Headlines

70 Jahre WaffenstillstandLuxemburger Koreakrieger: der lange Kampf

70 Jahre Waffenstillstand / Luxemburger Koreakrieger: der lange Kampf
Das zweite Kontingent trat die Reise im Flugzeug an. Zwei Soldaten sollten den Einsatz in Korea nicht überleben.   Foto: Léon Moyen/Beissel/MNHM

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Als Gründungsmitglied der Vereinten Nationen (UN) entschied sich Luxemburg nach dem Kriegsausbruch 1950, mit zwei Kontingenten von freiwilligen Soldaten am bewaffneten Konflikt in Korea teilzunehmen. Damit war man eines von 16 UN-Ländern, die sich unter Führung der USA aktiv am Kriegsgeschehen beteiligten. Am Donnerstag jährt sich der Waffenstillstand zwischen Süd- und Nordkorea zum 70. Mal.

Korea war 1910 von Japan annektiert worden. Nachdem die Japaner im Zweiten Weltkrieg kapituliert hatten, wurde das Land entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen geteilt. Die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden wurde von der Sowjetunion, die Republik Korea im Süden von den USA gesteuert.

Beide koreanischen Staaten sahen sich als legitimen Nachfolger des Kaiserreichs Korea. Nach einigen Grenzverletzungen auf beiden Seiten waren die nordkoreanischen Truppen unter dem Befehl von Kim Il-sung am 25. Juni 1950 in den Süden eingedrungen und hatten schnell einen Großteil des Territoriums unter ihre Kontrolle gebracht. Militärisch wollte man so die Wiedervereinigung erzwingen. Die US-amerikanischen Truppen drängten die Aggressoren gemeinsam mit den Südkoreanern wieder zurück. Wenig später sollte sich Mao Zedongs China in den Konflikt einmischen und an der Seite des Nordens gegen den Süden und die von den USA angeführten UN-Truppen kämpfen. So wurde aus dem Koreakrieg der erste Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg.

Der Waffenstillstand wurde am 27. Juli 1953 unterschrieben, ohne dass sich viel am territorialen Status quo geändert hätte. Beendet wurde der Krieg allerdings nie. Er forderte schätzungsweise 4,5 Millionen Todesopfer und legte Korea in Schutt und Asche.

85 Luxemburger Soldaten

Luxemburg nahm mit insgesamt 85 freiwilligen Soldaten am Krieg teil. Die Kriegsteilnahme war durchaus umstritten und wurde von der Regierung ohne Debatte respektive Abstimmung in der Chamber beschlossen. Die Luxemburger sollten in zwei Kontingenten nach Korea reisen. Sie waren Teil des „Belgian United Nations Command“.

Für das erste Kontigent meldeten sich 1950 insgesamt 129 Kandidaten, darunter 102 Zivilisten. Sie durften nicht älter als 36 Jahre sein, mussten die Luxemburger Nationalität besitzen, medizinisch geeignet sein und eine polizeiliche Prüfung ihres Verhaltens während des Zweiten Weltkriegs bestehen. 43 von ihnen wurden schlussendlich angenommen. Sie verpflichteten sich für ein Jahr.

Nach einer kurzen Ausbildung bei der Fallschirmspringer-Division im belgischen Berverloo ging es für sie am 18. Dezember 1950 an Bord der „Kamina“ von Rotterdam aus auf die knapp 20.000 km lange, 44 Tage dauernde Seereise nach Busan. Angeführt wurde das erste Kontingent von Leutnant Joseph „Tun“ Wagener. Die Soldaten aus Luxemburg blieben 206 Tage in Korea und nahmen u.a. an den Schlachten am Fluss Han und Imjin teil. Am 25. August 1951 traten sie die Heimreise an, erneut auf dem Seeweg.

Sechs der Soldaten aus dem ersten Kontingent meldeten sich freiwillig für den Einsatz im zweiten Kontingent, das vom 25. März 1952 bis zum 6. Januar 1953 in Korea sein sollte. Unter anderem Léon Moyen. Das Training wurde diesmal in der Citadelle von Namur (B) abgehalten. Die Reise nach Korea wurde mit dem Flugzeug angetreten. 102 Freiwillige hatten sich gemeldet, 42 wurden ausgesucht. Sie blieben 293 Tage in Korea, wo sich die Auseinandersetzung zu einem Stellungskrieg entwickelt hatte.

Die Truppe führte der junge Leutnant Rudolphe „Rudy“ Lutty an. Die beiden Luxemburger Opfer des Kriegs waren Mitglieder des zweiten Kontingents. Am 22. August 1952 starb Roger Stutz, am 26. September 1952 Robert Mores. Ihre sterblichen Überreste wurden anfangs auf dem UN-Militärfriedhof von Busan in Südkorea begraben. 1953 wurden sie nach Luxemburg geholt und mit einem ehrenvollen Militärakt in ihren jeweiligen Heimatorten beigesetzt. Beide waren durch Granaten getötet worden. Insgesamt wurden im Koreakrieg 17 luxemburgische Soldaten verletzt.

Fehlende Anerkennung

Am 20. Januar 1953 landete das zweite Kontingent auf Findel, wobei einige Soldaten noch ein Jahr in Korea blieben. Obwohl mit allen Ehren empfangen, blieb den Koreakämpfern nach der Rückkehr nach Luxemburg die erhoffte Anerkennung verwehrt. Einige Politiker und Zeitungen bezeichneten die Luxemburger Freiwilligen als Legionäre, Abenteurer oder Hasardeure. Der Koreakrieg war der letzte Krieg, der wenig in den Medien thematisiert wurde. Das sollte sich einige Jahre später im Vietnam radikal ändern. Aus diesem Grund wird der Koreakrieg häufig als der „vergessene Krieg“ bezeichnet.

Auch in der Armee hatten die Koreakämpfer keine große Lobby. Viele der 85 Freiwilligen kehrten ihrer Heimat deshalb den Rücken, nicht wenige wanderten aus Enttäuschung über die mangelnde Anerkennung aus. Vereinigt hatten sie sich in der „Luxembourg Korean Association“, die jahrzehntelang für eben jene Anerkennung eintrat. Es dauerte lange, bis endlich eine Gedenkplakette ihnen zu Ehren an der „Gëlle Fra“, dem Symbol der Freiheit Luxemburgs, angebracht wurde.

Neben dem 92-jährigen Léon Moyen leben noch fünf weitere Koreakämpfer aus Luxemburg: Jean-Michel Clement, François Hilbert, Ilia „Elie“ Kryloff und Alfred „Rex“ Mattern.

Quelle: D’Koreaner aus dem Lëtzebuerger Land – Musée national d’histoire militaire (MNHM)