‘ auf die Fahne geschrieben, mit der Prämisse, Mitarbeitern sowie Tagesgästen hier im Haus ein familiär geprägtes Wohlfühlambiente zu offerieren.“
Vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten
Neben der häuslichen Pflege liegt das Hauptaugenmerk der „Groupe Hëllef“ in der Betreuung und Beschäftigung der Bewohner in der Tageseinrichtung. „Uns liegt die Zufriedenheit und das Wohlergehen der Bewohner sehr am Herzen. Die Senioren sollen hier über Tag nicht nur ‚geparkt‘ werden“, erklärt Michèl Fassian. „Die Seniorenpflege und -Betreuung ist ein sehr forderndes Metier. Gerade jetzt, in Zeiten der Covid-Pandemie, bestand und besteht für viele alleinlebende Senioren die Gefahr der Vereinsamung und der sozialen Isolierung. Das Alleinsein fällt schwer, wenn die Familie zu Hause tagsüber ihren beruflichen Pflichten nachgehen muss. Hier bieten wir Abwechslung im Alltag.“
Natacha Fassian erläutert hierzu weitere Details. „Wir gehen individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewohner ein. Hier wird niemand zu irgendwelchen Aktivitäten gezwungen. Wir bieten z.B. Sitztänze in der Gruppe an, machen Tagesausflüge zu interessanten Zielen, die Bewohner dürfen aber auch Wünsche äußern. Wer möchte, kann einfach nur relaxen, auf der Terrasse sitzen, ein Buch lesen. Unsere Mitarbeiter machen Karten- oder Würfelspiele mit den Damen und Herren. Durch das Alleinsein zu Hause wird auch der kognitive Abbau beschleunigt, also die Wahrnehmungsfähigkeiten beeinträchtigt. Dem treten wir hier entgegen, indem wir uns intensiv mit den Bewohnern beschäftigen. So haben wir zum Beispiel auf der Terrasse in Gemeinschaftsarbeit ein Hochbeet gebaut und Kräuter gepflanzt, die Partizipation am Tagesgeschehen ist uns sehr wichtig.“
Es ist noch früh am Vormittag, gerade mal eine Handvoll Gäste sitzen in der lichtdurchfluteten Lobby. Eine Dame liegt gemütlich in einem bequemen Sitzmöbel, ein Herr versucht sich am Dominospiel mit einer Mitarbeiterin, ein anderer ist mit Malen beschäftigt. Bis zu zwölf Bewohner pro Tag können hier aufgenommen werden. „Alle werden dann auch mit Mittagessen versorgt. Wir kochen allerdings nicht selbst im Haus, sondern werden von einem Cateringservice beliefert. Wir agieren da eng zusammen im Rahmen der Aktion ‚Sou schmaacht Lëtzebuerg‘. So kommen dann auch oft landestypische Gerichte auf den Teller wie ‚Kniddele mat Speck‘ oder ,Träipen‘, Speisen also, die man zu Hause heutzutage nicht mehr allzu häufig zubereitet. Wir backen auch gemeinsam mit den Besuchern, um Gerüche hervorzuholen, die sie möglicherweise vermissen. Sie können hierzu auch ihre Lieblingsrezepte einbringen.“
Stärkung des Selbstwertgefühls
Hat die Rundumbetreuung hier im Hause auch einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Senioren? „Das ist ein ganz entscheidender Faktor“, bestätigt Natacha Fassian. „Selbstbestimmung spielt eine sehr ausgeprägte Rolle im Leben der Senioren. Die Familien zu Hause sind oftmals überfordert, die Senioren vermissen ihr gewohntes Umfeld und fühlen sich abgeschoben. Diese Menschen muss man behandeln wie eine Blume, die täglich gegossen werden möchte, damit sie gedeiht und aufblüht. Man möchte als betagte Seniorin nicht den ganzen Tag in der Schürze herumlaufen. Auch mal chic kleiden ist angesagt, z.B. wenn wir einen Tagesausflug starten. Regelmäßig kommt der Friseur zu uns ins Haus, man kann sich eine Pediküre machen lassen. Jeder Bewohner ist individuell, hat eine eigene Biografie, und diesen individuellen Bedürfnissen kommen wir gerne nach. Kaum jemand macht sich in jungen Jahren Gedanken über das Altern, das Alter oder stellt sich die Frage ‚Wie möchte ich altern?‘. Viele Senioren sind schon mit dem Handling digitaler Technologien restlos überfordert. Auch hier bieten wir Unterstützung durch das Personal mit Hilfestellungen an Smartphones oder Tablets. Wir machen Fotos mit den Senioren, die sie dann selbst weiterleiten können an Freunde oder Familie.“
Zum Ende unserer Visite interessieren wir uns noch für die Pflegemaßnahmen bei den Patienten zu Hause und die hier anfallenden täglichen Abläufe. „Wir betreuen zurzeit rund 60 Senioren zu Hause zwischen Altwies und Clerf. Wir bieten eine Rundumbetreuung mit bis zu fünf Besuchen am Tag, helfen bei der Körperhygiene, beim Ankleiden, erledigen Hausarbeiten, machen Einkäufe, kümmern uns um die Medikamente. Wir liefern keine Fließbandarbeit, alles ist bedarfsgeregelt und wir wenden pro Besuch zwischen 20 Minuten und zwei Stunden für den Patienten auf. Auch ist uns die Kommunikation mit den Menschen wichtig. Professionelle Distanz ist zwar wichtig, unsere Mitarbeiter machen aber nicht nur ‚Dienst nach Vorschrift‘ und hören sich auch die Sorgen und Nöte der Patienten an. Da ist viel Herzblut und Passion mit im Spiel. Die Mitarbeiter besuchen höchstens sechs bis acht Patienten pro Schicht“, erzählt Michèl Fassian.
Groupe Hëllef S. à r.l.
9, Groeknapp
L-6240 Graulinster
Tel.: +352 26 91 54
www.groupe-hellef.lu
contact@groupe-hellef.lu
In einer Demokratie ist es an Pappa Staat mit den Steuergelder seine alte und gebrechliche Landsleute in ihrem Domizil zu pflegen und nicht an Privatorganisationen, basra !