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Luxemburger Schweinebauern machen nur noch magere Geschäfte

Luxemburger Schweinebauern machen nur noch magere Geschäfte

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Die Schweinebauern in Luxemburg stehen unter wirtschaftlichem Druck. Nicht die Verbraucherpreise, sondern die Schlachthäuser sollen dafür verantwortlich sein.

Luxemburgs Schweinebauern sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Dieses Mal sind weder die Politik noch Europa, noch die Konsumenten dafür verantwortlich, sondern ein «Partner» der Schweinebauern, nämlich die Schlachthäuser. Bei einer Pressekonferenz gestern Morgen in Diekirch taten die Schweinebauern ihren Unmut kund.

Wo liegt das Problem? Die Schweinebauern in Luxemburg verfolgen eine Premiumstrategie. Eigenen Aussagen zufolge sind die Regeln und Auflagen, die sie bei der Aufzucht der Schweine befolgen, höher als in anderen Teilen Europas. So sollen sie zum Beispiel nicht auf «Industrieschweine» zurückgreifen, die mit weniger Futter schneller an Gewicht zulegen. Das Futter bestünde zudem zu einem höheren Anteil aus Getreide.

Die Schweinebauern sagen, sie unterwerfen sich dem Lastenheft der «Marque nationale». Dieses Label gehört dem Luxemburger Staat und das Lastenheft – also die Bedingungen, um das Label zu erhalten – ist in einem großherzoglichen Reglement festgehalten. Für den Schweinebauer Romain Wester geht es eigenen Aussagen zufolge auch um ethische Werte. Er wolle seine Tiere nicht mit Lebensmittelabfällen füttern müssen, die sonst keiner mehr haben will. Von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus müsse er das aber bald machen.

Das wichtigste Schweineprodukt, so die Bauern gestern, sei in Luxemburg der Schinken. Sie legten Wert darauf, dass der Schinken gut «marmoriert» sei. Die Schlachthäuser aber richteten sich laut den Schweinebauern bei ihrer Bezahlung nach dem deutschen Markt bzw. nach der sogenannten «Nord-West-Notierung», auf die Luxemburger Betriebe einen kleinen Aufschlag bekommen. Der deutsche Markt unterscheidet sich allerdings von dem luxemburgischen, der geprägt ist von Familienbetrieben. Deutschland ist außerdem ein Schweinefleisch-Exportland.

Eine schriftliche Abmachung über die Preise gebe es allerdings nicht, erklären die Schweinebauern. Die Preise würden von den Schlachthöfen von Woche zu Woche festgelegt. Sie würden auf einem Niveau gehalten, bei dem die Bauern «gerade noch mitmachen».

Luxemburger sind bereit, mehr auszugeben

In der vergangenen Woche erst hatte das Landwirtschaftsministerium die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, wonach 95 Prozent der Befragten die Qualität der Produkte der Luxemburger Landwirtschaft für gut, sehr gut oder exzellent befinden. 71 Prozent der Befragten hatten angegeben, sie seien bereit, mehr Geld für lokale Produkte auszugeben.

Das tun sie auch. Nach Zahlen der Statistikbehörde Statec und des landwirtschaftlichen Informationsdienstes der Regierung SER stieg der Preis für ein Kilogramm Kotelett im Handel von 5,93 Euro im Jahr 1990 auf 10,46 Euro im Jahr 2017. Die Erzeugerpreise sanken allerdings im selben Zeitraum von 1,98 Euro pro Kilo auf 1,53 Euro pro Kilo. Von einem Euro, den die Konsumenten für Schweinefleisch ausgeben, kamen 1990 noch 33 Cent bei den Schweinebauern an. 2017 waren es nur noch 14 Cent, rechnen die Bauern vor. Der Anteil der Zwischenetappen – also Schlachtung, Verarbeitung und Vertrieb – wäre demnach von 67 Cent auf 86 Cent pro Euro, den der Konsument ausgibt, gestiegen.
Die Schweinebauern unterstreichen, dass sie weder den Luxemburger Staat noch Konsumenten für die Schieflage verantwortlich machen. Mit rund zehn Euro für ein Kilogramm Kotelett bezahlten die Verbraucher bereits einen «fairen Preis». Dass der Staat den privatwirtschaftlichen Schlachthäusern keine Preise diktieren könne, sei auch klar. Aber: Der Staat könne zur Transparenz beitragen. Denn oft wüssten die Verbraucher nicht über die beschriebene Situation Bescheid, mutmaßen sie. Ein Dokumentationssystem, wie es in Frankreich existiert, käme den Bauern zupass.

