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Klima und Kapital – Der drohenden Katastrophe fehlt ein politisches Gegenprojekt

Klima und Kapital – Der drohenden Katastrophe fehlt ein politisches Gegenprojekt

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Ob es an der Hitze liegt? Die Menschen scheinen auf jeden Fall immer verrückter zu werden. Die Grenzen zwischen Wahrheit und Erfindung, zwischen Wissenschaft und Erzählung verschwinden mehr und mehr im Flimmern der Öffentlichkeit.

In den USA sammeln sich Hunderttausende hinter dem Buchstaben «Q» und glauben krudesten Verschwörungstheorien. Die Schreibfehler in den Tweets ihres Präsidenten wären gar keine, sondern Geheimbotschaften an sie, die Q-Anhänger. Hillary Clinton und Barack Obama würden mit Kindern handeln. So ein Zeug. Und die Leute nehmen es ernst, bitterernst.

Zur selben Zeit liefern Forscher ihre neuesten Erkenntnisse zum Klima. Das Zusammenspiel verschiedener Entwicklungen sei unterschätzt worden. Treten ihre Vorhersagen ein, werden einige Regionen des Planeten bald unbewohnbar sein. Im Worst-Case-Szenario gilt das für den ganzen Planeten. Anders gesagt ist unser bestmöglicher Weg einer in die Katastrophe, der schlimmstmögliche einer ins Chaos. So ein Zeug glauben viele Leute nicht. Obwohl es bitterer Ernst ist.

Wir leben in einer Zeit des Massensterbens der Arten. Forscher sprechen von «biologischer Auslöschung». Im März ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn gestorben. Es leben noch zwei Weibchen, die Art wird wohl verschwinden. Das ist zweifelsohne ein prominentes Beispiel. Durchschnittlich gehen dem Planeten täglich 150 bis 200 Arten verloren. Solche Massensterben sind kein neues Phänomen. Das letzte gab es vor 60.000 Jahren. Doch dieses, sagen die Forscher, schreite schneller voran. Auch wegen des Temperaturanstiegs. Irgendwann, in aller Logik weitergedacht, könnten auch wir dran sein, oder?

Nicht vergessen: Trumps Vertipper sind Geheimnachrichten.

Wieso die Temperaturen steigen und was das bewirkt, ist lange bekannt, spätestens seit Ende der 1970er-Jahre. Doch mögliche Lösungen kollidierten mit einer von den USA ausgehenden Wirtschaftsordnung, die den Kapitalismus immer mehr von seinen sozialpolitischen Fesseln befreite. Bis er ungezügelt war. Bis er das war, was mittlerweile gemeinhin Neoliberalismus genannt wird. Ende der 1970er-Jahre gründeten sich auch viele grüne Bewegungen und Parteien. Von jetzt aus betrachtet war ihre Politik nicht mehr als ein Tropfen auf den immer heißer werdenden Stein.
Wenn alles in die Brüche geht, bei Krieg und Naturkatastrophen, leiden zuvorderst die Armen. Flucht oder ein neues Heim aufzubauen, kostet beides Geld. Wer keines hat, bleibt auf der Strecke. Ohne die soziale Frage wird die Klimafrage also nicht zu beantworten sein. Die Armen müssen uns wieder wichtig werden.

Sollte das Weltklima tatsächlich völlig aus den Fugen geraten, wird es zu mehr Kriegen und Naturkatastrophen kommen. Mehr Menschen werden flüchten. Nicht nur aus Afrika. Die dunkelsten Szenarien sehen riesige unbewohnbare Flächen in den USA, in China, in Indien voraus. Auch Europa wird nicht mehr dasselbe sein. Viel häufiger als heute werden Menschen wie Fliegen unter der sengenden Hitze einfach kollabieren und sterben. Das Ende der Menschheit wäre in dem Fall nicht mehr auszuschließen.

Es sind Aussichten, die wahlweise traurig oder wütend machen. Erstaunlich ist und bleibt, wieso ein solch fabelhaftes politisches Thema erfolglos blieb. Dabei bietet es alles, was Politik braucht. Es eint alle gegen eine Gefahr. Es geht um den Glauben an eine Utopie, nämlich dass alles noch zu retten ist. Es geht um Haltung und nicht um Spaltung. Und damit geht es letztlich um Optimismus.

Anmerkung für Verschwörungstheoretiker: Dieser Text enthält vielleicht Tippfehler – aber sicher keine geheimen Botschaften.

Jacques Zeyen
12. August 2018 - 14.25

PS:
Schade ,daß Dummheit nicht weh tut.Das wäre der beste Anreiz etwas dagegen zu tun.

Jacques Zeyen
12. August 2018 - 14.23

Der letzte Ur-Tasmanier wurde vor 200 Jahren von Siedlern abgeschossen und aus seiner Haut ließ sich ein christlicher Arzt einen Tabakbeutel machen. 60% der Amerikaner glauben an Engel aber nicht an den Klimawechsel. Der drittreichste Mann der Welt,Warren Buffet, sagt öffentlich ins Mikrofon:"Wir befinden uns im Krieg.Es ist der Krieg Reich gegen Arm.Und wir,die Reichen,werden diesen Krieg gewinnen."Die Erde braucht nicht gerettet zu werden. Es ist der Mensch der sich seinen Ast abschneidet und niemand wird ihn je vermissen.
Das ist keine geheime Botschaft sondern eine Frage der Zeit.

Olaf Burmeister
11. August 2018 - 14.28

Herrschaft - Knechtschaftdenken.
Ehre und Anerkennung
Begierde
3 mächtige Pfeiler unseres Handelns.
Während die Vernunft immer mehr dem Ego und der Angst weicht.
Hier eine provozierende Frage:
Warum lassen wir in Europa nicht sämtliche Grenzen fallen und beauftragen das bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste und erfolgreichste Land mit der Führung, zum Wohle aller?

MarcL
10. August 2018 - 12.43

Wie ein Tageblatt-Kollege neulich schrieb ist Europa zur Zeit so sehr mit sich selbst beschäftig (Migration, Rechtspopulismus, Mangel an Solidarität unter den Ländern, etc.), dass offenbar keine Zeit bleibt sich um wichtigere Themen zu kümmern. Man verzettelt sich in Familienstreitereien und bekommt nicht mit wie die Welt um einen aus den Fugen gerät.