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Mandy Minella zum Turnier auf Kockelscheuer: „Ich will mich endlich mit einem Sieg belohnen“

Mandy Minella zum Turnier auf Kockelscheuer: „Ich will mich endlich mit einem Sieg belohnen“

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Mandy Minella wird in diesem Jahr die einzige luxemburgische Vertreterin im Hauptfeld der BGL BNP Paribas Luxembourg Open sein. Die Luxemburgerin, die per Wildcard ins Turnier kam, kämpfte sich nach ihrer Babypause eindrucksvoll auf die Profitour zurück. Nun hofft die 32-Jährige darauf, dass sie bei ihrer zehnten Teilnahme ein Erfolgserlebnis feiern kann. In der ersten Runde trifft sie auf die Belgierin Kirsten Flipkens.

Tageblatt: Vor dem Comeback hatten Sie sich zum Ziel gesetzt, Ende dieser Saison in die Top 200 zurückzukehren. Aktuell liegen Sie auf Position 113 in der Weltrangliste. Mission also erfüllt?

Mandy Minella: Ich habe meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Um ehrlich zu sein, hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, dass meine Saison einen solchen Verlauf nehmen würde. Es ist einfach unglaublich.

Wie hätten Sie darauf reagiert, wenn es nicht so gut gelaufen wäre?

Wenn die Resultate ausgeblieben wären, hätte ich wohl mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. Aber ich bin von Natur aus ein positiver Mensch. Deshalb ging ich optimistisch an die ganze Sache heran. Meine Stärke ist auch, dass ich sehr zäh bin. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich es auch zu hundert Prozent durch und gebe alles dafür.

War es für Sie kein Problem, wieder auf der ITF-Tour zu spielen? Sie waren es nämlich in den Vergangenheit gewohnt, bei höher dotierteren Turnieren zu spielen …

„Ich will mich hier endlich mit einem Sieg belohnen, allein schon wegen des luxemburgischen Publikums und meines Umfelds.“

Mandy Minella

Nein, absolut nicht. Ich wusste, was mich bei diesen Turnieren erwarten würde. Mental war ich auf diesen Challenge sehr gut vorbereitet. Ich sagte mir nicht, warum muss ich jetzt wieder in der Qualifikation bei einem 25.000-Dollar-Turnier antreten, wo ich mich mit einer 15-Jährigen messen muss, obwohl ich letztes Jahr noch im Hauptfeld von Wimbledon stand. Ich war nur fokussiert darauf, meine Begegnungen zu gewinnen. Des Weiteren war es für mich aber wichtig, dass ich bei diesen Turnieren wieder zu meinen Spielrhythmus zurückfinden würde. Ich war mir bewusst, dass es nicht von selbst laufen würde. Die Spielerinnen, die auf der ITF-Tour unterwegs sind, sind nämlich meistens junge, aufstrebende Talente.

Am Anfang Ihrer Saison nahmen Sie nur an Turnieren in Europa teil. Eine, die dabei nie fehlen durfte, war Töchterchen Emma. In den letzten Wochen waren Sie mitsamt Familienanhang auch auf dem amerikanischen und asiatischen Kontinent unterwegs. Hatten Sie keine Bedenken, dass es für Sie nicht zu stressig werden würde?

Es war schon deutlich anstrengender, aber ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Aufgrund meiner Weltranglistenposition kann ich wieder an den Turnieren auf WTA-Ebene teilnehmen. Diese Wettbewerbe finden aber zu diesem Zeitpunkt alle außerhalb von Europa statt. Doch Emma hat das ganze Hin und Her sehr gut verkraftet. Sie ist es ja auch nicht gewohnt, zu fliegen. Tim und ich waren aber des Öfteren deutlich müder als üblich, denn auch während der Flugzeiten konnten wir uns keine Minute erholen, weil Emma sich stets bewegen wollte.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in diesem Jahr ins Turnier hinein?

Natürlich hoffe ich, in die zweite Runde einzuziehen, aber es wäre nicht dramatisch, wenn das nicht der Fall sein würde. Auf Kockelscheuer wird in der Halle und auf Hardcourt gespielt. Hier kann ich meine Stärken nie so richtig ausspielen. Trotzdem will ich mich hier endlich mit einem Sieg belohnen, allein schon wegen des luxemburgischen Publikums und meines Umfelds.

