Charel Grethen setzte sich im Halbfinale der Leichtathletik-Weltmeisterschaften sofort nach dem Start an die Spitze des 13 Mann starken Feldes. Der Luxemburger sammelte über eine Runde Führungsmeter, fiel dann allerdings etwas zurück und wurde im Feld eingeschlossen. Das Tempo war nicht besonders hoch, das Rennen eher taktisch und alle Läufer eng zusammen. Grethen hielt sich aber immer auf den ersten sechs Plätzen auf, die zur Finalteilnahme berechtigten. Erst auf den letzten 500 Metern wurde das Rennen schließlich schneller – auch weil Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen, der sich die ganze Zeit am Ende des Feldes aufgehalten hatte, das Tempo anzog. Der Norweger überholte alle seine Konkurrenten und setzte sich an die Spitze – zum Nachteil von Grethen, der dadurch auf den siebten Rang abrutschte und den Einzug ins Finale nur um einen Platz und ganz knappe 0,65 Sekunden verpasste. Der Luxemburger überquerte die Ziellinie schließlich in einer Zeit von 3:36,18 Minuten und belegte damit in der Endabrechnung den 19. Platz. Es war Grethens zweitschnellste Zeit in dieser Saison. Die schnellste hatte er am Tag zuvor im Vorlauf auf die Bahn gezaubert. In 3:34,32 Minuten hatte er sich für das Halbfinale qualifiziert.
„Ich bin eine ‚Seasonbest‘ gelaufen, aber die Zeit ist hier nur zweitrangig. Das Ziel musste es sein, in die Top sechs zu laufen, um eine Runde weiterzukommen“, sagte Grethen am Samstagabend. Den gleichen Plan hatte er am Sonntag vor Augen. „Das erste Ziel ist mit dem Einzug ins Halbfinale abgehakt, am Sonntag will ich versuchen, ins Finale einzuziehen.“ Der Plan sollte am Ende ganz knapp nicht aufgehen. Einen winzigen Funken Hoffnung gibt es aber noch. Im Falle eines Rückzugs eines Finalisten darf der erste nicht qualifizierte Athlet in die Endrunde am Mittwoch nachrücken.
Schwer zu verkraften
Im 1.500-Meter-Rennen der Frauen verpasste Vera Hoffmann derweil am Samstag den Einzug ins Halbfinale um rund fünf Sekunden. Die Luxemburgerin lief zwar eine gute Zeit von 4:09,76 Minuten. Der zwölfte Platz in ihrem Vorlauf reichte allerdings nicht für die nächste Runde, für die sich nur die sechs schnellsten Athletinnen jedes Vorlaufes qualifizierten. „Das derzeitige Weltniveau ist so hoch, dass ein gutes Rennen nicht mehr ausreicht, um eine Runde weiterzukommen“, schrieb die FLA in einer Pressemitteilung. Für das Halbfinale (4:04,36) hätte Hoffmann, die am Ende den 45. Platz belegte, noch knapp zwei Sekunden unter ihrem Landesrekord (4:06,94) bleiben müssen. „Ich wollte mehr gestern“, schrieb Hoffmann am Sonntag bei Instagram über ihre WM-Premiere. „Ich wollte mich stark fühlen und leistungsfähiger sein. Aber ich bin bei den ‚freaking‘ Weltmeisterschaften gelaufen und auch wenn ich mich nicht so stark gefühlt habe, ist es mir immer noch gelungen, unter 4:10 Minuten zu laufen.“ Vor der Sommersaison hatte der Landesrekord der 26-Jährigen noch bei 4:11,44 gestanden. „Der Fortschritt, den ich in dieser Saison gemacht habe, ist für mich unglaublich und anstatt traurig zu sein, weil ich nicht an meine eigenen Erwartungen rankam, bin ich stolz.“
Einen Tag später verpasste auch Sprinterin Patrizia Van der Weken über 100 Meter das Halbfinale. Die Luxemburgerin blieb in ihrem Vorlauf weit unter ihrer Bestzeit und lief in 11,38 Sekunden auf den vierten Platz. Nur die Top drei jeder Serie sowie die drei weiteren Zeitschnellsten qualifizierten sich für das Halbfinale. „Mein Trainer und ich hatten die Saison 2023 auf die Olympiaqualifikation ausgerichtet. Das ist auch gelungen“, so die 25-Jährige. Bei den Weltmeisterschaften wollte sie versuchen, noch einmal zu „glänzen“, kam am Ende aber nicht über den 33. Gesamtplatz hinaus. Die Anstrengungen der vergangenen Monaten machten sich bemerkbar. „Niemand kann zwei Monate hintereinander leistungsfähig sein. Aber es ist schwer zu verkraften, dass ich jetzt bei der WM eines der schlechtesten Rennen meiner Saison gemacht habe.“ Doch auch bei ihr stand nach kurzer Enttäuschung die Freude über den gelungenen Sommer schnell im Vordergrund. Zur Erinnerung: Van der Weken hatte sich im Juni mit ihrer Rekordzeit von 11,02 Sekunden in die Spitze Europas katapultiert, löste wenig später ihr Olympiaticket und kürte sich vor drei Wochen auch noch zur Universitätsweltmeisterin.
Drei ungültige Versuche
Für Bob Bertemes nahm die WM indes ein enttäuschendes Ende. Drei ungültige Versuche in der Qualifikation besiegelten das frühe Aus des 30-Jährigen. Ein Unwetter kurz vor Beginn des Wettbewerbs hatte für eine einstündige Verspätung und schwierige Verhältnisse gesorgt – gleich vier Athleten stürzten dabei in dem nassen Stoßring. Bertemes seinerseits spürte schon während seines ersten Versuches Schmerzen in der Wade – wohl ein Anzeichen dafür, dass eine Verletzung, die er sich im Frühjahr zugezogen hatte, immer noch nicht ganz verheilt ist. Auch in der Folge gelang ihm kein gültiger Versuch. Ende Juli hatte sich Bertemes beim „Meeting international“ in Schifflingen noch in guter Form gezeigt und mit einem Wurf über 21,03 Meter auf die WM eingestimmt. Diese Distanz hätte in Budapest locker fürs Finale gereicht – 20,74 Meter wären dafür nötig gewesen.
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