2019 hatten sich alle das letzte Mal zusammen in Luxemburg getroffen. Dann kam die Pandemie. Nun war es wieder so weit. Während drei Tagen kam der gesamte diplomatische Corps Luxemburgs im Großherzogtum zur diplomatischen Konferenz zusammen. „Es hat gutgetan, sich wiederzusehen“, stellte Außenminister Jean Asselborn (LSAP) bei einer Pressekonferenz in Luxemburg-Stadt fest, „über Internet ist das nicht dasselbe“.
Insgesamt unterhält Luxemburg 51 diplomatische Vertretungen, die sich zusammensetzen aus 32 bilateralen Botschaften, 13 ständigen Vertretungen und sechs Konsulaten. Hinzukommen sollen im Laufe dieses Jahres Vertretungen in Südkorea, Costa Rica und in Benin. Zurzeit arbeiten 1.286 sogenannte Agenten für die luxemburgische Diplomatie, 966 davon im Generalsekretariat, in den Direktionen und in den verschiedenen Vertretungen. Vervollständigt werden diese Teams von 320 Personen, die vor Ort in den verschiedenen Ländern eingestellt werden. Vergangenes Jahr waren es noch 118 Personen weniger.
„Für Luxemburg ist es wichtig, dass uns berichtet wird, wie diese Länder die Welt sehen“, sagte Asselborn, „und wir wollen mittels unserer Vertretungen den Rest der Welt dazu bewegen, auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin einzuwirken, um den russischen Krieg gegen die Ukraine, diese barbarische russische Aggression, zu beenden.“ Man müsse aber auch ständig und überall wiederholen, dass Luxemburg und Europa nicht nur auf die Ukraine schauen, sondern auch die anderen Konflikte dieser Welt im Blick behalten. „Es ist wichtig, die Kontakte zu den anderen Kontinenten zu pflegen“, so Asselborn.
Bald in Costa Rica
Die Ukraine deckt Luxemburg diplomatisch über Prag ab. Asselborn erklärte dies damit, dass Luxemburg personell nicht die Kapazitäten habe, um überall präsent zu sein. „Die Kontrolle über die Material- und Waffenlieferungen oder die finanziellen Hinwendungen schaffen wir auch über Prag“, sagte Asselborn, der aber auch daran erinnerte, dass ArcelorMittal ein Werk in der Ukraine hat, was eine luxemburgische Vertretung in der Ukraine eigentlich schon rechtfertigen würde. „Was nach dem Krieg sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen“, so Asselborn, „aber dann werden wir die Sache vielleicht anders sehen.“ Doch für ein kleines Land wie Luxemburg müssten nun einmal zahlreiche Bedingungen erfüllt sein, um sich diplomatisch dort niederzulassen.
Die Pläne für eine diplomatische Vertretung in Costa Rica, einem der touristisch beliebtesten und fortschrittlichsten Länder Südamerikas, führte Asselborn auf die Entwicklungszusammenarbeit zurück. „Es war auch Kooperationsminister Franz Fayot, der den Vorschlag einer Vertretung in Costa Rica gemacht hat“, sagte Asselborn.
LSAP-Politiker Fayot war im Januar mit einer Delegation nach Costa Rica gereist, um die ersten Steine für eine neue Vertretung dort ins Rollen zu bringen. Wegen der Unruhen in Nicaragua, jenem Nachbarland Costa Ricas, das sich die letzten Jahre vom linken Sehnsuchtsland zum Chaos-Staat gewandelt hat, sah Luxemburg sich gezwungen, seine Vertretung dort zu schließen.
Auch Ereignisse wie jenes im Jahr 2018, als ein Foto um die Welt ging, das die Schlägerbanden des brutalen Regimes auf einem weißen Pick-up zeigte, den Luxemburg der Regierung von Nicaragua einst geschenkt hatte, dürften zu diesem Schritt geführt haben. „Wir wollten in der Region bleiben“, sagte Asselborn. Und Costa Rica verteidige viele der Werte, die auch Luxemburg teile, das habe demnach „eine gewisse Attraktivität“, dort eine Vertretung zu eröffnen. Jetzt also bald Costa Rica. Und nach dem Krieg vielleicht Kiew.
Luxemburgs 32 Botschaften
Deutschland, Österreich, Belgien, Brasilien, Burkina Faso, Cabo Verde, China, Dänemark, Vereinigte Arabische Emirate, Spanien, USA, Äthiopien, Frankreich, Griechenland, Indien, Irland, Italien, Japan, Kosovo, Laos, Mali, Niger, Niederlande, Polen, Portugal, Tschechien, Vereinigtes Königreich, Russland, Senegal, Schweiz, Thailand, Türkei.
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