Können Sie sich noch an Ihre allererste Begegnung auf Kockelscheuer erinnern?

Ich verlor meine Premiere mit 2:6 und 1:6 2001 gegen Tina Pisnik. Es war wirklich alles neu für mich. Lustigerweise waren viele Ballkinder Bekannte aus meiner Schule. Ich war einfach richtig nervös, sodass ich fast nur Serve-and-Volley gespielt habe. In diesem Alter glaubt man noch, dass man auf einem unglaublich guten Niveau spielen muss, um gegen Gegnerinnen dieses Formats gewinnen zu können. Spielerisch war mein Auftritt noch okay. Mir fehlte es aber an jeglicher Erfahrung.

Hatten sich auch damals die Medien schon für Sie interessiert?

Ja. Ich hatte in der Jugend ein Turnier hier in Luxemburg gewonnen. Damit stand ich in den Top 30 der Welt in der U16-Kategorie. Damit wurden die Medien auch kurz auf mich aufmerksam. Das größte Medieninteresse zu dieser Zeit erhielt ich 2001 aber bei den Spielen der Kleinen Staaten in San Marino. Ich war schon ein wenig verblüfft und zeitgleich stolz darauf, dass so viel über mich geschrieben wurde.

Im letzten Jahr standen Sie im Fokus der Medien, als Sie in Wimbledon verkündeten, dass Sie im vierten Monat schwanger waren. Viele ausländische Medien hatten dieses Thema aufgegriffen. Urplötzlich füllten Sie während einigen Tagen die Schlagzeilen. Wurde Ihnen das nicht plötzlich etwas zu viel?

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, wie ich damit umgehe. Wenn ich z.B. kein Interview machen will, tue ich das auch nicht. Ich lese auch nicht mehr, was über mich geschrieben wird. Spiele ich gut, wird positiv über mich berichtet. Bringe ich keine guten Leistungen, können negative Zeilen über mich geschrieben werden. Vor allem beim zweiten Punkt besteht dann die Gefahr, dass man sich noch mehr Druck macht. Meine junge Fed-Cup-Kollegin Eléonora Molinaro hingegen liest quasi alles, was in der Presse geschrieben wird. Ich kann das in diesem Alter (Anm. d. Red.: 18 Jahre) noch nachvollziehen, denn es ist richtig cool, wen jemand über dich berichtet. Aber ich finde, man soll es so wenig wie möglich an sich herankommen lassen. Es kann einem nämlich viel Energie rauben.

Was ebenfalls wie die Medien zum Profisport dazugehört, sind Fans. Wie gehen Sie damit um?

Ich habe gar kein Problem damit. Es ist aber auch nicht so, dass eine Horde Fans jetzt vor der Halle auf mich warten würde. Wenn die Leute freundlich und nett sind, gehe ich aber auf Foto- und Autogrammwünsche ein. Vor allem Kindern kann ich fast nichts abschlagen. Man soll ihnen ihre Träume nicht nehmen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich ein Autogramm von Boris Becker wollte. Er ging aber schnurstracks an mir vorbei. Ich war einfach nur enttäuscht und traurig.

In der diesjährigen Qualifikation bei den BGL BNP Paribas Luxembourg Open war auch die 39-jährige Schweizerin Patty Schnyder vertreten. Wäre das auch eine Option für Sie, noch in diesem «hohen» Alter zu spielen?

Wenn es gut läuft – warum eigentlich nicht? Aber ich weiß nicht, ob mein Körper das noch so lange mitmachen würde. Ich hatte in meiner Karriere schon mit einigen schweren Verletzungen zu kämpfen. Da merkt man schon einen gewissen körperlichen Verschleiß. Des Weiteren würde meine Tochter Emma dann zur Schule gehen. Das hätte auch Auswirkungen auf die Planung.

Warum, glauben Sie, tut sich eine fast 40-Jährige diesen ganzen Tennis-Zirkus noch an?

Ich glaube, dass viele Spielerinnen dieses «Speed-Life» mögen. Fast jede Woche erlebt man etwas Neues und ist an einem anderen Ort. Nach meiner Babypause spürte ich auch den Drang, wieder anzufangen. Gemeinsam mit Tim wollte ich diese neue Herausforderung angehen. Deshalb war ich auch unheimlich motiviert, diese «Mission» zu starten.