Das Angeln war ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Vater, Mutter, Schwester: Alle frönten sie dem Hobby an der frischen Luft. Kein Wunder, dass auch Franck Meis irgendwann die Angel haltend an einem Flusslauf stehen würde. Dass er aber später einmal sein Hobby zum Beruf machen könnte, konnte er damals noch nicht erahnen. Auch nicht, dass er irgendwann Weltmeister im Sportangeln werden würde.
Von François Besch (Text und Fotos)
Ein Paradies für Angler: Etliche hundert Quadratmeter Verkaufsfläche mit allem, was ein «Fëscherhäerz» höherschlagen lässt – vom Köder und der Angel bis hin zur passenden Kleidung und sogar Booten –, findet man im «Fishing World», dem Laden von Franck Meis in Bettemburg. Doch wie kam der einstige Lastwagenfahrer eigentlich dazu?
Erste Rute mit sechs Jahren
Drehen wir die Zeit einmal um rund vier Jahrzehnte zurück. «Mein Patenonkel schenkte mir zu meinem sechsten Geburtstag einen sogenannten ‹Spinner›, eine 2,10 Meter lange Angelrute, die vor allem zum Forellenfischen eingesetzt wird.» Seine ersten Erfahrungen als Angler konnte er so am Küntziger Weiher sammeln.
«Dadurch erwachte in mir eine Leidenschaft. Eigentlich konnte ich mich dem Ganzen auch gar nicht entziehen. Mein Vater und meine Mutter nutzten jeden freien Tag zu Angelausflügen, und meine Schwester und ich mussten ja mit, weil sie uns nicht alleine zu Hause lassen wollten.»
Für Franck bedeutete dieses «Müssen» jedoch keinerlei Zwang. Er freute sich jedes Mal darauf, auf die Tage an der frischen Luft, das obligate Picknicken und natürlich auf das Angeln. Aus dem Kind wurde ein Jugendlicher und schon damals war es sein größter Traum, einmal Weltmeister im Angeln zu werden (siehe auch nebenstehenden Kasten).
Hobbyangler Franck wurde zum Sportangler mit der nötigen Lizenz und jeder Menge Ehrgeiz. Rasch konnte er erste Erfolge einheimsen. Seine ganze Freizeit – Franck Meis war inzwischen als Lastwagenfahrer berufstätig – floss in die Anglerleidenschaft.
«Und dann sprach Henri Hengel mich an, ob ich nicht interessiert sei, aufgrund meiner Passion, den Job als Fahrer an den Nagel zu hängen und stattdessen in seinem Fischereigeschäft zu arbeiten.» Hengel betrieb früher in der Hauptstadt das «Tier Sport Center», das heute nicht mehr existiert. Das war Ende der 1990er Jahre. Franck Meis ließ sich etwas Zeit und fasste dann den Entschluss, sein Hobby zum Beruf zu machen. «Ich hatte zwar viel Ahnung, was den Angelsport angeht, aber absolut keine, was das Führen eines Geschäftes betrifft.»
Mit demselben Ehrgeiz, den er als Sportangler an den Tag legte, ging er dann auch diese neue Herausforderung an. «In Livingen entstand 1999 der erste ‹Fishing World›-Laden. Ich stieß 2001 dazu. Es war nicht immer einfach und als Henris Frau starb, zog er sich aus dem Geschäft zurück und wollte, dass ich es alleine weiterführen sollte.»
Es folgte der Umzug nach Bettemburg, wo Franck Meis einen alten Bauernhof fast im Alleingang umbaute. «2002 eröffneten wir den Laden.» Ohne die finanzielle Unterstützung eines Freundes, des Zahnarztes Fernand Beffort, wäre es ihm jedoch unmöglich gewesen, den Betrieb zu übernehmen. «Das erste Jahr war wirklich sehr hart, wir hatten hohe Schulden. Nach zwei, drei Jahren warf der Betrieb Gewinn ab. Es lief so gut, dass wir 2013 beschlossen, in Wasserbillig ein zweites Geschäft zu eröffnen. Das war im März.» Zwei Monate später verstarb dann der Freund und Partner Beffort.
«Das war ein herber Verlust und für mich ein bedeutender Rückschlag.» 2017 verkaufte Franck Meis den Laden in Wasserbillig, weil er «nicht so lief, wie ich es mir erwartet hatte».
In Bettemburg hingegen floriert das Geschäft. Vor allem in den Tagen vor dem Saisonstart. Schon bevor sich die Türen öffnen – um 9.30 Uhr – stehen die Kunden davor. «Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun», freut sich der 47-Jährige, dem es bis heute nicht leidtut, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben.
In Merida den Pokal geholt
Stolz präsentiert er die Trophäe: Bei der Weltmeisterschaft im Sportangeln, sie fand im Juni 2010 im spanischen Merida statt, ging Franck Meis als Sieger hervor. Damit erfüllte sich für den in der Hauptstadt geborenen und in Küntzig aufgewachsenen Wahl-Remerschener ein Kindheitstraum: „Ich habe schon als Jugendlicher immer davon geträumt!“
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