Die Schweinebauern fordern, dass alle etwas von den Preisen, die die Konsumenten bezahlen, haben sollen. Dafür müssten sie zehn Cent mehr pro Kilogramm erhalten, was sich bei der luxemburgischen Jahresproduktion insgesamt auf 800.000 Euro summieren würde.

Umsteigen ist nicht so einfach

Für ihre Betriebe sei es eine Minute vor zwölf, sagen die Schweinebauern. Auf ein anderes Produkt umzusteigen, sei für sie kurzfristig schwierig. Einige haben vielleicht gerade investiert, um das Lastenheft der «Marque nationale» einzuhalten. Auch könne ein landwirtschaftliches Gebäude heute nicht willkürlich benutzt werden, erklärt Schweinebauer Claude Loutsch. Die Genehmigungen ließen heute nur eine bestimmte Nutzung zu. Das bedeutet, dass ein Landwirt, der ein Gebäude einem neuen Zweck zuführen will, eine neue Genehmigung dafür braucht.

Sie wollten nicht wie Landwirte wirken, die immer nur nach Subventionen schreien, sagen die Schweinebauern – und das tun sie in diesem Fall auch nicht. Allerdings, monieren sie, werde es sie bald nicht mehr geben, sollte sich nicht bald etwas ändern.

Hexe
27. Juni 2018 - 6.15

@Dany
Dir hut vollkommen recht.

Dany
26. Juni 2018 - 18.50

Eng gutt Saach, da sichen se sech en aneren Hobby an et kënnt manner Piff an d‘Grondwaasser.

Wann se net um Maart bestoe kënnen, da gehéieren se bankrott.

Nomi
26. Juni 2018 - 18.48

De Probleem bei Schwengefleesch ass datt et mat Nitritsalz voll gepompelt get fir laang schei'n rosa auszegesinn !
So'u laang daat de Fall ass, iessen ech max 1 Mol pro Mount Charcuterie !

Nitrit aus dem Fleesch get an der Verdau'ung zu Nitrosaminen emgewandelt an daat ass verantwortlech fir Darmkriibs !

Hexe
26. Juni 2018 - 17.43

Wir essen sehr wenig Fleisch und Schweinefleisch schon gar nicht. Brathähnchen kommt gar nicht auf den Teller.Diese Tiere werden alle nicht artgerecht gehalten,also lasse ich es sein.
Hat schon jemand von euch gesehen wenn die Schweinebauern ihre Gülle mitten im Sommer ausfahren?Da bleibt kein Auge trocken...

Realist
26. Juni 2018 - 14.36

Ja, und dann essen sie Ehec-kontaminierte Sprossen wie vor ein paar Jahren in Deutschland, ihre ach-so-Umweltbewussten. Ich für meinen Teil werde gleich anschiessend zum Metzger meines Vertrauens fahren und mir frisch geschnittene "Ham", Zoossiss und noch die eine oder andere Schweins-Leckerei verschaffen. So viel Solidarität muss sein.

roger wohlfart
26. Juni 2018 - 14.09

Fette Schweine, magere Geschäfte. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Also umdenken und auf ein anderes, gesünderes Naturprodukt umsteigen. Fleisch ist eh nicht mehr so gefragt, weil die umweltbewussten Menschen sich eher vegetarisch ernähren.

Tom Meyer
26. Juni 2018 - 10.49

Ich hab nix dagegen wenn mit Tieren töten nur noch magere Geschäfte gemacht werden. Sollen Sie halt auf einen nachhaltigeren Wirtschaftszweig umsatteln.